ETF - optimale Bausteine zum Umsetzen von Strategien
Exchange Traded Funds (ETF) stehen seit ihrer Einführung vor über 15 Jahren für eine beeindruckende Erfolgsgeschichte. Auch in kritischen Marktphasen verzeichneten ETF trotz des indexabhängigen Verhaltens keinen signifikanten Einbruch des verwalteten Vermögens. Ein wesentlicher Vorteil ist neben der effizienten Kostenstruktur, der Transparenz und der zeitnahen Handelsmöglichkeiten auch die flexible und innovative Weiterentwicklung im Nachbildungsprozess und der nachgebildeten Strategien.Über die Jahre konnte eine Verbesserung der Replikationstechniken und auch eine Ausweitung des Angebots hin zu exotischeren oder auch schwerer zugänglichen Märkten erreicht werden. Diese vielfältige Produktpalette ermöglicht es Investoren, ETF als alternatives Finanzinstrument – unter anderem als Surrogat für Futures – zu nutzen, was wiederum dazu führt, dass das Volumen, die Liquidität und damit die Attraktivität von ETF weiter steigt. Aktuell können drei wesentliche Trends im ETF-Markt definiert werden: Smart-Beta-Strategien, die Suche nach Rendite und die Kombination von ETF zur Optimierung der eigenen Allokation.Üblicherweise werden der Smart-Beta-Idee diejenigen Benchmarks zugeordnet, deren Gewichtung zwar regelbasiert ist, aber sich nicht nach der Marktkapitalisierung richtet. Faktoren definieren dabei die Parameter, die einen empirisch nachgewiesenen Einfluss auf das Rendite-Risiko-Profil eines Wertpapiers haben. Je nach Indexmethode werden – basierend auf der Titelwahl des Ausgangsindex – alle oder ein Teil der Wertpapiere mit einer hohen Ausprägung des jeweiligen Faktors (oder auch mehrerer Faktoren) selektiert und danach gewichtet.Diese Entwicklung ist hauptsächlich durch die Wissenschaft und auch durch technische Neuerungen bedingt. Ursprünglich wurde alles, was nicht durch den Markt erklärt werden konnte, als Alpha definiert. Durch den technischen Fortschritt war es möglich, weitere Einflussfaktoren auf die Rendite signifikant nachzuweisen. Da es sich hier um quantitative Größen handelt, kann die Implementierung regelbasiert erfolgen und durch ETF abgebildet werden. Damit können Smart-Beta-Strategien sowohl im aktiven als auch passiven Management eingesetzt werden.Die Eignung als Instrument zur Risikosteuerung ist dabei davon abhängig, ob die Faktoren historisch entweder ein vergleichbares, höheres oder niedrigeres Risiko gegenüber dem Gesamtmarkt aufweisen. Die Anlage sollte wohlüberlegt sein und weder die rein passiven noch aktiven Strategien ersetzen. Dabei ist zu beachten, dass “Factor Investing” (Einsatz von Faktor-Strategien im Portfolio) nicht grundsätzlich eine Verbesserung des Rendite-Risiko-Profils bedeutet, sondern die Marktbedingungen und die Verhaltensweisen der Produkte berücksichtigt werden sollten. Zum Beispiel spielt das Timing im taktischen Bereich eine wesentliche Rolle. Die Suche nach RenditeFür Investoren steht vor allem die Suche nach Rendite durch das Nutzen nachhaltiger Risikoprämien oder auch Marktanomalien unter kosteneffizienten Bedingungen im Vordergrund. “Income Investing” – die Suche nach regelmäßigen Erträgen – zielt dabei darauf ab, nicht nur die Rendite im Portfolio zu optimieren, sondern regelmäßige Erträge zu erhalten, und stellt daher eine mög-liche Anlagestrategie dar.Festverzinsliche Wertpapiere sind die traditionellen Anlagevehikel, um regelmäßige Erträge zu generieren. Vor der Finanzkrise war die Umsetzung auf Bareinlagen und Staatsanleihen von Industrieländern mit gutem Rating beschränkt. Durch das wachsende Angebot im ETF-Bereich kann nun auch in den Märkten investiert werden, die auf Einzeltitelebene aufgrund des hohen Rechercheaufwands und auch der Handelbarkeit bisher nur schwer zugängig waren. Mit ETF basierend auf Unternehmensanleihen mit oder auch ohne Investment Grade (Hochzinsanleihen) und auch Schuldtitel aus Schwellenländern kann der Anleger unter Beachtung des entsprechend höheren Risikoniveaus von zusätzlichen Rendite- bzw. Ertragsquellen profitieren. Alternative ErtragsquellenDas Niedrigzinsumfeld im Rentenbereich motiviert den Anleger dazu, nach alternativen Ertragsquellen zu suchen. Durch das Angebot von alternativen Risikoprämien im Smart-Beta-Bereich erweitert sich das Anlagespektrum über die klassischen Risikoprämien hinaus. Dividendenstrategien, die durch ihre Indexmethode nicht immer primär der Smart-Beta-Idee zuzuordnen sind, bieten eine effiziente Bereicherung der Allokation auf der Suche nach Erträgen. Für Investoren, die sich mit dieser Anlagemöglichkeit näher beschäftigen, ist zu empfehlen, sich auch mit der Methodik der Benchmark auseinanderzusetzen. Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Typen:- Historische oder prognostizierte Dividendenrendite (zum Beispiel DivDax)- Nachhaltige Dividendenstrategien (zum Beispiel Dow Jones Euro Stoxxô« Select Dividend 30)- Berücksichtigung der Unternehmensqualität (zum Beispiel MSCI USA High Yield Index)Obwohl das Risiko grundsätzlich höher einzustufen ist als im Rentenmarkt, könnten diese ETF eventuell Auswirkungen der Inflation durch Dividendenwachstum abfedern oder auch für ein geringeres Volatilitätsniveau als der Marktdurchschnitt sorgen.Es gibt spezifische Risiken wie Zinsänderung, Inflation, Ausfallwahrscheinlichkeit, Währungsschwankungen oder Aktienvolatilität, die bei der Umsetzung von ertragsorientierten Strategien beobachtet werden sollten.In vielen Veröffentlichungen wird gezeigt, dass ETF die optimalen Bausteine für die Umsetzung von Anlagestrategien sind. Doch gerade durch die Kombination auch über mehrere Anlageklassen hinweg können durch das reichhaltige Angebot renditebrin-gende und auch effizient diversifizierende ETF-Portfolien gebildet werden. Grundsätzlich können diese klassisch über die Standardindizes im Renten- und Aktienbereich aufgebaut sein. Durch das aktuelle Marktumfeld und die Produktinnovationen können diese allerdings analog zu den aufgeführten Produkttrends auch zielorientiert und damit mit “dem gewissen Etwas” zusammengestellt werden. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld kann die traditionelle Rentenallokation durch Unternehmens-, Schwellenländer- oder auch Hochzinsanleihen – unter Beachtung des erhöhten Risikos – durch ertragsorientierte Rentenprodukte angereichert werden.Das strategische Kernportfolio ist auf der Aktienseite mit ETF einfach und transparent umzusetzen. In der Regel wird versucht, geografisch weitreichend zu streuen. Um das Risiko noch weiter zu diversifizieren ist es möglich, die eingesetzten breiten Standardmärkte durch Low-Volatility-Strategien zu ersetzen. Die Umsetzung der Diversifikation im Kernportfolio muss nicht zwingend geografisch erfolgen. Auf der Basis von Faktor-ETF kann auch über verschiedene Gewichtungsansätze gestreut werden. Dadurch wird gegebenenfalls nicht nur die Renditeerwartung erhöht, sondern es entsteht auch die Möglichkeit, das Portfolio in verschiedenen Marktphasen zu stabilisieren.Wichtig ist hierbei, die verschiedenen Korrelationen der Faktoren untereinander bei der Anlageentscheidung zu berücksichtigen. Historische Forschungen zeigen zum Beispiel nachhaltig negative Korrelationen der Value-Strategien zu Momentum- oder auch Low-Risk-Prämien. Grundsätzlich gilt, je stabiler die Faktorprämie ist, desto stärker sollte sie relativ zu anderen Faktorprämien im Portfolio gewichtet sein. Außerdem zeigen Faktoren historisch auch prozyklisches oder defensives Verhalten in verschiedenen Wirtschaftsphasen. Diese Eigenschaft kann ebenfalls zur Risikosteuerung im Portfolio genutzt werden.—Stephanie Lang iShares Investment Strategist