Europas Kapitalmarktgeschäft ist eine US-Domäne

Deutsche Bank, Barclays & Co fallen zurück - Bain attestiert Häusern dringenden Investitionsbedarf

Europas Kapitalmarktgeschäft ist eine US-Domäne

bn Frankfurt – Europas Banken müssen ihre Investitionen in Technologie intensivieren, wollen sie im Kapitalmarktgeschäft nicht von der US-Konkurrenz abgehängt werden. Diesen Schluss legt eine Studie der Beratungsgesellschaft Bain nahe. Im Dreijahreszeitraum von 2015 bis 2017 haben die europäischen Institute demnach in Schlüsselmärkten bereits merklich Boden verloren.Die höchsten Marktanteile vereinigten 2017 demnach die fünf US-Häuser J.P. Morgan, Goldman Sachs, Citigroup, Bank of America sowie Morgan Stanley auf sich. Die Deutsche Bank als europäisches Haus mit der größten Bedeutung kam dagegen gerade einmal auf gut die Hälfte des Marktanteils von J.P. Morgan. Zugleich bildete sie mit Barclays das Duo jener Banken, deren Erträge, im Gegensatz zu jenen der Konkurrenz, zwischen 2015 und 2017 sanken. Im Durchschnitt wächst der Markt dabei um rund 6 % jährlich. Nachdem die Deutsche Bank Anfang Juli eine tiefgreifende Restrukturierung angekündigt hat, die unter anderem den Rückzug aus dem Aktienhandelsgeschäft vorsieht, steht zu bezweifeln, ob das Institut den negativen Ertragstrend so rasch beenden kann.Gerade mit Blick auf das Investment Banking wird bei Beratern schon darüber diskutiert, ob die mittelgroßen Spieler aus Europa das Geschäft auf Sicht noch profitabel werden betreiben und auf längere Sicht wettbewerbsfähig bleiben können. Für Bain steht unterdessen fest, dass der Marktanteil der Anbieter aus Europa weiter sinken und ihre Aussichten sich weiter eintrüben werden, falls diese sich nicht zu größeren Kurskorrekturen entschließen sollten. Dies sei umso Besorgnis erregender, da die großen US-Banken auch im historisch von europäischen Banken dominierten Markt Feld der Kreditvergabe an Unternehmen zunehmend Anteile gewönnen, stellt das Haus fest. Die Migration vom Unternehmensdarlehen hin zu syndizierten Krediten und zum Fremdkapitalmarkt könnte angesichts des Aufstiegs von Private Equity und Direktinvestoren ohnehin eine Disintermediation nach sich ziehen und europäische Banken unter Druck setzen.Ein großes Problem sieht Bain dabei in den Technologieinvestitionen. Um wettbewerbsfähiger zu werden, müssten Europas Banken ihre digitalen Investitionen herauffahren, aber auch mehr für Mitarbeiter, Vertreib und Partnerschaften aufwenden. Hohen Investitionen in Technologie verdanken US-Institute Bain zufolge ihre gute Marktstellung. Selbst in Zeiten sinkender Erträge hätten die US-Banken investiert.So setze JPMorgan Chase heute auf Künstliche Intelligenz, um Rechtsprüfungen von Kreditverträgen zu automatisieren. Damit habe die Bank sich bis zu 360 000 Stunden Anwaltsstunden gespart. Morgan Stanley wiederum habe ein digitales Instrument entwickelt, das Real-Time-Aktualisierungen zu einem Book Building oder einer Kapitalerhöhung über ein öffentliches Angebot an sämtliche Stakeholder liefert. “Einige US-Anbieter vermarkten sich mittlerweile mehr als Hightech-Unternehmen denn als Bank”, so Bain-Partner Mike Kühnel. Die Beratungsgesellschaft prognostiziert, dass sich robotergestützte Automatisierung (RPA), Digitalisierung und die Blockchain-Technologie am stärksten auf das Kredit-, Rohstoff- und Zinsgeschäft auswirken werden.