EU fordert flexible Taxonomie für grüne Geldanlage
jsc Frankfurt – Die geplante Klassifizierung grüner Anlageziele in Europa, die sogenannte Taxonomie, soll nach Vorstellung der EU-Kommission nach Einführung rasch verändert werden können. “Wir müssen eine Führungsstruktur entwickeln, die es erlaubt, die Taxonomie kontinuierlich weiterzuentwickeln”, sagte Olivier Guersent, Generaldirektor für Finanzstabilität, Finanzdienstleistungen und Kapitalmarktunion, auf einer Konferenz des Datendienstleisters Bloomberg am Montag in Frankfurt. Das reguläre Gesetzgebungsverfahren, das EU-Parlament und Mitgliedstaaten umfassend einbindet, sei aufwendig und mit einer Dauer von erfahrungsgemäß etwa zwei Jahren zu langwierig, um die Definition für grüne Finanzanlagen nachträglich zu verändern, sagte er. Niemand könne die künftige Entwicklung von Technologie und Wirtschaft voraussehen, so dass ein starres Regelwerk keine Zukunft habe. “Die Taxonomie wird sich weiterentwickeln müssen, weil sie bereits überholt ist, sobald sie eingeführt wird.”Die Taxonomie ist Teil des EU-Aktionsplans für ein nachhaltiges Finanzwesen. Im März hatte das EU-Parlament Kriterien gebilligt, die unter anderen den Ausschluss von Kohle, Atomkraft und Gasinfrastruktur von einer Einteilung als “nachhaltig” vorsehen. Derzeit befassen sich die EU-Mitgliedstaaten mit den Vorschlägen. Um die Taxonomie nachträglich zu ändern, könnte etwa die Europäische Umweltagentur zusätzliche Verantwortung übernehmen oder ein Gremium aus nationalen Behörden, EU-Kommission, Nichtregierungsorganisationen und der Industrie, schlug Guersent vor. Bundesbank hofft auf Klarheit Aus Sicht der Bundesbank könnte eine Taxonomie der drohenden Auflage von lediglich scheinbar grünen Produkten vorbeugen. So übersteige die Nachfrage nach grünen Anleihen das bestehende Angebot bei weitem, sagte Vorstandsmitglied Sabine Mauderer. “Ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage kann gefährlich werden”, warnte sie.Auch im Risikomanagement von Banken sollten Klimaschutzkriterien nach Worten Mauderers berücksichtigt werden. Gleichwohl lehnte sie einen “Green Supporting Factor” ab, also die von einer EU-Expertenkommission ins Spiel gebrachte Idee, über Kapitalvorgaben an Banken die Kreditvergabe für grüne Vorhaben zu erleichtern. Allein die Risiken einer Bilanzposition und nicht politische Ziele seien bei der Kapitalunterlegung ausschlaggebend, sagte sie. EU-Generaldirektor Guersent zeigte sich derweil offen dafür, bestimmte Vorhaben mit Blick auf übergeordnete Risiken zu bevorzugen. Andere Instrumente zum Klimaschutz wie etwa eine Steuer seien in Europa schwer durchsetzbar, argumentierte er.