Euwax profitiert von hoher Volatilität
spe Stuttgart – Der Euwax AG in Stuttgart kommen die Auswirkungen der Coronakrise auf die Kapitalmärkte zugute. So erwartet der Vorstand des Wertpapierhändlers aufgrund des hohen Handelsaufkommens und der gestiegenen Volatilität für das laufende Jahr deutliche Zuwächse sowohl beim Provisionsergebnis als auch beim Nettoergebnis des Handelsbestands.In Folge der Pandemie waren die Umsätze mit verbrieften Derivaten an der Börse Stuttgart in den ersten vier Monaten 2020 gegenüber dem Vorjahreswert um 88 % auf 17,4 Mrd. Euro in die Höhe geschossen. Trotz ebenfalls steigender Verwaltungsaufwendungen rechnet die Geschäftsleitung für 2020 mit einem Jahresergebnis, das deutlich über dem Niveau des Vorjahres liege, sagte der Vorsitzende des Vorstands, Alexander Höptner, laut Redetext auf der Hauptversammlung der Euwax, die zu 84 % der Börse Stuttgart gehört.Dort betreut die Euwax als Quality-Liquidity-Provider (QLP) den Handel mit allen Wertpapieren außer Auslandsaktien. Bevor die Volatilität, gemessen am V-Dax new, 2020 in der Spitze auf 93 Mitte März nahezu explodiert war, dümpelte die Schwankungsbreite 2019 bei unter 20 vor sich hin. Dies hat auch stark die Geschäftsentwicklung der Euwax im Geschäftsjahr 2019 geprägt. So blieben die meisten Ergebniskennzahlen nahezu auf dem Niveau des Vorjahres. Zu dem leichten Anstieg des Nettoergebnisses des Handelsbestands um 0,6 auf 14,2 Mill. Euro trugen insbesondere Erträge durch den Betrieb der Bison-App, mit der die Börse den Handel mit Kryptowährungen ermöglicht, von 1 Mill. Euro bei. Unterm Strich war 2019 das Ergebnis nach Steuern von 4,2 (i.V. 4,0) Mill. Euro leicht gestiegen.Für die Euwax bildet traditionell der börsliche Handel mit verbrieften Derivaten an dem gleichnamigen Handelssegment der Börse Stuttgart das Kerngeschäft des Unternehmens. Hier habe man die Marktführerschaft erneut ausbauen können, sagte Höptner, der auch Vorsitzender der Geschäftsführung der Börse Stuttgart ist. Als Hauptwettbewerber nannte er die Börse Frankfurt Zertifikate AG und den außerbörslichen Handel. Kritik an WettbewerbernIndirekt kritisierte Höptner Geschäftsmodelle wie das der Berliner Tradegate Exchange, die Stuttgart im Aktienhandel seit einigen Jahren hinter sich gelassen hat. Der Handelsplatz berechne keine Transaktionsentgelte für ausgeführte Order und erwirtschafte somit auch keine substanziellen Gewinne, sagte er. Einzig die Tradegate Wertpapierhandelsbank als Market Specialist profitiere von den impliziten Kosten, also der Differenz zwischen Geld- und Briefkursen. Höptner verwies auf ähnliche Geschäftsmodelle in Düsseldorf, München und Hamburg, wo Erträge einzig über breite Preisspannen generiert würden. Dafür entfielen für Anleger börsliche Transaktionsentgelte und Makler-Courtagen.Für die Euwax sei dies insofern problematisch, da viele Banken bei ihrer Best-Execution-Policy nach wie vor ein übermäßiges Gewicht auf die Transaktionsentgelte legten. Weitere relevante Faktoren wie der Spread oder die Ausführungswahrscheinlichkeit würden nicht ausreichend berücksichtigt. Diese Kriterien umfassend einzubeziehen sei aber auch im Sinne von privaten Anlegern, betonte Höptner, der aus diesen Gründen auch 2020 mit einem anhaltenden Margendruck rechnet.Aufgrund eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags von 2007 gewährt die Mehrheitseignerin Börse Stuttgart außenstehenden Euwax-Aktionären eine Garantiedividende von 3,26 Euro je Inhaber-Stückaktie. Bei einem gestrigen Kurs von 60,00 Euro lag damit die Dividendenrendite bei 5,4 %.