ESMA warnt vor Bond-Verknappung

Bedarf an Sicherheiten soll bis 2014 um 2,4 Bill. Euro steigen - Derivateregulierung und Repomarkt als Treiber

ESMA warnt vor Bond-Verknappung

Um Derivatemärkte und Bankgeschäft zu stabilisieren, sollen Marktteilnehmer künftig verstärkt Staatsanleihen und andere bonitätsstarke Papiere vorhalten. Das aber werde zu einer Verknappung dieser Assets führen, warnt die europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA .ssc Frankfurt – Bonitätsstarke Staatsanleihen und andere als sicher eingestufte Wertpapiere dürften knapper werden. Dies prognostiziert die europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA in einer aktuellen Veröffentlichung. Solche Papiere werden künftig verstärkt als Sicherheiten (Collateral) unter anderem bei Derivategeschäften benötigt. Aber auch die Flucht vieler Anleger in mutmaßlich sichere Papiere fördere die Verknappung, so die ESMA.Den zusätzlichen Bedarf an Collaterals bis 2014 in Europa taxiert die Pariser Behörde auf 2,4 Bill. Euro. Die neuen Derivateregelwerke Emir in der EU und Dodd-Frank in den USA würden zusammen für einen zusätzlichen Bedarf von voraussichtlich 240 Mrd. Euro sorgen. Zudem werde der Markt für Repogeschäfte kräftig wachsen, in dem ebenfalls Anleihen als Collateral eingesetzt werden, führt die ESMA weiter aus. Das führe zu einem Mehrbedarf von schätzungsweise 1 Bill. Euro. Als dritten Faktor – der den Bedarf bis 2014 um weitere 1,2 Bill. steigern könnte – nennt sie die neuen Liquiditätskennziffern für Banken, Liquidity Coverage Ratio und Net Stable Funding Ratio. Kreditinstitute müssen damit künftig mehr sichere Papiere als Puffer halten.Das Angebot an in Frage kommenden Papieren werde bis 2014 dagegen voraussichtlich nur um 0,8 Bill. Euro zunehmen, meint die ESMA. Zwar sei das Angebot in den vergangenen Jahren stetig leicht gestiegen (siehe Grafik), doch begrenzten der Zusammenbruch des US-Subprime-Verbriefungsmarktes sowie die europäische Schuldenkrise den Nachschub an bonitätsstarken Papieren, heißt es.Zu einem echten Mangel an Sicherheiten wird es nach Meinung der ESMA dennoch nicht kommen. Derzeit übersteige das Angebot an Collaterals die Nachfrage noch deutlich, betont die Behörde. So seien 2012 lediglich knapp 4,1 Bill. Euro an Sicherheiten benötigt worden. Das Angebot habe sich jedoch auf 11,8 Bill. Euro summiert, Abschläge (Haircuts) je nach Bonität der Papiere bereits berücksichtigt. Zu den verfügbaren Sicherheiten zählt die ESMA als sogenannte “High quality collaterals” Staatsanleihen mit Bonitätsnoten von “BBB -” oder besser, deren Volumen sie in Europa – nach Haircuts – mit 10,3 Bill. Euro angibt. Hinzu kommen Unternehmensanleihen und Covered Bonds mit Ratings ab “AA -” in einem Volumen von 1,55 Bill. Euro.Da gleichzeitig auch viele Anleger sichere Papiere suchten, könnte die Collateral-Verknappung den Markt dennoch verändern, meint die ESMA. Unter anderem könnte dieser Trend dazu führen, dass Banken verstärkt besicherte Wertpapiere emittierten, die sich als Collateral eignen. Das wiederum hätte zur Folge, dass weniger Bilanzaktiva für die Gläubiger unbesicherter Anleihen zur Verfügung stünden (“Asset Encumbrance”). Ferner könnten sich Marktteilnehmer dazu verleitet fühlen, auch Assets geringerer Bonität – etwa Aktien – als Collateral zu akzeptieren. In diesem Fall steige die Gefahr von Kettenreaktionen, falls diese Papiere Kursverluste erlebten und infolgedessen zusätzliche Sicherheiten hinterlegt werden müssten, meint die ESMA.