European Payments Initiative wird zur Hängepartie
Von Bernd Neubacher, Frankfurt
Die European Payments Initiative (EPI), mit der Europas Banken den Kreditkartenriesen Visa und Mastercard die Stirn bieten wollen, wird zur Hängepartie. Wie am Freitag in Finanzkreisen zu erfahren gewesen ist, verschiebt sich der Zeitpunkt, an welchem die beteiligten Institute mit Finanzierungszusagen für die Trägergesellschaft Farbe bekennen müssen, auf Mitte März. Die in Brüssel ansässige Zwischengesellschaft EPI kommentierte dies vor dem Wochenende auf Anfrage nicht. Am Morgen hatte das von Joachim Schmalzl, Vorstandsmitglied des Sparkassenverbands DSGV, geführte Board der Zwischengesellschaft getagt. Vor Weihnachten hatte EPI angekündigt, eine finale Liste der Gründungsmitglieder der Zielgesellschaft werde „Ende Januar/Anfang Februar“ bekannt, zuvor war geplant gewesen, die Zusammensetzung des Aktionariats bis Ende 2021 zu klären, und bei Gründung im Juli vergangenen Jahres hatte es geheißen, die Gesellschaft dürfte im Laufe des Jahres 2022 betriebsfertig sein. Danach sieht es noch nicht aus.
In der Branche wird das Gedeihen der Initiative mit Argusaugen verfolgt, denn EPI gilt als letzte Chance der Kreditwirtschaft, im europäischen Zahlungsverkehr das Heft in die Hand zu bekommen. So hehr die Idee eines europaweiten Payment-Systems daherkommt, so komplex ist deren Umsetzung, weil mit Blick auf die Kreditkarteninfrastruktur, die technische Anbindung, Governance und der Bewertung nationaler Strukturen divergierende Interessen unter einen Hut zu bringen sind. Zuletzt war die Unterstützung aus der Branche zwar erkennbar gebröckelt.
Abgesänge könnten gleichwohl verfrüht sein. Denn hinter den Kulissen wird weiter an EPI gearbeitet. Er frage sich manchmal, wie es komme, dass EPI dem Hörensagen nach bereits gescheitert sein solle, wenn er tagtäglich zwei Stunden mit diesem Projekt zubringe, scherzt ein involvierter Manager. Die Chancen auf eine Realisierung beziffert er auf 50:50.
Hilft die Regulierung?
Ihre Hoffnungen setzen die Akteure dabei nicht zuletzt auf die Regulierer. Angesichts der politischen Dimension des Vorhabens könnte im Falle eines Scheiterns von EPI die EU, wie schon zuvor im Fall des einheitlichen Zahlungsverkehrsraums Sepa, einen Anlauf starten, etwa das mobile Bezahlen für Verbraucher stärker zu standardisieren, mutmaßt ein Beobachter.
Auf europäischer Ebene machen sich vor allem Frankreichs Banken für EPI stark. Bundesweit haben sich die Sparkassen sowie die Deutsche Bank als Verfechter geoutet. Sollten sich allein die Banken aus Deutschland, Frankreich, Belgien und den Niederlanden beteiligen, würde EPI bereits rund drei Viertel des Zahlungsvolumens in Europa abdecken, wird bei Beobachtern argumentiert. Deutschlands Kreditwirtschaft steht allerdings keineswegs geschlossen hinter EPI. So haben die Genossen, die Commerzbank sowie die HypoVereinsbank zumindest fürs Erste abgewunken. Europaweit zieren sich die Banken Spaniens, zudem sind die Institute aus Italien und Österreich nicht dabei.
Im Kreise der Befürworter finden sich dabei auch Stimmen, die dafür plädieren, lieber bald erst einmal in kleinerem Kreise zu starten, bevor bis zum Gehtnichtmehr Kompromisse geschmiedet werden. Die Finanzierung ließe sich demnach durch einen Abruf von Mitteln in Tranchen vereinbaren, sobald bestimmte Etappen bewältigt sind.
In der Branche ist das ehrgeizige Projekt seit Wochen in aller Munde. EPI sei „sehr wichtig für Europa und sehr wichtig für den Bankensektor“, erklärte Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing auf der Jahresmedienkonferenz des Instituts am Donnerstag. Was die wirtschaftliche Perspektive angehe, möge jeder Beteiligte seine eigenen Schlüsse ziehen: „Ich habe eine langfristige Sicht auf die Deutsche Bank. Daher ist für mich der strategische Aspekt von EPI enorm wichtig.“
Angesichts der unterschiedlichen Marschrichtungen der beiden deutschen Großbanken übt sich die Spitze des Bankenverbandes in Diplomatie: EPI sei politisch sinnvoll und technisch machbar. Ob es auch wirtschaftlich sei, müsse jedes Haus für sich entscheiden, erklärte Hauptgeschäftsführer Christian Ossig zur Wochenmitte.
Pikant: Indem sich die Deutsche Bank für EPI derart stark aus dem Fenster lehnt, geht sie potenziell auf Konfrontationskurs zu einem Kooperationspartner. Ihre Zusammenarbeit mit Mastercard hat die Bank erst im Februar vergangenen Jahres um eine gemeinsame Entwicklung „innovativer digitaler Zahlungsverkehrslösungen für Unternehmen“ ausgedehnt. Was Angebote für Konsumenten angeht, könnten die Gespräche derzeit eher schmallippig verlaufen.
Wer sich in der EPI-Zwischengesellschaft engagiert | |||||
Gesellschaft | Sitz | Gesellschaft | Sitz | ||
Abanca | Spanien | Eurocaja Rural | Spanien | ||
Bankinter | Spanien | Grupo Cooperativo Cajamar | Spanien | ||
Bank Polski | Polen | Ibercaja | Spanien | ||
Banque Postale | Frankreich | ING | Niederlande | ||
BBVA | Spanien | KBC | Belgien | ||
BNP Paribas | Frankreich | Kutxabank | Spanien | ||
BPCE | Frankreich | Laboral Kutxa | Spanien | ||
Caja de Ingenieros | Spanien | Nets | Italien | ||
Caixabank | Spanien | OP Financial Group | Finnland | ||
Cecabank | Spanien | Sabadell | Spanien | ||
Commerzbank | Deutschland | Santander | Spanien | ||
Crédit Agricole | Frankreich | Société Générale | Frankreich | ||
Crédit Mutuel | Frankreich | Unicaja Banco | Spanien | ||
Deutsche Bank | Deutschland | Unicredit | Italien | ||
DZBank | Deutschland | Worldline | Frankreich | ||
Börsen-Zeitung |