Schub für Sofortüberweisungen in der EU
Schub für Sofortüberweisungen
Geldtransfers in Sekunden ohne Extragebühren werden EU-weit Pflicht – Überprüfung von Fonds-Regelwerken abgeschlossen
EU-Staaten und Europaparlament haben das Sepa-Verfahren modernisiert. Zahlungsdienstleister frohlocken, weil sie sich einen Befreiungsschlag von Banken und direkten Zugang zur EZB-Infrastruktur versprechen. Abgeschlossen sind Reformen für Investmentfonds, die in der Branche überwiegend positiv ankommen.
rec Brüssel
Europas Banken müssen ihren Kunden künftig Überweisungen in Sekundenschnelle anbieten – und das genauso günstig wie herkömmliche Überweisungen. Auf eine entsprechende Reform der Regeln für den Zahlungsverkehr haben sich EU-Staaten und Europaparlament geeinigt. Sie sieht außerdem mehr Möglichkeiten für spezialisierte Zahlungsdienstleister und E-Geld-Institute vor.
Mit der Reform modernisieren die EU-Gesetzgeber das 2014 eingeführte einheitliche Sepa-Zahlungsverfahren und verwandte Gesetze. Künftig müssen Banken und Zahlungsdienstleister Echtzeitüberweisungen überall und jederzeit binnen zehn Sekunden ermöglichen. Sie dürfen dafür keine höheren Gebühren verlangen als für Standardüberweisungen.
Im Lager von Online-Zahlungsdienstleistern löst die Einigung Jubel aus. "Mit dieser Änderung sind Zahlungsinstitute nicht mehr auf Banken angewiesen, um ihre Dienste anzubieten", sagt Magali van Bulck, Managerin der auf Auslandsüberweisungen spezialisierten Firma Wise. "Zu lange durften Banken für Echtzeitüberweisungen einen Aufschlag verlangen." Sie verspricht sich nun mehr Wettbewerb und Neuerungen für Verbraucher.
"Unter bestimmten Bedingungen erhalten Fintech-Unternehmen direkten Zugang zur Zahlungsverkehrsinfrastruktur der Europäischen Zentralbank", bestätigt Michiel Hoogeveen von der liberal-konservativen Partei aus den Niederlanden. Sie müssen also nicht mehr Banken dafür bezahlen. Für den CSU-Finanzexperten Markus Ferber stellt der neue Rahmen für Sofortüberweisungen "einen echten Mehrwert für Verbraucher dar".
Bislang fristen Echtzeitüberweisungen im europäischen Zahlungsverkehr ein Nischendasein. Seit der Einführung von Sofortüberweisungen vor sechs Jahren ist ihr Anteil an allen Sepa-Überweisungen laut European Payments Council allmählich auf rund 15% gestiegen (siehe Grafik). Mit anderen Worten: Die meisten Überweisungen in der EU dauern nach wie vor Stunden oder Tage, nicht Sekunden.
Fortschritte für Fondsanbieter
Zufrieden zeigt sich die Fondsindustrie mit weiteren Neuerungen. Sie betreffen die Regelwerke für Fonds im Allgemeinen (Ucits) und für Verwalter alternativer Investmentfonds (AIFMD) wie Hedgefonds und Private-Equity-Vehikel. Am Mittwoch besiegelten die ständigen Vertreter der EU-Staaten die Reformen.
Man begrüße die zielgerichteten und weitgehend technischen Änderungen, erklärt der deutsche Fondsverband BVI. Die Einigung schaffe einheitliche Standards in den Bereichen Hebeleffekte, Liquiditätsmanagement, Berichterstattung und Anlegerschutz durch mehr Transparenz.
So lobt Peggy Steffen, BVI-Leiterin für Risikomanagement, dass Anbieter alternativer Investments "unter strengen Auflagen" selbst Kredite vergeben dürfen. Damit schaffe die EU alternative Finanzierungsquellen für kleine und mittlere Unternehmen. Zudem vereinheitliche der europäische Gesetzgeber Meldepflichten. Damit bestehe die Aussicht, dass die Marktaufsichtsbehörde ESMA binnen drei Jahren doppelte Berichtspflichten streicht.
Weitgehend zufrieden zeigt sich auch der europäische Fondsverband Efama. Der Wunsch nach einer gezielten Überprüfung eines an und für sich funktionierenden Rechtsrahmens ist laut Efama-Chef Tanguy van de Werve in Erfüllung gegangen. Er gibt sich zuversichtlich, dass die diversen Fondsprodukte "international wettbewerbsfähig und attraktiv bleiben".