EU-Aufsicht hält Clearinghäuser für krisenfest
EU-Aufsicht hält Clearinghäuser für krisenfest
Defizite allerdings im Management von Konzentrationsrisiken
fed Frankfurt
Die EU-Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA beurteilt die Krisenfestigkeit und Robustheit der zentralen Gegenparteien (Central Counterparties, CCPs), die Geschäfte in der Europäischen Union betreiben, ausgesprochen positiv. „Die zentralen Gegenparteien der EU erwiesen sich unter den betrachteten Szenarien und Annahmen insgesamt als widerstandsfähig gegenüber den verschiedenen Arten von Risiken“, berichteten die Aufseher als Ergebnis des von ihnen durchgeführten Stresstests.
Die ESMA bescheinigt den Clearinghäusern ein hohes Niveau, was die abgerufenen Sicherheiten angeht. Die fünfte Auflage des Stresstests belege, dass die Clearinghäuser selbst für ernsthafte Probleme in Bezug auf Kreditausfälle und Liquidität gewappnet seien. Sie verfügten über „robuste Verteidigungslinien, um erheblichen Marktschocks zu widerstehen“, bescheinigt die ESMA den Gegenparteien. Marktschocks bezieht sich in diesem Zusammenhang auf die Annahme von Ausfällen der zwei Clearing-Mitglieder mit den größten Engagements.
Nichtsdestoweniger legte der jüngste Stresstest auch einzelne Defizite offen. „Wir haben immer noch Bereiche identifiziert, in denen bestimmte Central Counterparties ihr Risikomanagement verstärken müssen oder in denen weitere aufsichtliche Arbeiten, einschließlich der Modellierung von Konzentrationen, Vorrang haben sollten“, erklärte Klaus Löber. Der Deutsche ist Vorsitzender des Aufsichtsgremiums für die zentralen Gegenparteien.
Insgesamt wurden 16 zentrale Gegenparteien untersucht, darunter auch zwei britische Clearinghäuser, die sich als „Tier 2 CCPs“ qualifizieren, und alle zugelassenen EU-Clearinghäuser. Bewertet wurden das Kredit- und Konzentrationsrisiko sowie das Liquiditätsrisiko. Die Prüfung wurde durch eine erweiterte Analyse des Clearing-Ökosystems ergänzt. Erstmals wurden in den diesjährigen Stresstest auch Klimarisiken einbezogen. Außerdem hatte die Aufsichtsbehörde zusätzliche problematische Annahmen für Marktrisiken in die Tests einbezogen.
Zentrale Gegenparteien respektive Clearinghäuser treten an den Terminmärkten zwischen die Käufer und Verkäufer von Derivaten. Sie sind zuständig für die Verrechnung von Transaktionen mit Kontrakten. Durch ein System von Sicherheiten und Margenzahlungen aller Marktteilnehmer tragen sie dazu bei, Turbulenzen am Markt zu verringern, wenn einzelne Akteure ausfallen. In Kontinentaleuropa zählt die Deutsche-Börse-Tochter Eurex Clearing zu den wichtigsten zentralen Gegenparteien. Dominiert wird das Geschäft der Verrechnung von Euro-denominierten Derivaten aber nach wie vor von LCH in London.