ESMA-Vorschlag stößt auf Kritik

Europas Wertpapierbörsen fordern flexible Preisregeln für Marktdaten

Europas Wertpapierbörsenverband Fese stößt sich an den vorgeschlagenen Preisregeln für Marktdaten: Während die EU-Regulierungsbehörde ESMA auf einfache Preismodelle pocht, fordern Verbandsgeschäftsführerin Rosa Armesto und Chefberater Rainer Riess Spielraum für „differenzierte Preise“ ein.

Europas Wertpapierbörsen fordern flexible Preisregeln für Marktdaten

Kontroverse um Preis für Marktdaten

Europas Börsenverband wirbt für Differenzierung nach Nutzung

fed Brüssel

Das Marktdatensegment der Börsen, eines ihrer wichtigsten Geschäftsbereiche, wird gerade von der EU-Wertpapieraufsichtsbehörde auf den Prüfstand gestellt. Die ESMA mache dabei sehr detaillierte Vorgaben, berichten die Geschäftsführerin des Europäischen Verbands der Wertpapierbörsen (Fese), Rosa Armesto, und deren Vorgänger und jetziger Chefberater des Verbands, Rainer Riess, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

Die ESMA poche auf schlichte Preismodelle. Die würden aber oft nicht der Komplexität des Geschäfts gerecht, hält Armesto dagegen. Zwar seien die Kosten für die Produktion der Daten häufig gleich, doch die Daten würden zugleich von sehr unterschiedlichen Marktteilnehmern sehr unterschiedlich genutzt. Für zusätzliche Anwendungen sollten die Börsen den Kunden auch andere Preise in Rechnung stellen dürfen, meint Armesto und fordert deshalb: „Wir brauchen differenzierte Preise für Daten.“

Wenig Optimismus für Kapitalmarktunion

Mit Blick auf die Kapitalmarktunion dämpfen Armesto und Riess zu große Hoffnungen an das Projekt. „Ich erwarte wenig echte Fortschritte“, sagt Riess. Dabei bestehe insgesamt breites Einvernehmen, dass Europa mehr Kapital benötige, um die Realwirtschaft und deren Transformation zu finanzieren. An der Frage, ob es gelingen werde, mehr privates Kapital zu mobilisieren, hänge Europas Wettbewerbsfähigkeit, zeigt sich Armesto überzeugt. Eine wichtige Rolle spielten dabei nicht nur institutionelle Investoren, sondern auch private Anleger. „Wir müssen es schaffen“, unterstreicht die Fese-Geschäftsführerin, „einen größeren Teil des Kapitals, das auf Sparkonten ruht, an die Finanzmärkte zu leiten.“

Skandinavien gelinge es sehr gut, private Sparer für den Kapitalmarkt zu gewinnen. Nun gehe es darum, diese Erfahrungen in andere EU-Länder zu übertragen. „Das Erfolgsrezept lautet: Simplizität und Steuerbegünstigungen“, sagt Riess. Schweden zeige, wie es geht. „Die Schweden haben ein Investitionssparkonto, das ISK – so wie die Amerikaner das 401k haben. Und es gibt in Schweden Börsengänge lokaler Unternehmen.“

Im Gespräch Seite 6
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