Provisionen und Co.

Etliche Bedenken gegen EU-Kleinanlegerstrategie

Von einem generellem Provisionsverbot sieht die EU-Kommission ab. Dennoch stoßen sich Finanzverbände in einer konzertierten Stellungnahme an mehreren Aspekten der Kleinanlegerstrategie.

Etliche Bedenken gegen EU-Kleinanlegerstrategie

Etliche Bedenken gegen
EU-Reform der Finanzberatung

Verbände: Trotz Verzicht auf Provisionsverbot weitreichend

rec Brüssel

Obwohl die EU-Kommission von einem generellen Provisionsverbot in der Finanzberatung abgerückt ist, stößt sich Europas Finanzindustrie an mehreren Punkten der groß angelegten Reform. Das geht aus einer Stellungnahme europäischer Verbände hervor, die der Börsen-Zeitung vorliegt. Darin loben sie zwar das Anliegen, mehr Anleger für die Finanzmärkte zu gewinnen. Die Vorschläge seien jedoch „weitreichend“ und riefen „mehrere Bedenken“ hervor.

Vor zwei Wochen hat EU-Finanzmarktkommissarin Mairead McGuinness ihre Kleinanlegerstrategie vorgelegt. Ihr erklärtes Ziel ist mehr Verbraucherschutz und ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis für Anleger. Ein über Monate erwogenes Komplettverbot von Provisionen ist darin zur Erleichterung weiter Teile der Finanzbranche nicht enthalten, wohl aber eine Reihe anderer Reformvorschläge.

Acht Interessenverbände von Banken, Sparkassen, Versicherern und Vermögensverwaltern haben Lob und Kritik zusammengetragen. Sie begrüßen den Ansatz, die Kommunikation mit dem Kunden grundsätzlich zu digitalisieren, Informationspflichten zu vereinheitlichen und mehr für finanzielle Bildung zu tun. Allerdings teilen sie auch etliche Vorbehalte.

Ungeachtet des Verzichts auf ein Komplettverbot finden sie zahlreiche spezifische Verbote und Einschränkungen für Provisionen. Für Unmut sorgen auch zusätzliche Vorgaben für Beratung und Vertrieb. Es sei zu befürchten, dass dies Anleger eher abschrecken statt ermutigen werde, weil der Aufwand steigen und Zeit fressen werde. Schlecht kommt zudem die Idee von Benchmarks an. Solche Richtwerte sollen es Anlegern erleichtern, die Kosten von Produkten zu vergleichen. „Mehrwert umfasst mehr als nur Kosten“, argumentieren die Verbände.

Zu guter Letzt schreckt sie der Zeitplan auf: EU-Finanzmarktkommissarin McGuinness hat klargestellt, man wolle binnen drei Jahren spürbare Fortschritte zugunsten von Kleinanlegern sehen. Ansonsten, droht die Irin, werde ein komplettes Provisionsverbot zurück auf die Tagesordnung kommen. Die Industrie will mehr Zeit. Schließlich gehe es um Millionen unterschiedlicher Verträge. Außerdem bräuchten die Aufseher zunächst selbst Zeit für detaillierte Vorgaben.

Für Diskussionen sorgt auch eine geplante Weiterbildungspflicht für Finanzberater. Geht es nach der EU-Kommission, müssen sie sich künftig mindestens 15 Stunden berufliche Fortbildung pro Jahr bescheinigen lassen. Laut Finanzdienstleisterverband AfW ist unklar, ob sämtliche Finanzanlagenvermittler darunter fallen. Diese Entscheidung werde letztlich bei der Bundesregierung liegen.

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