Bewertung von Banken an der Börse

ESM ergründet höhere Marktwerte von US-Banken

Der Euro-Notfonds ESM tritt der These entgegen, dass Europas Banken nur wegen der strengeren Regulierung niedriger bewertet seien als ihre US-Pendants.

ESM ergründet höhere Marktwerte von US-Banken

ESM sondiert Gründe für höhere Marktwerte von US-Banken

Euro-Notfonds erachtet Faktor Regulierung für überschätzt

fed Frankfurt

Europas Großbanken sind an den Kapitalmärkten nicht in erster Linie wegen der strengeren Regulierung, der sie unterliegen, niedriger bewertet als US-Finanzkonzerne. Zu diesem Schluss gelangen Volkswirte und Finanzmarktexperten des Euro-Rettungsfonds ESM (European Stability Mechanism).

Zunächst einmal dokumentieren Loukas Kaskarelis, Arndt Gerrit Kund und Martin Rohar auf Grundlage von Bloomberg-Daten, dass zwischen den Banken diesseits und jenseits des Atlantiks seit Jahrzehnten ein „erhebliches Bewertungsgefälle“ existiert. Die Lücke zwischen den höheren Marktwerten amerikanischer Institute und der niedrigeren Kapitalisierung ihrer europäischer Pendants schwindet lediglich in Phasen globaler Krisen wie n den Monaten vor und kurz nach der Lehman-Pleite 2008.

Strengere regulatorische Vorgabe

Zugleich stellen die Ökonomen in Zweifel, dass sich diese Bewertungsdifferenz mit den strengeren regulatorischen Vorgaben für Banken im Euro-Währungsgebiet begründen lässt. Eine solche Argumentation lasse „jedoch die regionalen Unterschiede in Bezug auf Wirtschaftswachstum. Geldpolitik und die Fragmentierung der Märkte außer Acht“.

Die ESM-Experten weisen darauf hin, dass das Bruttoinlandsprodukt in den Vereinigten Staaten seit mehr als 20 Jahren dynamischer wächst als in Euroland. Kumuliert ergibt sich seit der Jahrtausendwende eine Wachstumsdifferenz von mehr als 30 Prozentpunkten. Gleichzeitig weist der ESM darauf hin, dass im Verlauf der vergangenen zwei Dekaden in weiten Teilen das Leitzinsniveau in den USA höher lag als die zentralen Ausleihsätze im Euroraum.

Nachteile wegen Fragmentierung

Zudem spiele die Fragmentierung des Markts eine Rolle bei den Ursachen für die Bewertungslücke: „Der EU-Markt ist nach wie vor in erster Linie entlang nationaler Grenzen aufgeteilt, mit unterschiedlichen Marktpraktiken und Wettbewerbsbedingungen in den einzelnen Mitgliedstaaten, ganz zu schweigen von unterschiedlichen Steuersystemen und Vorgaben für Unternehmensinsolvenzen."

Die Zinserhöhungen seit 2022 hätten zwar die Rentabilität der Banken im Euroraum erhöht, aber nicht dafür gesorgt, dass BNP Paribas, Santander, Deutsche Bank, ING & Co. zu den Bewertungen von JP Morgan Chase, BoA, Wells Fargo oder Citi aufgeschlossen haben. Dazu wäre eine Modernisierung der Geschäftsmodelle europäischer Banken nötig, die wiederum sowohl Banken- als auch Kapitalmarktunion voraussetzten, schlussfolgern die ESM-Ökonomen.

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