EU streitet über Börsen-Konkurrenz

Nationale Regierungen wollen Spielraum von organisierten Plattformen wieder um Aktien erweitern

EU streitet über Börsen-Konkurrenz

In den Verhandlungen der nationalen Regierungen über die Novelle der EU-Marktrichtlinie (Mifid II) gibt es Bewegung. Eine Mehrheit der EU-Regierungen hat jetzt in den Ratsverhandlungen dafür plädiert, dass an Organized Trading Facilities (OTF) doch Aktien gehandelt werden dürfen.fed Brüssel – Der irische EU-Ratsvorsitz sieht in der aktuellen Fassung seines Kompromisses für die EU-Marktrichtlinie (Mifid II) vor, dass der Spielraum der umstrittenen OTF doch wieder auf den Aktienhandel ausgedehnt werden soll – so wie es EU-Kommissar Michel Barnier anfangs vorgeschlagen hatte. Das Papier liegt der Börsen-Zeitung vor.OTF ist ein neues Format für Plattformen, mit dem außerbörsliches Geschäft (“over the counter”) auf beaufsichtigte Plattformen geleitet werden soll. Es ist indes deutlich weniger reguliert als Börsen. Die Idee, diese neue Kategorie zu schaffen, wird deshalb von traditionellen Börsenbetreibern misstrauisch beäugt. Auch das EU-Parlament betrachtet die OTF mit Vorbehalten. “Die Sorge der Börsenplätze ist, dass alles in den OTF-Bereich abwandern könnte”, hatte jüngst Markus Ferber, der Unterhändler des EU-Parlaments, erklärt. Deshalb habe das Parlament Beschränkungen vorgesehen, “sodass Aktienhandel nicht künftig auf OTF-Plattformen stattfindet”. Schließlich sei sonst die Börse in ihrer Rolle als Referenzhandelsplatz gefährdet.Damit ist Zwist bei den Schlussverhandlungen zwischen Rat und Parlament, die wohl ab Sommer zu erwarten sind, programmiert. Schließlich hat der Rat ja nun das Rad wieder zurückgedreht. “OTF werden auf Aktien ausgeweitet, so wie das ursprünglich von der EU-Kommission vorgesehen war”, heißt es in den internen Papieren zum Stand des aktuellen Gesetzesvorschlags im Rat. Begründet wird diese Entscheidung damit, dass man faire Bedingungen schaffen wolle: Alle Finanzprodukte sollten an allen Plätzen gleichberechtigt handelbar sein, nur so ließen sich Schlupflöcher vermeiden.Der irische EU-Ratsvorsitz hat in den Kompromisstext außerdem eingearbeitet, dass der Betreiber eines OTF neutral bleiben muss. Ihm werde deshalb der Eigenhandel verboten. Allerdings räumen die EU-Regierungen ein, dass bestimmte Engagements eines Brokers, der sich zwischen Käufer und Verkäufer stellt, hilfreich sein können, wenn es sich um weniger liquide Wertpapiere handelt. Deshalb soll ein “matched principal trading”, also eine weniger risikobehaftete Form des Engagements eines Brokers, zugelassen werden. Diese Erlaubnis wiederum gilt nicht für Aktien, sondern nur für alle anderen Titel. Auch an Handelsplätzen in anderen Teilen der Welt ist “matched principal trading” für Aktien untersagt. Da es sogar in Europa unterschiedliche Vorstellungen darüber gibt, will die EU genaue Erläuterungen von OTF-Betreibern verlangen, wenn sie diese Art des Handels auf ihrer Plattform betreiben.——Mifid IIDie überarbeitete Mifid-Richtlinie umfasst sehr unterschiedliche Regelungsbereiche und Ziele. Hier sind die wichtigsten:- Infrastruktur: Neben Börsen soll es auch weniger stark regulierte Plattformen geben, etwa OTF, um einen Anreiz zu bieten, außerbörsliche Geschäfte (OTC) über beaufsichtigte Handelsplätze zu leiten.- Warenterminmarkt: Es sollen Obergrenzen eingeführt werden – außer für Geschäfte, die realwirtschaftliche Warentransfers absichern.- Hochfrequenzhandel: Stornogebühren, Mindestgrößen (Tick Size) und möglicherweise sogar eine Mindesthaltedauer von einer halben Sekunde sollen den Handel entschleunigen.- Anlegerschutz: Provisionen für Finanzberater sollen Kunden gegenüber offengelegt oder sogar an sie durchgereicht werden. fed——