Im Gespräch:Jussi Lindberg von Trustly über Konto-zu-Konto-Zahlungen

„Es wird eine Koexistenz mit den Kreditkarten geben“

Trustly expandiert als Open-Banking-Fintech mit Account-to-Account-Payments in Europa und den USA. In Deutschland habe man die Zahl der Transaktionen 2024 um 140% gesteigert, so CRO Jussi Lindberg im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

„Es wird eine Koexistenz mit den Kreditkarten geben“

„Es wird eine Koexistenz mit den Kreditkarten geben“

Der Chief Revenue Officer (CRO) von Trustly sieht Konto-zu-Zahlungen im Aufwind – Schwedisches Fintech gilt als Börsenkandidat

bg Frankfurt
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Dass Schweden neben Klarna mehr als nur ein international relevantes Payment-Fintech hat, wissen bislang nur Eingeweihte. Die Rede ist von Trustly, einem Stockholmer Open-Banking-Spezialisten, der neben dem europäischen auch ein veritables US-Geschäft hat. „2019 sind wir mit der Übernahme von PayWithMyBank in den US-Markt gegangen und sind seitdem dort mit Online-Zahlungen präsent“, so Chief Revenue Officer (CRO) Jussi Lindberg gegenüber der Börsen-Zeitung.

Nur wenn über die API-Schnittstellen eine gute Datenqualität gegeben ist, können wir dem Händler gute Konversionsraten anbieten.

Gute Datenqualität entscheidend

Dabei tummelt sich Trustly mit ihrer Spezialität Account-to-Account-Payments (A2A) in einem Bereich, der nach einer Phase des Aufbaus gutes Wachstum ziehen kann. Denn was über die Jahre zunächst geschehen muss, ist der Aufbau eines Ökosystems an Bankverbindungen, die man braucht, um Online-Zahlungen schnell und kostengünstig auf den Weg zu bringen. „Konto-zu-Konto-Zahlungen sind schon lange ein großes Marktversprechen, aber die Qualität unserer Dienstleistung für Händler hängt auch ganz stark von der Bankenstruktur im jeweiligen Land ab. Nur wenn über die API-Schnittstellen eine gute Datenqualität gegeben ist, können wir dem Händler gute Konversionsraten anbieten.“ Sprich, es kommt nicht zum Abbruch von Transaktionen nach dem Bestellvorgang, weil schnell Klarheit über die Kontodeckung besteht.

Kreditkarten werden nicht verschwinden. Es wird eine Koexistenz geben mit A2A und anderen Zahlungsmethoden.

In Europa haben die immer weiter definierten Pakete der Payment Service Directives (PSD) dafür gesorgt, dass Open-Banking-Fintechs die Verbindungen legen konnten für die sogenannte Zahlungsauslösung. Der große Vorteil: Diese Zahlungsmethode ist mit geringeren Gebühren für Transaktionen verbunden als zum Beispiel Kreditkarten, die neben Klassikern wie Paypal den E-Commerce dominieren. Viele Marktbeobachter gehen davon aus, dass Konto-zu-Konto-Zahlungen den Kreditkarten mächtig das Wasser abschöpfen können. Spekulationen auf den Tod der Kreditkarte seien aber fehl am Platz, sagt Lindberg. „Kreditkarten werden nicht verschwinden. Es wird eine Koexistenz geben mit A2A und anderen Zahlungsmethoden, auch wenn sich die Händlerpräferenzen stark pro Trustly bewegen dürften.“

Breites Netzwerk

Die Eckdaten von Trustly für 2023 sehen so aus: Abgewickelt wurde ein Zahlungsgesamtvolumen von 58 Mrd. Euro, das sich auf 247 Millionen Transaktionen verteilt. In mehr als 30 Märkten sind die Schweden präsent und haben ein Portfolio von 12.000 angeschlossenen Banken sowie 9.000 Händlern. „Und dabei sind wir schon seit zehn Jahren profitabel. Das werden wir auch zeigen, wenn in Kürze die Zahlen für 2024 vorliegen.“

Wird IPO wieder ein Thema?

Vor vier Jahren hatte Trustly schon mal einen Börsengang konkret vorbereitet, das Listing dann aber abgesagt. Die im Markt kursierenden Angaben zu einer indikativen Bewertung klaffen dabei auseinander: Während kürzlich (wohl mit Bezug auf eine Sekundärmarkt-Transaktion) 1,35 Mrd. Dollar genannt wurden, hat Altaktionär Nordic Capital im Herbst einen Wert von bis zu 10 Mrd. Dollar ventiliert. Nordic Capital hatte 2018 den Anteil von Bridgepoint übernommen. Blackrock und Neuberger Berman zählen zu den weiteren Anteilseignern.

Transaktionen in Deutschland mehr als verdoppelt

Jussi Lindberg kam nach Stationen bei Paypal und Adyen zu Trustly, weil er noch mal den „thrill“ erleben wollte, etwas mit hohen zweistelligen Wachstumsraten aufzubauen. In der Regel ist er von Stockholm aus tätig, schaut aber auch im Berliner Büro vorbei. „Wir hatten lange ein Büro in Köln. Aber da viele Mitarbeiter und Kunden wie Zalando in Berlin zu Hause sind, haben wir uns hier niedergelassen.“ Adressiert werden hier neben Händlern auch Firmen mit Auslandsgeschäft oder ausländische Firmen, die Geschäft in Deutschland haben und dafür Zahlungsverkehr brauchen. Die Zahl der deutschen Transaktionen habe man 2024 um 140% gesteigert, sagt Lindberg.

Gut gerüstet sieht er Trustly für die anstehende vollumfängliche Umsetzung von Instant Payment im Herbst. Man habe eine eigene Lösung für die sogenannte „Verification of Payee“ entwickelt, also die sekundenschnelle Identifizierung von Zahlungsempfängern. Rund die Hälfte der mehr als 900 Mitarbeiter sind bei Trustly als Entwickler beschäftigt, um Lösungen auf der Tech-Ebene zu entwickeln.

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