E S Rück: Kfz-Versicherer bleiben noch länger defizitär
Kfz-Versicherer bleiben noch länger defizitär
E S Rück: Bisherige Tarifanpassungen unzureichend
ste Hamburg
Autobesitzern in Deutschland könnten für geraume Zeit steigende Versicherungsprämien ins Haus stehen. "Stark überdurchschnittlich steigende Ersatzteil- und Reparaturkosten sowie gestiegene Schadenfrequenzen führen zu massiven Verlusten und belasten die Profitabilität der Kraftfahrtversicherer weiterhin stark", sagte Michael Pickel, Vorstandschef der für das Deutschland-Geschäft der Hannover Rück zuständigen Tochter E S Rück, anlässlich des diesjährigen Rückversicherungstreffens in Baden-Baden. Vor diesem Hintergrund seien Anpassungen bei den Preisen in der Kraftfahrtversicherung in den kommenden Jahren unausweichlich, um aus der Verlustzone zu kommen und das Geschäft langfristig profitabel aufzustellen.
Milliardendefizit in diesem Jahr
Die E S Rück, die als größter Kraftfahrt-Rückversicherer in Deutschland gilt, geht aktuell davon aus, dass die Kraftfahrtversicherung, gemessen am Volumen die größte Sparte in der Schaden- und Unfallversicherung in Deutschland, in diesem Jahr auf ein Defizit von rund 2,9 Mrd. Euro kommen wird. Die Durchschnittsschäden seien 2023 erneut signifikant gestiegen, die bisherigen Tarifanpassungen erzielten zugleich nicht die gewünschten Effekte.
Die vor 100 Jahren in Köln als Eisen und Stahl Versicherung gegründete E S Rück, an der neben der Hannover Rück mit einem Anteil von 64,8% acht deutsche Versicherer mit zusammen 35,1% beteiligt sind, sieht deutliche Tarifanpassungen im zweistelligen Prozentbereich als erforderlich an. In Erwartung einer weiteren Verteuerung der Durchschnittsschäden um mindestens 5% geht die Gesellschaft aber auch 2024 von einem hohen Verlust in der deutschen Kraftfahrtsparte von 2,7 Mrd. Euro aus. Frühestens 2026 könnten die Kfz-Versicherer wieder profitabel sein, verlautete aus Baden-Baden.
Insgesamt geht die E S Rück mit Verweis auf eine anhaltend hohe Inflation und Schadenbelastung in der Schaden-Rückversicherung von weiteren Preiserhöhungen in der Erneuerungsrunde zum 1. Januar 2024 aus. Auch in Deutschland bleibe die Frage nach der Absicherung der Folgen von Starkregen, Überschwemmung, Sturm und Hagel sowie der sich daraus ergebenden Kosten hochaktuell. Sie betreffe private Haushalte wie Gewerbe und Industrie gleichermaßen. Nach einer Unwetterserie im August mit Schwerpunkt in Süddeutschland sei auch 2023 mit erheblichen Schadenbelastungen durch Naturkatastrophendeckungen zu rechnen. Während die Nachfrage nach Elementarschadendeckungen zunehme, blieben die Kapazitäten im Rückversicherungsmarkt insgesamt knapp. In der Summe seien daher weiter steigende Preise für Naturkatastrophendeckungen zu erwarten.
Im Geschäft mit Industrie und Gewerbe hält die E S Rück weitere Preiserhöhungen aufgrund der hohen Inflation für erforderlich. Zudem habe es mehr Großschäden durch Feuer gegeben. Bei Cyberdeckungen sei zu erwarten, dass nach den deutlichen Preissteigerungen der vergangenen Jahre Kapazitäten bestehender und neuer Marktteilnehmer zu einer Stabilisierung der Preise auf höherem Niveau führen. Da die Schadenaufwände aber stiegen, bestehe weiterhin Anpassungsdruck.
Aktuell verhandeln Versicherer und Makler mit den Rückversicherern in Baden-Baden über die Erneuerung ihrer Verträge zum 1. Januar 2024. E S-Rück-Vorstandschef Pickel, der auch dem Vorstand des weltweit drittgrößten Rückversicherers Hannover Rück angehört, erklärte, er blicke trotz des herausfordernden Marktumfelds zuversichtlich auf die anstehende Erneuerungsrunde.