Kapitalmarktverband AFME

Europa steht beim Settlement unter Anpassungsdruck

Da die USA das Settlement schon im Mai 2024 auf T+1 verkürzen, müssen die europäischen Wertpapierhäuser sich sputen, um das darzustellen in der transatlantischen Anbindung.

Europa steht beim Settlement unter Anpassungsdruck

Auf der Konferenz OPTIC (Operations, Post-Trade, Technology & Innovation), die der europäische Branchenverband in Brüssel am Dienstag und Mittwoch veranstaltet, hat Jennifer Robertson den großen Bogen gespannt. Die stellvertretende Leiterin der Generaldirektion Finanzstabilität, Finanzdienstleistungen und Kapitalmarktunion (FISMA) der EU-Kommission sagte in ihrer Keynote "Building a Safer and More Efficient Post Trade Ecosystem", dass die geplanten Modernisierungen im Nachhandel im Zusammenhang mit der Kapitalmarktunion zu sehen seien. Diese brauche man mehr als jemals zuvor, auch um die Wirtschaft noch resilienter zu machen.

CSDR-Überprüfung bis Jahresende

Diese Anstrengungen seien kein Selbstzweck, sondern dienten dem großen Ziel der Harmonisierung im EU-Kapitalmarkt. Die Post-Trade-Spezialistin erinnerte Robertson daran, dass die 2014 erlassene Verordnung über Wertpapierzentralverwahrer (CSDR) den ersten Versuch darstellte, das Settlement auf EU-Ebene zu harmonisieren. Das sei insgesamt gut gelungen, aber es gehe noch besser. Die laufende Überprüfung der CSDR befinde sich in der finalen Phase und solle zum Jahresende abgeschlossen sein.

Robertsons Credo: "Settlement-Effizienz trägt zum Investorenschutz bei." Komme es zu sogenannten Settlement Fails, würden Investoren verunsichert und die Wettbewerbsfähigkeit der Wertpapierbranche beeinträchtigt.

Strafenkatalog wird größer

Der Instrumentenkasten aus dem CSDR-Review solle aber helfen, sagt Robertson. In den USA gibt es ein umfangreiches System von Geldstrafen, wenn Marktteilnehmer die Vorschriften im Settlement nicht erfüllen. Und daran will die EU-Kommission anknüpfen: Robertson kündigte an, es solle unter anderem progressive Geldstrafen geben, wenn Fehler sich fortsetzen. Sie rief alle Marktteilnehmer dazu auf, sich an der Konsultation zu beteiligen.

Robertson gibt zu, dass von internationaler Seite mit Verkürzung von Settlement-Zyklen in den USA Druck auf Europa komme, das zu berücksichtigen und Anpassungen vorzunehmen. Dabei geht es dann unter anderem um die sogenannten Cutoff-Zeiten, also die Zeitfenster im transatlantischen Wertpapierhandel.

Man analysiere aktiv die Auswirkungen für Europa, so die Vertreterin der Kommission. Noch sei aber nicht abzusehen, wann eine Verkürzung auf das sogenannte T 1 in Europa passieren soll. Dafür brauche es noch Auswirkungsstudien, auf jeden Fall müssten die Handelsprozesse standardisierter sein. Die Vorteile seien klar, denn es werde zum Beispiel weniger Collateral notwendig. Zudem regte sie an, in DLT-Infrastruktur zu experimentieren. Auf jeden Fall gelte es sicherzustellen, dass keine neuen Formen von Fragmentierung entstehen.

In der Panel-Diskussion zu "T 1 and the path to Settlement Efficiency" wurde vor allem darauf fokussiert, wie Europa diesen verkürzten Abwicklungszyklus realisieren kann, ohne dass es zu Fehltrades kommt. Die Frage, ob der Wechsel auf T 1 überhaupt eine gute Idee sei, bejahte Matt Johnson vom DTCC. Mit den USA werde der weltgrößte Wertpapiermarkt bald auf T 1 gehen, daran müsse sich Europa anpassen. Schließlich erwüchsen allein schon aus Wechselkursschwankungen mehr Risiken, je länger eine Position offen ist.

Das war das Stichwort für Lisa Danino Lewis von der CLS Group, ein Clearinghaus mit gigantischem Devisenabwicklungssystem. Sie sieht Probleme in verkürzten Settlement-Zyklen, wenn die Cutoff-Zeiten von Verwahrern und Assetmanagern nicht harmonisiert sind. Das Netting sei bislang hocheffektiv und das solle man bedenken, wenn man immer weiter Richtung T 0 denke.

Nach Ansicht von Jesús Benito von der Schweizer Six gibt es mit dem heutigen System kaum Probleme. Daher sei es möglicherweise ratsam, die Füße still zu halten, bis das sogenannte Atomic Settlement über DLT möglich sei. Für dieses sofortige Settlement könnte die Infrastruktur in fünf bis zehn Jahren einsatzbereit sein.

2026 könnte es losgehen

Eine Umfrage im Publikum am Ende des ersten Tages ergab, dass die Marktteilnehmer mit der Einführung von T 1 in Europa für 2026 bis 2028 rechnen. Immerhin: Matt Johnson vom DTCC versicherte, dass in den USA alle Systeme bereit seien für T 1.

Am zweiten Tag wurde auf Digital- und Krypto-Assets fokussiert und deren Auswirkungen auf die Marktinfrastruktur. Zahlreiche Institute und Intermediäre berichteten von ihren Erfahrungen und zeigten auf, welche Herausforderungen sich stellen.

Europa steht unter Anpassungsdruck

Auf der AFME-Konferenz "OPTIC" werden die aus verkürzten Settlement-Zyklen entstehenden Probleme diskutiert

bg Frankfurt

Da die USA in einem halben Jahr die Zeitfenster für die Wertpapierabwicklung verengen, muss Europa sich sputen, das zu berücksichtigen. Aus den USA vermeldet der DTCC auf der AFME-Konferenz in Brüssel, dass die Branche dort bereit ist für T 1. In Europa sind nicht alle vom Sinn des Wechsels auf T 1 überzeugt.

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