Europäische Prospektnovelle kommt später

Anreize für hohe Stückelungen werden gestrichen

Europäische Prospektnovelle kommt später

fed Brüssel – Die EU-Kommission wird die Neufassung der EU-Prospektrichtlinie erst im Dezember – und damit etwas später als geplant – vorlegen. Inhaltlich hat sich bei den Vorarbeiten zuletzt allerdings nicht mehr sehr viel verändert. Eine aktuelle Fassung des Entwurfs der Novelle, die der Börsen-Zeitung vorliegt, zeigt, dass EU-Kommissar Jonathan Hill nach wie vor die Schwellenwerte anpassen möchte, die eine Prospektpflicht begründen. Nationale Regierungen sollen auf diese Weise mehr Spielraum erhalten, Unternehmen von der Anforderung zu befreien, ein Börsenprospekt zu erstellen. Der Entwurf sieht daher vor, dass nicht mehr nur Wertpapierangebote mit einem Gegenwert unter 5 Mill. Euro, sondern Emissionen unter 10 Mill. Euro vom Anwendungsbereich ausgenommen werden können. Korrigiert werden soll zudem die Marke, unter der Firmen auf jeden Fall nicht mehr den Aufwand eines Prospekts aufgebürdet bekommen – nämlich bei einem Gegenwert des Angebots von 500 000 Euro, nicht mehr nur 100 000 Euro.Die EU-Kommission schlägt außerdem vor, dass kleinere und mittlere Unternehmen Spielräume in der Gestaltung des Börsenprospekts erhalten sollen. So soll die Möglichkeit bestehen, die Informationen in einer Frage-und-Antwort-Fassung zu präsentieren. Die Zusammenfassung der wesentlichen Punkte (Summary) wird an das Anlegerinformationsblatt der entsprechenden EU-Verordnung (Priips) angelehnt (6 Seiten).Erleichterungen sind für regelmäßige Emittenten geplant. Sie können mit einem jährlichen Formblatt die Voraussetzungen schaffen, dass sich für sie der Aufwand einzelner Emissionen deutlich erleichtert. Gestrichen werden soll derweil die Sonderbehandlung von Anreizen, Schuldtitel in hohen Stückelungen zu begeben. In der Praxis habe man “unerwünschte Auswirkungen” festgestellt.Der EU-Abgeordnete Markus Ferber (CSU) begrüßt zwar das vereinfachte Verfahren für Unternehmen, die häufiger Wertpapiere ausgeben, sowie das maßgeschneiderte Regime für Mittelständler und die bessere Abstimmung mit dem Produktinformationsblatt. Zugleich warnt er vor einer Überschätzung: “Der Vorschlag für die Prospekte-Verordnung allein wird die Finanzierungsprobleme der europäischen Wirtschaft nicht lösen können.” Die Fixkosten für den Kapitalmarktzugang dürften “gerade für kleinere Unternehmen hoch bleiben”.