Betriebliche Altersvorsorge

Erste „Nahles-Rente“ startet

Nach langen Verhandlungen ist das erste Sozialpartnermodell in Deutschland unter Dach und Fach. Der Talanx-Konzern und Verdi haben sich auf die neue Form der Betriebsrente verständigt.

Erste „Nahles-Rente“ startet

ak Köln

 Nach langen Verhandlungen ist das erste Sozialpartnermodell in Deutschland unter Dach und Fach. Der Talanx-Konzern und Verdi haben sich auf die neue Form der Betriebsrente verständigt. Sie ist tarifvertraglich verankert und gilt ab Anfang Juli für rund 11000 Beschäftigte des Versicherers in Deutschland. Die sogenannte „Nahles-Rente“, die mit dem Betriebsrentenstärkungsgesetz eingeführt wurde, sieht keine Garantie für die Betriebsrenten vor. Dafür könnten die Chancen des Kapitalmarkts stärker genutzt werden als bei den klassischen Modellen, werben die Anbieter.

Es hat mehr als drei Jahre gedauert, bis das erste Sozialpartnermodell, das seit Anfang 2018 möglich ist, tatsächlich verwirklicht wurde. „Der Weg war durchaus steinig“, hieß es von den Verhandlungspartnern. Da das Gesetz den Tarifpartnern die gemeinsame Durchführung und Steuerung auferlegt, aber vieles im Detail vage lässt, mussten viele Fragen geklärt werden. Der Ab­schluss ist für Talanx auch Werbung für das eigene Produkt. Zusammen mit der Zurich Deutschland bildet der Versicherer das Konsortium der „Deutsche Betriebsrente“, die als An­bieterin das Sozialpartnermodell auch an andere Tarifpartner verkaufen möchte.

Es gibt noch weitere Versicherer, in Konsortien Lösungen für das Sozialpartnermodell entwickelt haben. So haben sich im „Rentenwerk“ De­be­ka, HUK-Coburg, Go­thaer, Stuttgarter und Barmenia zusammengeschlossen, in der „Initiative Vorsorge“ kooperieren Alte Leipziger, Neue Bayerische Beamten, LV von 1871 und Volkswohl Bund. In der Sparkassengruppe arbeiten die öffentlichen Versicherer zusammen. Andere An­bieter positionieren sich allein.

Laut Verdi laufen Gespräche über das Sozialpartnermodell mit dem Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes. Sie seien in einem frühen Stadium, sagte Verdi-Vorstandsmitglied Christoph Schmitz. Ob 2021 ein Abschluss gelinge, sei fraglich. Auch ein privater Energieversorger habe Interesse gezeigt.

Das Modell von Talanx und Zurich basiert auf einem Pensionsfonds. Er ist zum Start mit 100 Mill. Euro ausgestattet worden, um von Anfang an eine professionelle Kapitalanlage betreiben zu können, und investiert zu 50% in Aktien und zu 50% in Renten. Die Zielrente, so erläuterte Talanx-Vorstand Fabian von Löbbecke, liege zum Beispiel für einen 40-Jäh­rigen doppelt so hoch wie bei einer klassischen Betriebsrente. Garantiert ist sie aber nicht und kann während der Rentenphase auch schwanken. Um aber eine gewisse Absicherung einzubauen, schießt der Arbeitgeber zu den eingezahlten Beiträgen 5% dazu, die als ein zusätzliches Sicherungsvermögen fungieren.

Auf solche Sicherungsmechanismen hatte Verdi gepocht. Verdi-Verhandlungsführerin Martina Grundler glaubt ohnehin, dass eine die Gewerkschaft auch bei ihren Mitgliedern noch viel Kommunikation betreiben muss, um den Abschied von den Garantien zu vermitteln: „Es wird viel Überzeugungsarbeit nötig sein.“