Immobilienmarkt

Europas Wohnungswirtschaft im Abwärtstrend

Deutschland steht bei den Rückschlägen im Wohnungsbau nicht allein. In den meisten EU-Staaten sind die genehmigten Quadratmeter an Wohnfläche deutlich gefallen.

Europas Wohnungswirtschaft im Abwärtstrend

Europas Wohnungswirtschaft im Abwärtstrend

Finanzierungskosten bremsen Genehmigungen – Eurostat zeigt große Unterschiede in den Ländern

wbr Frankfurt

Aktuell geraten die sinkenden Wohnungsbaugenehmigungen, eigentlich ein Zeichen für Wachstum, in den Fokus der Politik. Deutschland steht bei diesem Thema aber nicht allein. In den meisten EU-Staaten sind die genehmigten Quadratmeter an Wohnfläche weiter deutlich gefallen. Das zeigen Daten des statistischen Amtes Eurostat. In Schweden lag im ersten Quartal des Jahres 2023 das Niveau an genehmigten Quadratmetern Nutzfläche in Wohngebäuden 56,3% unterhalb des Wertes des ersten Quartals 2022. Deutschland liegt mit einem Minus von 30,9% im Mittelfeld. In den Nachbarländern Niederlande, Frankreich und Österreich fielen die Wohnbaugenehmigungen in dem betrachteten Zeitraum um mehr als 35%

Südeuropa steht relativ gut da

„Vergleichsweise robust zeigen sich die südeuropäischen Wohnungsmärkte in Spanien und Italien“, schreibt der Immobilienmanager Catella. Der Rückgang in Spanien liege nur bei 2,9% und in Italien bei 8,3%. Gegen den Trend verzeichnet Portugal ein positives Wachstum mit einem Zuwachs von 4,3%.

Auch im zweiten Quartal setzt sich der europaweite Abwärtstrend fort. Bislang noch liegen allerdings nur für einzelne Länder Q2-Zahlen vor. „Strukturell bildet sich damit ein Angebotsdefizit, welches zum einen die Mieten im Bestand steigen lässt, zum anderen einer stärkeren sozialen Disparität Vorschub leistet“, beurteilt Catella die Entwicklung.

Mit dem Rückgang der Baugenehmigungen setzt sich der Trend des Jahres 2022 fort. Schon im vergangenen Jahr war in der EU ein moderates Minus festgestellt worden. In Bezug auf die Anzahl der Wohnungen gingen die Genehmigungen ebenfalls um 4% zurück, während sie 2021 um 16% gestiegen waren, berichtete Eurostat.

Eine Besserung der Entwicklung ist nicht in Sicht. In Deutschland, wo aktuellere Zahlen vorliegen, ging im Juli die Zahl der Genehmigungen laut Statistischem Bundesamt um 31,5% im Vergleich zum Vorjahresmonat zurück.

Wendepunkt Mai 2022

Seit Mai 2022 sinkt die Zahl der Genehmigungen im Wohnungsbau in Deutschland kontinuierlich. Um die Wohnungswirtschaft zu stabilisieren, wird die Regierung die Einkommensgrenze für die Förderung von Wohneigentum für Familien anheben. Mit zinsvergünstigten Darlehen der staatlichen Förderbank KfW sollen mehr Familien Wohneigentum bauen oder kaufen können.

Das Ziel von jährlich 400.000 neuen Wohnungen in Deutschland wird angesichts der aktuellen Wirtschaftslage auch in diesem Jahr nicht mehr erreichbar sein.

„Für den europäischen Wohnungsbau sieht es in der Gesamtbetrachtung düster aus“, bilanziert Catella Real Estate. Ursache seien in erster Linie gestiegene Finanzierungs- und Baukosten. Dies führe auf zahlreichen europäischen Märkten zu einem deutlichen Rückgang von Neubauprojekten im Bereich von Wohnimmo-
bilien.

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