Ergo wächst nur im Ausland

Steuereffekt beschert Gewinnsprung - Zinszusatzreserve mit 725 Mill. Euro dotiert - Kostendruck wächst

Ergo wächst nur im Ausland

Sondereffekte, allen voran ein hoher Steuerertrag, haben Ergo 2014 einen Gewinnsprung beschert. Gewachsen ist der Versicherer allerdings nur im Ausland. Im neuen Turnus wird ein Ergebnis zwischen 400 und 500 Mill. Euro angepeilt.ab Düsseldorf – “Unser Problem sind die niedrigen Zinsen, nicht die Zinszusatzreserve.” Mit diesen Worten bezog Ergo-Chef Torsten Oletzky Position bei einem Thema, das die deutschen Lebensversicherer derzeit umtreibt. Denn die Zinszusatzreserve (ZZR) – eigentlich zur Abfederung des Zinsverfalls gedacht – erweist sich im aktuellen Zinsumfeld als extreme Belastung für die Branche. Allein Ergo musste den Reserveposten im abgelaufenen Turnus mit 725 (i.V. 400) Mill. Euro dotieren. Der seit 2011 zu bildende Puffer ist auf 1,5 Mrd. Euro gewachsen.Doch auch wenn Oletzky das Konzept der ZZR prinzipiell für richtig hält, muss die Berechnungsformel nach seiner Einschätzung überdacht werden. Denn sinnwidrig sei, dass Versicherer heute festverzinsliche Papiere mit hohen Kupons verkaufen müssten, um die ZZR aufzubauen und damit sehenden Auges ihr künftiges Kapitalanlageergebnis verschlechterten. Insofern plädiert Oletzky dafür, den Lebensversicherern mehr Zeit beim Aufbau des Reservepostens zu geben. Weniger NeugeschäftErgo selbst realisierte im zurückliegenden Geschäftsjahr aus dem Verkauf von Wertpapieren Bewertungsreserven von 610 (500) Mill. Euro. Ausweislich des Geschäftsberichts stiegen die nichtbilanzierten Bewertungsreserven zugleich auf 15,8 (7,2) Mrd. Euro. Zudem vereinnahmte Ergo Zusatzerträge von 463 (-309) Mill. Euro, die in erster Linie aus Zuschreibungen auf ein Portfolio zur Zinsabsicherung stammten. Letztlich konnten die außerordentlichen Erträge in der Kapitalanlage von gut 1 Mrd. Euro den Rückgang im ordentlichen Kapitalanlageergebnis um fast 3 % mehr als ausbügeln.Nach Einschätzung von Finanzchef Christoph Jurecka handelt es sich jedoch nur um einen optischen Effekt, der verdeckt, wie stark die niedrigen Zinsen das Geschäft belasten. Ablesen lässt sich das nicht zuletzt am Neugeschäft in der Lebensversicherung: In Deutschland verringerte sich der Neuzugang nach laufenden Beiträgen um mehr als 12 %. Die gesamten Beitragseinnahmen im deutschen Lebensversicherungsgeschäft schrumpften um knapp 4 % auf 4,4 Mrd. Euro. Zwar konnte das Spartenergebnis nahezu auf Vorjahresniveau gehalten werden, Hintergrund dafür waren jedoch ausschließlich die Sondereffekte. “Organisch ist in der Lebensversicherung kein Geld mehr zu verdienen”, brachte es Jurecka auf den Punkt.Da die Lebensversicherung jedoch ein wichtiger Baustein in der Altersversorgung sei, müssten für die Kunden Lösungen gefunden werden, sagte Oletzky. Eine der größten Herausforderungen sei, dass sich die Kosten nicht so schnell anpassen ließen, wie die Zinsen verfielen.Doch nicht nur in der Lebensversicherung sah sich Ergo mit Beitragsrückgängen konfrontiert. Auch in den übrigen Versicherungssparten – mit Ausnahme des internationalen Geschäfts – gingen die Beitragseinnahmen zurück. Dennoch zahlt sich die ertragsorientierte Politik aus, konnten mit Ausnahme des deutschen Lebensversicherungsgeschäfts doch alle Sparten höhere Ergebnisse zeigen. Zwar überzeichnen die Sondereffekte – allen voran ein Steuerertrag von 174 Mill. Euro – den Gewinnsprung im Konzern um mehr als 40 % deutlich. Doch auch ohne die Sondereffekte wäre das Ergebnis am oberen Ende der ausgegebenen Zielspanne von 350 bis 450 Mill. Euro gelandet, freute sich Oletzky.Bei weitgehend stabilen Beitragseinnahmen von etwa 18 Mrd. Euro kalkuliert die Tochter der Munich Re 2015 mit einem Konzernergebnis zwischen 400 und 500 Mill. Euro. Der Fall Heta wird Ergo im ersten Quartal Wertberichtigungen in zweistelliger Millionenhöhe bescheren.