Europäer werben US-Investmentbanker ab

Im Wettbewerb um Talente gehen Deutsche Bank und Co. in die Offensive

Europäer werben US-Investmentbanker ab

Bloomberg New York – Europäische Investmentbanken stellen wieder ein und gehen bevorzugt bei ihren US-Rivalen auf Personalsuche. Damit erhöhen sich die Aussichten auf steigende Vergütungen auf beiden Seiten des Atlantiks. Finanzkonzerne wie Barclays und Deutsche Bank haben nach Angaben von Personalvermittlern versucht, durch Abwerben von Personal der US-Konkurrenten Marktanteile im Handel zurückzugewinnen. Aufholjagd aufgenommenFür Händler und Sales-Mitarbeiter, die jahrelang keine Gehaltserhöhungen gesehen haben, kann der Wechsel lukrativ sein: Europäische Banken bieten bis zu 30 % höhere Gehaltspakete und mitunter auch garantierte Bonuszahlungen an, berichtet Mike Karp, Chef des New Yorker Personalberaters Options Group. “Die Europäer haben erkannt, dass die Kehrseite von Kostensenkungen und Sparsamkeit der Verlust von Geschäft an die US-Banken ist, und jetzt beginnen sie mit der Aufholjagd”, sagt Jason Kennedy, CEO der Kennedy Group in London, die für Banken Mitarbeiter rekrutiert.Ausgestattet mit Kapital, das durch die Platzierung von Aktien und den Verkauf von Geschäftsteilen aufgebracht wurde, sind europäische Investmentbanken in die Offensive gegangen. Es ist eine Kehrtwende: Zuvor feuerten die bedrängten Banken Händler, kürzten Bilanzen und restrukturierten Geschäftsbereiche. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, John Cryan, sagte im März, dass er zu “kontrolliertem Wachstum” zurückkehren wolle. Credit Suisse erklärte, dass das Handelsgeschäft genügend verkleinert worden sei und man in Sektoren mit hohem Ertrag wieder wachsen wolle. Der Druck steigtDer Wettbewerb um Talente könnte zu mehr Druck auf alle Banken führen, wenn sie in den nächsten zwei Monaten das Volumen der Boni für das Jahresende festlegen. Goldman Sachs und die Investment-Banking-Bereiche von J.P. Morgan sowie Morgan Stanley haben in den ersten neun Monaten des Jahres 22,3 Mrd. Dollar zur Seite gelegt – fast 3 % mehr als im Vorjahreszeitraum.Die europäischen Finanzinstitute haben ein unerwartetes Werbeargument: Die Regelungen in Europa beschränken die Höhe der Bonuszahlungen auf das Doppelte des Gehalts einer Person, was bedeutet, dass bei einigen Händlern der nicht variable Teil ihrer Vergütung in die Höhe schießt, wenn sie eine US-Bank verlassen. Eine weitere Vorschrift, die europäische Banken zwingt, Bonuszahlungen über mehrere Jahre hinauszuschieben, sei jedoch ein Nachteil für die Rekrutierung von Bankern, sagte Cryan jüngst. Die Deutsche Bank hat dennoch in diesem Jahr mehr als ein halbes Dutzend Credit-Händler und Sales-Mitarbeiter eingestellt, darunter den ehemaligen Goldman-Sachs-Partner Paul Huchro, der den Investment-Grade-Handel weltweit sowie den Hochzins-Handel in den USA und Europa leitet. Bisher haben sich die Einstellungsbemühungen nicht ausgezahlt. Die Erträge aus dem Handel von Anleihen und Aktien brachen bei der Deutschen Bank im dritten Quartal um rund 30 % ein – doppelt so stark wie bei den großen US-Investmentbanken.