Global-Wealth-Studie

Erstmals seit der Finanzkrise sinken die Vermögen weltweit

Weltweit ist das Vermögen um 3% gesunken, so die Allianz. Für 2023 wird wieder mit einem Zuwachs von rund 6% global gerechnet. Doch Deutschland dürfte weiter zurückfallen.

Erstmals seit der Finanzkrise sinken die Vermögen weltweit

Horrorjahr für die Vermögensentwicklung

Erstmals seit der Finanzkrise sinken laut Allianz-Studie die Vermögen 2022 weltweit – Für das laufende Jahr wieder Zuwächse erwartet

Weltweit ist das Vermögen im vergangenen Jahr um fast 3% gesunken. Ursachen sind Zinswende, Inflation und der Ukraine-Krieg. Für 2023 und die folgenden Jahre wird wieder mit einem Zuwachs von rund 6% global gerechnet. In Deutschland dürfte die Steigerungsrate aber nur halb so hoch ausfallen.

wbr Frankfurt

Die privaten Haushalte haben weltweit 2022 beim Geldvermögen so viel verloren wie seit der globalen Finanzkrise 2008 nicht mehr. Das Geldvermögen der untersuchten knapp 60 Länder schrumpfte im vergangenen Jahr um 2,7%, wie der Versicherer Allianz in seinem jährlichen „Global Wealth Report“ feststellt.

Zum Vermögen zählt der Versicherer Bargeld und Bankeinlagen, Ansprüche gegenüber Versicherungen und Pensionsfonds sowie Wertpapiere. Immobilien und Ansprüche an gesetzliche Rentensysteme sind nicht enthalten.

„Das Jahr 2022 war für die Sparer ein Jahr des Schreckens“, bilanziert Allianz-Chefvolkswirt Ludovic Subran bei der Vorstellung der Studie am Dienstag. Die Gründe für die negative Bilanz sind unter anderem der Krieg in der Ukraine, die hohe Inflation sowie die Verschärfung der Geldpolitik.

Allianz Global Wealth Report 2023

Die Vermögenspreise fielen auf breiter Front. Die Entwicklungen der drei großen Anlageklassen unterschieden sich nach Angaben der Allianz jedoch deutlich. Während Wertpapiere (−7,3%) und Ansprüche an Versicherungen sowie Pensionskassen (−4,6%) starke Rückgänge verzeichneten, zeigten Bankeinlagen mit 6,0% ein ordentliches Wachstum.

Insgesamt gingen weltweit Finanzanlagen im Wert von 6,6 Bill. Euro verloren, das von der Studie erfasste Geldvermögen belief sich damit Ende 2022 auf 233 Bill. Euro. Am stärksten war der Rückgang in Nordamerika (−6,2%), gefolgt von Westeuropa (−4,8%).

Deutschland hart getroffen

Überdurchschnittlich hoch war der Rückgang beim Vermögen in Deutschland. Das Jahr schloss mit einem Minus von 4,9% ab und lag damit noch unter dem Jahr der Finanzkrise 2008, als die Vermögen in Deutschland um 4,5% geschrumpft waren.

Nach Angaben von Subran war die negative Entwicklung auch darauf zurückzuführen, dass die Ansprüche gegenüber Versicherungen und Pensionsfonds um 12,9% gefallen seien, der erste Rückgang überhaupt.

Anders als in Nordamerika und Europa verzeichnete Asien gegen den Trend noch relativ starke Wachstumsraten. Besonders in China wuchs das Geldvermögen mit einem Plus von 6,9% deutlich. Verglichen mit dem Vorjahr ( 13,3%) und dem langfristigen Durchschnitt der letzten 20 Jahre ( 15,9%) war das chinesische Vermögenswachstum aus Sicht der Allianz-Experten „jedoch eine eher enttäuschende Entwicklung – die wiederholten Lockdowns forderten ihren Tribut“.

Die deutlichen Zuwachsraten in Asien gelten allerdings nicht für Japan, wo das Geldvermögen der privaten Haushalte 2022 stagnierte, berichtet der Versicherer.

Inflation frisst Kapital

Trotz der Verluste lag das weltweite Geldvermögen der betrachteten Länder Ende letzten Jahres nominal fast 19% über 2019, also vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Bei einer realen Betrachtung reduziert sich dieser Zuwachs inflationsbereinigt auf 6,6%. „Zwei Drittel des (nominalen) Wachstums fielen den Preissteigerungen zum Opfer.“ Diese globalen Werte spiegeln die Situation in Westeuropa jedoch nicht wider. „Alle nominalen Zuwächse wurden ausradiert“, schreibt die Allianz in der Studie und errechnet, dass das reale Geldvermögen gegenüber dem Jahr 2019 in Europa um 2,6% sank.

,,Jahrelang haben sich die Sparer über die Nullzinsen beschwert. Doch der wahre Feind der Sparer ist die Inflation“, sagt Chefvolkswirt Subran. In Deutschland zum Beispiel hat sich das nominale Vermögen pro Kopf in den letzten 20 Jahren zwar verdoppelt. Nach Abzug der Inflation liege der Zuwachs nur noch bei 40%. Dies unterstreiche die Notwendigkeit intelligenten Sparens und größerer finanzieller Kompetenz. „Aber die Inflation ist ein schwer zu besiegendes Biest. Ohne Anreize und Subventionen für langfristiges Sparen werden es die meisten Sparer schwer haben.“

Es geht wieder aufwärts

Für 2023 zeigt sich die Allianz wieder optimistischer. „Insgesamt erwarten wir einen Anstieg des globalen Geldvermögens um rund 6%.“ Für Deutschland rechnet das Haus jedoch nur mit 3%. Global betrachtet sollte sich das durchschnittliche Wachstum in den nächsten drei Jahren zwischen 4 und 5% einpendeln.

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