Sustainable Finance Roadmap

ESMA sagt Greenwashing den Kampf an

Die EU-Wertpapieraufsicht ESMA warnt wegen uneinheitlicher Regeln zur Nachhaltigkeit vor irreführenden Angaben im Wertpapiergeschäft. Der Kampf gegen Greenwashing habe im Fahrplan für ein nachhaltiges Finanzwesen Priorität.

ESMA sagt Greenwashing den Kampf an

jsc Frankfurt

Die EU-Wertpapieraufsicht ESMA warnt vor überzogenen und irreführenden Nachhaltigkeitsversprechen im Wertpapiergeschäft und ruft die nationalen Behörden in Europa zu einem gemeinsamen Vorgehen auf: Bisher wendeten die EU-Länder die Regeln zur Erfassung nachhaltiger Produkte unterschiedlich an, so dass eine mangelnde Vergleichbarkeit bis hin zu irreführender Deklaration im Vertrieb drohten, schreibt die ESMA im neuen Bericht zur „Sustainable Finance Roadmap“. Der „Kampf gegen Greenwashing“ habe dabei in den kommenden Jahren Priorität.

Die Behörde warnt vor einer „Regulierungsarbitrage“, also dass Finanzunternehmen gezielt weniger strenge Regeln in bestimmten EU-Ländern ausnutzen könnten. Ähnlich wie auch Branchenvertreter und Kritiker des nachhaltigen Finanzwesens sieht die ESMA eine mangelnde Klarheit über verschiedene Angebote hinweg: So ist demnach unklar, welche Regeln die Anbieter für Produktinformationen anwenden müssen. Auch sind die Informationen, die Unternehmen am Kapitalmarkt zur Nachhaltigkeit bereitstellen, laut der Analyse uneinheitlich. Bis finale EU-Vorgaben für die Berichterstattung der Firmen in der Praxis ihre Wirkung entfalten, vergehen nach Darstellung der ESMA noch einige Jahre. Darüber hinaus läuft die Messung von Nachhaltigkeit über sogenannte Benchmarks nicht glatt, weil die Regeln für Ausschlüsse oder ESG-Ratings unklar sind.

An erster Stelle nennt der Bericht das Feld der Investmentfonds. Demnach besteht ein „ungleiches Verständnis“ darüber, unter welchen Umständen ein Produkt als nachhaltig gilt. Das betrifft Fonds, die gemäß Artikel 8 der europäischen Offenlegungsverordnung eine Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen oder gemäß Artikel 9 einen konkreten Beitrag für ein Nachhaltigkeitsziel versprechen. Zwischen den angegebenen ESG-Merkmalen von Fonds und der tatsächlichen Anlagestrategie bestehe mitunter ein Missverhältnis.

Plötzlich ist alles grün

Mit ihrer Kritik reagiert die ESMA auf eine Welle an Fondsumwidmungen. So hat sich das Volumen von Publikumsfonds, die von den Anbietern als nachhaltig deklariert werden, mit Inkrafttreten der Verordnung im ersten Quartal 2021 allein am deutschen Markt von rund 91 Mrd. Euro auf 168 Mrd. Euro erhöht, wie der Fondsverband BVI aufschlüsselt. Per Jahresende weist der Verband 463 Mrd. Euro aus. Die Analysefirma Morningstar kritisiert den Zuwachs der ESG-Fonds.

Um das Vorgehen der Aufseher abzustimmen, will die ESMA den Austausch stärken. Konkret sieht der Fahrplan der Behörde unter anderem ein gemeinsames und mehrjähriges Trainingsprogramm für die Beschäftigten in Aufsichtsbehörden vor. Auch werde die ESMA die EU-Kommission beraten, wie die Vorgaben rund um Artikel 8 der Offenlegungsverordnung angewendet werden könnten. Darüber hinaus will die Behörde die Kommission bei weiterer Detailarbeit unterstützen, zum Beispiel bei der Entwicklung von Siegeln­ zur Nachhaltigkeit.

Der ESMA-Fahrplan für das nachhaltige Finanzwesen gilt für die Jahre 2022 bis 2024 und soll laufend überwacht und aktualisiert werden. Neben dem Kampf gegen das Greenwashing will die Behörde unter anderem die Folgen des Klimawandels für das Investmentmanagement in Szenarien aufzeigen, die Stresstests von zentralen Gegenparteien um Klimarisiken ergänzen, die Bedeutung von Nachhaltigkeitskriterien für Ratingagenturen untersuchen, die Rolle grüner Fintechs beleuchten und analytische Instrumente für den CO2-Handel entwickeln.

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