Erlöse im Retail Banking steigen

Bericht prognostiziert weltweites Wachstum von mehr als 5 Prozent - Trend geht an Deutschland vorbei

Erlöse im Retail Banking steigen

Die Erlöse im Retail Banking wachsen weltweit deutlich. Das gilt allerdings nicht für deutsche Institute, halten die Berater der Boston Consulting Group fest. Denn während asiatische Häuser von einem raschen Wandel profitieren und US-Adressen weniger reguliert sind, darben die hiesigen Banken weiter.kb Frankfurt – Retail Banking ist im Aufwind – weltweit betrachtet. Die Erlöse werden in den kommenden drei Jahren rund um den Globus um durchschnittlich 5,3 % jährlich wachsen, nachdem sie zwischen 2011 und 2016 bereits um jährlich 4,8 % gestiegen waren (siehe Grafik). Dies geht aus dem “Global Banking Report” der Beratungsfirma Boston Consulting Group (BCG) hervor.Beim Ertragswachstum gibt es demnach erhebliche regionale Unterschiede. Den größten Erlöszuwachs von jährlich 8,1% werden der Prognose zufolge Banken im Raum Asien-Pazifik erreichen, weil dort in den bevölkerungsreichen Ländern immer mehr Menschen erstmals Finanzdienstleistungen in Anspruch nehmen. Ein weiterer Grund ist die dort weit verbreitete Digitalisierung. Geldhäuser in Nordamerika werden ihre Erlöse im Massengeschäft mit Privatleuten in den nächsten drei Jahren um jährlich 2,8 % steigern. Höhere Zinsen dürften die Margen der US-Banken ebenso verbessern wie ein steigendes Kundeninteresse an Investmentprodukten. Die Analysten schätzen, dass die Margen von Banken im nordamerikanischen Retail Banking um 50 % höher liegen als im Rest der Welt. Am Ende der Wachstumsskala stehen Banken in Westeuropa, die in den kommenden drei Jahren ihre Erlöse lediglich um 2,2 % erhöhen werden, wie die Autoren erwarten. Vergleichsweise moderat legen demnach Banken in Deutschland zu. Nach einem Minus der Erträge von jährlich 2 % von 2011 bis 2016 zeichnet sich nun zwar ein Wachstum ab, das aber mit 1 % im weltweiten Vergleich mager ausfällt. Regulierung bremstBanken in Westeuropa können zwar, gestärkt durch ein robustes Wirtschaftswachstum und gestiegenes Verbrauchervertrauen, laut dem Bericht von einer zunehmenden Kreditnachfrage profitieren. Nach einem Wachstum um lediglich 1% in den vergangenen Jahren soll sich das Kreditwachstum in den kommenden Jahren verdoppeln. Jedoch drücken mehrere negativen Faktoren die Erträge im Privatkundengeschäft westeuropäischer Banken, wie es im Bericht heißt. Dazu zählen die jahrelang niedrigen Zinsen mit wenig Aussicht auf eine nennenswerte Steigerung – anders als etwa in den USA -, der Wettbewerbsdruck durch “digitale Angreifer” und diverse Regulierungsvorhaben, deren Zahl sich seit 2011 verdreifacht habe. Die Autoren nennen insbesondere die Deckelung der Interchange-Gebühr für Kartentransaktionen in Europa. Banken in den USA können deutlich höhere Gebühren bei Kartentransaktionen verlangen. Die höchsten Compliance-Ausgaben tragen wiederum Banken in Europa. US-Adressen können derweil mit Deregulierung rechnen. Europas Banken haben laut Bericht erheblich investiert, um Kosten zu senken und um Dienste zu modernisieren. Mit ihrer Digitalisierung sind die Banken weltweit zwar “halbwegs durch”. Viele Technologien, die unter Stichworten wie Advanced Analytics, Data Architecture oder Robotics bekannt sind, befinden sich aber in der Pilotphase. Digitalisierung lohnt sich dem BCG-Bericht zufolge aber: Die Institute, die in der Digitalisierung bereits weit vorangeschritten sind und somit eine höhere Produktivität aufweisen, weisen eine um 10 Prozentpunkte niedrigere Aufwand-Ertrags-Relation aus als die Banken am Ende der Skala. Um ein digitales Ökosystem über das konventionelle Geschäft hinaus auszubauen, haben sich im vergangenen Jahr 71% der Banken an Finanzierungen von Fintechs beteiligt; 2013 waren es erst ein Fünftel gewesen. Die Beteiligung an Fintechs soll Banken helfen, an der Spitze der Entwicklung zu stehen, Innovationen fördern und die Institute auf technische Veränderungen vorbereiten, die von den Internetgiganten wie Amazon, Apple und Google erwartet werden. Einige Finanzdienstleistungen haben die US-Konzerne bereits in den Markt gebracht, weitere dürften folgen. Etablierte Banken könnten aber mit einer deutlichen Personalisierung von Angeboten und Kommunikation den Vertrieb in manchen Produkten um 30 bis 40 % steigern, schreiben die BCG-Berater.