Euronexts starker Jahresendspurt
wü Paris
Euronext ist trotz Rekordergergebnissen an der Börse von Paris abgestraft worden. Die Aktie des Börsenbetreibers musste am Freitag mit -2,53 % einen herben Kursrückschlag verdauen. Obwohl andere Kennzahlen besser als erwartet ausfielen, reagierten Investoren enttäuscht, dass die Kosten der Mehrländerbörse im Schlussquartal 2021 etwas stärker angestiegen sind als erwartet.
So betrugen die Betriebskosten im vierten Quartal 162 Mill. Euro, während Analysten laut Jefferies im Schnitt mit 158 Mill. Euro gerechnet hatten. Ab diesem Quartal will Euronext nun die zugrunde liegenden wiederkehrenden Kosten und ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen Ebitda (Ebitda) veröffentlichen, bei dem einmalige Kosten wie für die Integration der letztes Jahr übernommenen Borsa Italiana ausgenommen sind. Für das laufende Jahr erwartet der Börsenbetreiber zugrunde liegende wiederkehrende Kosten in Höhe von 622 Mill. Euro, während die Analysten von J.P. Morgan bisher von 613 Mill. Euro ausgegangen waren.
Die durch Omikron ausgelöste starke Volatilität bescherte Euronext einen starken Jahresabschluss. Der Börsenbetreiber habe ein außergewöhnliches Jahr, während sich die Gruppe verändert und vom Umfang her zugenommen habe, mit einem Rekordquartal abgeschlossen, erklärte Euronext-Chef Stéphane Boujnah.
Dank der Übernahme der Mailänder Börse und der zu ihr gehörenden, inzwischen in Euronext Clearing umbenannten Cassa di Compensazione e Garanzia gewann das Nachhandelsgeschäft deutlich an Gewicht. Es macht inzwischen 75 % des mit dem Trading erzielten Umsatzes aus, nachdem der Anteil 2020 noch 50 % betragen hatte.
Im Abschlussquartal 2021 verbesserte sich der Umsatz von Euronext dank der Übernahme der Borsa Italiana um fast 60 % auf 370 Mill. Euro. Auf vergleichbarer Basis hätte er um 4,3% zugelegt. Das Ebitda erhöhte sich um 64% auf 208,2 Mill. Euro. Das Nettoergebnis wiederum fiel mit 113 Mill. Euro 68% höher als im Vorjahreszeitraum aus. Im Gesamtjahr stieg es um 31 % auf 413 Mill. Euro.
Der Betreiber der Börsen von Amsterdam, Brüssel, Dublin, Lissabon, Mailand, Oslo und Paris verbuchte letztes Jahr 212 Börsengänge, darunter 22 Spacs. Er will auf der Hauptversammlung am 18. Mai eine Dividende von 1,93 Euro je Aktie vorschlagen. Da mehr als 50% der Börsengänge Technologie-Firmen betrafen, will Euronext nun das neue Marktsegment Tech Leaders lancieren, um europäischen Unternehmen aus dem Bereich eine Alternative zur Nasdaq bieten zu können.