ESG-Kriterien halten Einzug im Bank-Risikomanagement

Fitch zeigt aber Differenzen je nach Lage und Größe

ESG-Kriterien halten Einzug im Bank-Risikomanagement

fir Frankfurt – Die Kreditwirtschaft berücksichtigt weltweit zunehmend Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG) in ihrem Risikomanagement. Allerdings zeigen sich deutliche regionale Unterschiede. In asiatischen und afrikanischen Instituten finden ESG-Risiken am ehesten Berücksichtigung, in nordamerikanischen, osteuropäischen und russischen am wenigsten, hat eine Umfrage der Ratingagentur Fitch unter 182 Banken in 49 Staaten zutage gefördert. Westeuropäische Institute lägen demnach im Mittelfeld. Die Unterschiede seien möglicherweise auf Unterschiede in der Interpretation dessen zurückzuführen, was unter der Umsetzung von ESG-Kriterien zu verstehen sei, heißt es in der Erhebung.Mehr als die Hälfte der befragten Institute gab demnach an, soziale Belange sowie Umwelt- und Governance-Kriterien “immer” oder “meistens” einzubeziehen. Das trifft zu für Teilaspekte wie Risikoorganisation, strategische Planung und Festlegung von Risikoneigung sowie -minimierung. Eine Ausnahme bleibt die Risikobewertung, mit der sich die meisten Institute noch schwertun. Hier gaben nur 39 % an, diese zu berücksichtigen. Als problematisch erachtet Fitch die Beschaffung entsprechender quantitativer Unternehmensdaten und ihre Verknüpfung mit qualitativen Erkenntnissen. Dennoch erwarten die Analysten Besserung: “Wir glauben, dass Banken verstärkt von ESG-Risikodaten in ihrem Risikomanagement Gebrauch machen, da sich die Qualität der Offenlegungen zur Nachhaltigkeit von Unternehmen und zu klimabezogenen Risiken verbessert, was den Zugang zu verlässlichen und vergleichbaren Daten zu ESG-Risiken erleichtert.”Insgesamt seien Großbanken mit einer Bilanzsumme ab 500 Mrd. Dollar eher als kleinere Wettbewerber befähigt und gewillt, klimabezogene Risiken zu berücksichtigen. In dieser Größenklasse seien westeuropäische Finanzinstitute ebenso Vorreiter wie vier Fünftel der global systemrelevanten Banken (G-SIB) aus den anderen Regionen. Grund für das gute Abschneiden europäischer Großbanken sei das zunehmende Zusammenwirken von Aufsicht und Kreditwirtschaft in der EU beim Versuch, Klimaphänomene zu verstehen und in der Risikokalkulation zu berücksichtigen. So habe die Finanzaufsicht in Großbritannien ihre Erwartungen im April dargelegt und signalisiert, dass detailliertere Orientierungshilfen folgen werden. Alles in allem habe die Analyse aber gezeigt, dass derzeit nur die größten Banken aus entwickelten Märkten imstande seien, Klimawandel-Szenarioanalysen vorzunehmen und in ihr Risikomanagement zu integrieren.