Europäischer Zahlungschampion soll bis 2025 stehen

Chairman der European Payments Initiative erwartet neue Mitglieder und stimmt auf harte Arbeit ein - Bundesbank-Konferenz

Europäischer Zahlungschampion soll bis 2025 stehen

fir Frankfurt – Die European Payments Initiative (EPI), die europäische Bezahlverfahren Schritt für Schritt vorantreiben will, soll möglichst bis 2025 voll ausgerollt sein. EPI haben sich bislang 18 Banken und Zahlungsdienstleister aus Frankreich, Deutschland, Belgien, den Niederlanden und Spanien sowie der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) angeschlossen. Ziel der EPI ist es, als europäischer Standard eine Kartenlösung für Verbraucher und Händler in ganz Europa, eine digitale Geldbörse und Personen-zu-Personen-Zahlungen (P2P) zu bieten. Einem ersten, groben Zeitplan folgend, soll voraussichtlich bis Ende 2021 zunächst eine P2P-Lösung angeboten werden, die es Nutzern erlaubt, Geld digital in ganz Europa zu transferieren, sagte DSGV-Vorstandsmitglied Joachim Schmalzl am Freitag bei der Bundesbank-Veranstaltung “Future of Payments in Europe”. Schmalzl ist jüngst zum Aufsichtsratsvorsitzenden der EPI-Interimsgesellschaft ernannt worden (vgl. BZ vom 26. November). Mit den bisherigen Teilnehmern der Initiative sei ein guter Ausgangspunkt geschaffen. “Wir erwarten, dass wir diese Initiative ausweiten und neue Mitglieder willkommen heißen, die unsere Vision der Schaffung eines europäischen Zahlungsverkehrschampions teilen”, sagte Schmalzl, der zugleich auf harte Arbeit einstimmte. Überzeugungsarbeit nötigDass sich seine Zuversicht eines Anschlusses weiterer Finanzinstitute bald erfüllen möge, ist auch nötig, denn das Projekt und der Anspruch, sich übermächtiger internationaler Akteure wie Visa und Mastercard, Apple Pay, aber auch chinesischer Adressen wie Alipay zu erwehren, sind ambitioniert. Angesichts der Tatsache, dass sich bislang nur Banken aus einer Handvoll der 27 EU-Staaten an der Initiative beteiligen, bleibt noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Bundesbankvorstand Burkhard Balz bedauerte, dass es zwar viele Zahlungslösungen in Europa gebe, diese aber auf nationale Märkte beschränkt seien. “Keine der vielen in Europa verfügbaren Zahlungsanwendungen ist in Bezug auf Reichweite und Nutzerzahlen groß genug, um gleichberechtigt mit Global-Playern wie großen Kartennetzen oder Big-Tech-Firmen aus China und den USA zu konkurrieren.” Deshalb sollten Europas Bürger in die Lage versetzt werden, Zahlungen quer über den Kontinent sicher, schnell und kostengünstig versenden und erhalten zu können, warb Balz. Die zugrundeliegende Infrastruktur solle als europäische Marke erkennbar sein, unter europäischer Governance stehen und über globale Akzeptanz verfügen. Die entsprechenden Anstöße dafür habe die Europäische Kommission mit ihrer Retail Payments Strategy bereits gegeben, die grenzüberschreitende und Echtzeitzahlungen befördern soll. Der neuen EU-Finanzmarktkommissarin Mairead McGuinness zufolge hat es deshalb Payment von einem Spartenthema aus dem Back Office auf die oberste politische und strategische Ebene gebracht. Als weiteren Grund nannte sie die Pandemie, welche Digitalisierung und auch die Weiterentwicklung im Payment vorangetrieben habe.Bundesfinanzminister Olaf Scholz verwies in der Konferenz auf einen starken Trend hin zu bargeldlosen, digitalisierten Bezahlmöglichkeiten in Europa, dem nachgekommen werden müsse. “Ich unterstütze die Arbeit der EZB an einem digitalen Euro voll”, sagte er Reuters zufolge mit Blick auf die Planungen bezüglich digitalen Zentralbankgelds. Bis etwa Mitte 2021 will die EZB entscheiden, ob der digitale Euro auf den Weg gebracht wird.