EU-Hausbank will in Deutschland wieder wachsen
Dank einer milliardenschweren Kapitalerhöhung kann die Europäische Investitionsbank wieder aus dem Vollen schöpfen – und möchte das unter anderem in Deutschland tun. Da die erwarteten Risiken hierzulande gering sind, ist dieses Geschäft für die Hausbank der EU besonders attraktiv. Allerdings ist der Wettbewerb um aussichtsreiche Projekte ebenfalls stark.ssc Frankfurt – Nach einem kräftigen Rückgang der Darlehensvergabe 2012 in Deutschland will die Europäische Investitionsbank (EIB) 2013 wieder wachsen – vorausgesetzt, dass die Nachfrage groß genug ist. Im Fokus stünden hierzulande unter anderem mittelgroße Unternehmen (Mid Caps) mit rund 500 bis 3 000 Mitarbeitern, sagte Vizepräsident Wilhelm Molterer auf einer Pressekonferenz am Dienstag in Frankfurt. Diese seien in vielen Fällen noch zu klein, um sich direkt am Kapitalmarkt zu refinanzieren, aber zu groß, um sich allein auf regionale Banken als Geldgeber stützen zu können. 2012 unterzeichnete die EIB in Deutschland Darlehen im Volumen von 5,16 Mrd. Euro, 16 % weniger als im Vorjahr. Lediglich nach Italien und Spanien flossen im Berichtsjahr mehr EIB-Gelder.Insgesamt vergab die in Luxemburg ansässige Förderbank im vergangenen Jahr Darlehen im Umfang von 52,2 Mrd. Euro. Dies entspricht einem Minus von gut 14 %. Die EIB, die knapp 2 000 Mitarbeiter beschäftigt, ist damit deutlich kleiner als die deutsche Förderbank KfW, die 2012 Mittel im Volumen von 73 Mrd. Euro vergab, davon 54 Mrd. allein in Deutschland. Kapitalerhöhung hilftWährend die KfW zuletzt zugelegt hat, reduzierte die EIB seit dem Rekordjahr 2009 ihr Neugeschäft sowohl in Deutschland (siehe Grafik) als auch weltweit deutlich. Der Erhalt des “AAA”-Ratings habe oberste Priorität gehabt, da nur so der günstige Zugang zu Refinanzierungsmitteln gewährleistet werde könne, bekräftigte Molterer. Die Hausbank der EU, die den Mitgliedsländern gehört, leidet unter der sinkenden Bonität etlicher Eigentümer, die im Ernstfall für ihre Verbindlichkeiten haften.Mithilfe einer Kapitalerhöhung über 10 Mrd. Euro durch die EU-Staaten will die EIB nun jedoch ihre Fördertätigkeit wieder aufstocken und in den kommenden drei Jahren jeweils rund 20 Mrd. Euro zusätzlich ausreichen. Für 2013 wird ein Darlehensvolumen von 65 Mrd. bis 70 Mrd. Euro angestrebt.Wie viele von den zusätzlichen Mitteln auf Deutschland entfallen könnten, wollte Molterer nicht sagen. Es gebe keine festen Vorgaben für die Verteilung auf die einzelnen Länder, betonte er. Benötigt würden die Fördermittel derzeit besonders dringend in EU-Krisenländern wie Griechenland. Dennoch strebe man auch ein starkes Engagement in Deutschland an, das 16 % der Anteile an der Investitionsbank hält. Dies sei nicht zuletzt aus Gründen der Risikostreuung sinnvoll.Neben der Finanzierung von Mid Caps seien auch Forschung, Entwicklung und Innovationen sowie der Ausbau der Energieinfrastruktur in Deutschland zentrale Themen. Auch bei Windenergieprojekten engagiert sich die EIB stark, unter anderem mit einem 500 Mill. Euro schweren Darlehen für den bisher größten Offshore-Park in der deutschen Ostsee, EnBW Baltic 2 – dem größten Engagement der Luxemburger 2012 in Deutschland. Klassische Infrastrukturprojekte etwa zum Ausbau von Straßen- und Bahnnetzen, wie sie in vielen anderen EU-Ländern derzeit benötigt würden, stünden in Deutschland dagegen weniger auf der Agenda, bekräftigte Molterer.Voraussetzung für eine Ausweitung der Aktivitäten sei jedoch, dass es genügend “gesamtwirtschaftlich sinnvolle Projekte” gebe, so der EIB-Vizepräsident. Bei der Bewertung potenzieller Engagements werde die EIB genauso strenge Maßstäbe anlegen wie in der Vergangenheit.Da die Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen in Deutschland – anders als in den meisten anderen EU-Ländern – derzeit relativ günstig seien, sei die Wettbewerbsposition der EIB hierzulande “durchaus eine Herausforderung”, meinte Molterer, der bis 2008 österreichischer Finanzminister war. Bei ihren Projekten stemmt die EIB im Durchschnitt rund 30 % des Finanzierungsvolumens selbst.Der Rest der Mittel stammt beispielsweise von Hausbanken oder anderen Finanzierungspartnern – oder auch von anderen Förderinstituten wie der KfW, wie der EIB-Vizepräsident berichtet. Bei Darlehen im Volumen von 25 Mill. Euro oder mehr tritt die EIB selbst in Kontakt mit den Finanzierungsnehmern. Bei kleineren Projekten hingegen erfolgt die Kreditvergabe laut Molterer indirekt über die Hausbanken.