Es geht aufwärts
Immobilienwirtschaft zwischen „Bangen und Hoffen“
Trendbarometer der Berlin Hyp – Gespaltene Meinungen und Hoffen auf die Zinswende prägen die Branche
tl Frankfurt
Ein gespaltenes Bild malen Immobilienprofis mit Blick auf die Lage auf dem Immobilienmarkt. Das zeigt erneut die regelmäßig von der Berlin Hyp durchgeführte Trendbarometer-Umfrage. Dieses Mal antworteten mehr als 400 Immobilienexperten zwischen dem 7. und 9. Oktober, also als sich die Branche in München zur Expo Real traf.
Deutschland fällt zurück
„Die Branche befindet sich in einem Spannungsfeld zwischen Hoffen und Bangen“, analysiert der Berlin Hyp-Vorstandsvorsitzende Sascha Klaus die Stimmung in der Branche. „Nachdem lange durchweg Pessimismus vorherrschte, unterscheiden sich die Perspektiven nun recht deutlich. Während die einen schon wieder nach vorne schauen und sich über ein leichtes Anziehen des Marktes freuen, sind die anderen noch sehr intensiv mit der eigenen geschäftlichen Situation beschäftigt.“
Plakativ zeigen sich die unterschiedlichen Einstellungen der Marktteilnehmer an der Zustimmung zu gängigen Sprüchen. Während rund die Hälfte der Befragten sich an das Motto „Survive till ’25“ halten, folgen 19% „Ich max nix bis ’26“ oder hoffen 30% auf „’27 – back in heaven“. Ein klareres Bild zumindest im historischen Vergleich gibt die Meinung zur Attraktivität des deutschen Marktes im Vergleich zu Rest-Europa. Hielten ihn im Jahr 2021 noch 53% für etwas und 17% für viel attraktiver, so gingen jetzt die entsprechenden Werte auf 29% bzw. 9% deutlich zurück. 2024 waren sogar 35% der Befragten der Ansicht, dass der einheimische Markt weniger attraktiv ist als der Rest des Kontinents. Vor drei Jahren waren nur 2% dieser Ansicht.
Als Top-Kandidat für einen zeitnahen Aufschwung gilt fast die Hälfte (45%) der Befragten Wohnen. Nach Ansicht der Berlin Hyp stützen diese Einschätzung ein gesunkenes Zinsniveau, das Ende der Talfahrt bei den Preisen und ein etwas anziehendes Transaktionsvolumen.
Büros haben schwer zu kämpfen
Die zu geringe Bautätigkeit lässt die Mieten weiter steigen. Als Belastung für den Sektor gelten die nach wie vor hohen Baukosten und die immer strengeren Bauvorschriften. Als zweiter Aufschwungkandidat gilt, allerdings mit deutlichem Abstand (23%), Logistik. Als besonders schwierig gilt die Lage des Bürosektors angesichts des Trends zum Homeoffice. Zur Rückkehr ins Office lassen sich die Arbeitnehmenden nur durch hochwertige Objekte und ein modernes Arbeitsumfeld bewegen.
Etwas mehr als die Hälfte der Befragten finden, dass unter diesen Bedingungen der Bürosektor wieder für Investoren attraktiv werden kann. Nur etwas weniger (49%) haben aber auch die Rahmenbedingungen im Blick, sprich eine Belebung der deutschen Wirtschaft.
Eine konjunkturelle Belebung wurde von 43% als wichtiger Faktor für einen kurzfristig spürbaren Auftrieb des deutschen Immobilienmarktes genannt – nur übertroffen von weiteren Zinssenkungen (62%). Es folgen weniger Bürokratie und Regulatorik (40%) und ein reformiertes Baurecht (30%).
Angesichts dieses doch sehr verhaltenen Blicks wundert es nicht, dass die Finanzierungsbereitschaft der Banken von mehr als der Hälfte (55%) als eher niedrig eingeschätzt wird.