ESMA bittet Moody’s zur Kasse
bn Frankfurt
Die Europäische Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA bittet die Ratingagentur Moody’s zur Kasse. Wegen Versagen beim Management von Interessenkonflikten und entsprechenden Verstößen gegen die EU-Verordnung zu Ratingagenturen müssen Moody’s-Einheiten in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien insgesamt 3,7 Mill. Euro berappen, wie die ESMA am Dienstag mitgeteilt hat.
Den Löwenanteil von 2,7 Mill. Euro zahlt demnach die britische Tochter Moody’s UK. Sie hatte es versäumt, von einer Bonitätseinstufung abzusehen, wenn ein mit mindestens 10% an der Agentur beteiligter Aktionär ein Zehntel oder mehr an einem bewerteten Unternehmen hielt oder in dessen Aufsichtsrat saß. Bei 206 Bonitätsnoten für 65 bewertete Einheiten machte die ESMA zudem, wenn eine Adresse 5% der Anteile an der Agentur und einem bewerteten Unternehmen hielt oder in dessen Kontrollorgan wirkte, eine mangelnde Veröffentlichung von Interessenkonflikten aus. Nicht zu-letzt rügt die ESMA einen Mangel in den entsprechenden Methoden und Prozessen der Agentur, etwa mit Blick auf die Datenquellen, deren Nutzung die Identifikation von Interessenkonflikten sicherstellen soll.
Die Einheiten in Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien kommen derweil mit Beträgen von 340000 Euro, 280000 Euro sowie zweimal 174000 Euro davon. Ihnen attestiert die ESMA mit Blick auf die 5-Prozent-Regel, im Falle von 72 Bonitätsnoten für 36 bewertete Unternehmen Interessenkonflikte von Aktionären mangelhaft offengelegt zu haben.
Die Beteiligung von Aktionären an einer Gesellschaft und der diese bewertenden Ratingagentur hatte jüngst im Fall der Greensill Bank für Aufsehen gesorgt. Maurice Thompson, Aufsichtsratschef des Instituts, sitzt im Advisory Board der Ratingagentur Scope, die der Bank bis zum Moratorium ein Investment-Grade-Rating zuerkannt hatte. Nach Informationen der Börsen-Zeitung liegt sein Anteil an Scope allerdings weit unter 5%.