Fintech

Evergreen schluckt auch Vantik

Das Leipziger Fintech Evergreen erweist sich als gute Heimat für die Kunden gescheiterter Start-ups. Nach Rubarb können nun auch die Kunden von Vantik nahtlos auf die Evergreen-Plattform migrieren.

Evergreen schluckt auch Vantik

bg Frankfurt – Nachdem das über Kreditkarten und Cashbacks operierende Altersvorsorge-Fintech Vantik Anfang Juni Insolvenz anmelden musste, ist nun klar, wie es für die Kunden weitergeht. Zum einen nimmt der digitale Vermögensverwalter Evergreen die Kunden auf seine Plattform. Es werde einen digitalen Umzugsservice geben ähnlich zu dem von Rubarb, heißt es bei Evergreen. Dem Fintech der Neffen von Bundeskanzler Olaf Scholz war Ende Juli die Puste ausgegangen, als man nach einem Pivot hin zu DeFi keine Anschlussfinanzierung erhielt. Zum anderen will die Neobank Vivid den Vantik-Kunden eine neue Heimat geben für das bestehende Konto- und Kartengeschäft.

Mit dem Grundprodukt einer Sparapp hatte Rubarb eigenen Angaben zufolge 40000 Kunden (App-Downloads) gewonnen, die mit ihren Depots nahtlos auf die Evergreen-Plattform wechseln können und denen „ähnliche Konditionen“ für die Fortführung ihrer Geldanlage zugesagt wurden. Eine gut vierstellige Zahl an Sparern soll Depots mit Vermögensmanagement-Verträgen be­reits übertragen haben.

Nach diesem Drehbuch läuft nun auch die Vantik-Übernahme ab. Evergreen könne den ehemaligen Vantik-Nutzenden ermöglichen, ak­tiv ihre Sparziele zu günstigeren Konditionen zu verfolgen, heißt es. Es würden keine Depotführungs-, Service- oder Transaktionsgebühren anfallen. Die internen Fondskosten (TER) belaufen sich bei Evergreen auf 0,59 % pro Jahr, während es bei Vantik 0,95 % waren. Außerdem vergrößert sich die Palette von Anlagemöglichkeiten, bietet der Leipziger Assetmanager doch verschiedene Sparpläne, außerdem können Gelder flexibel ein- und ausgezahlt werden. Neukunden profitierten zudem von der vorhandenen Steuerautomatisierung. Zudem wichtig für viele Anleger: Bei Evergreen kommen ausschließlich nachhaltige Fonds (Art. 8/9 gemäß der EU-Offenlegungsverordnung) zum Einsatz, die von Evergreen selbst gemanagt werden. Evergreen rechnet mit einer mittleren vierstelligen Anzahl an Depotumzügen von Vantik.

„Mit Vantik haben viele Menschen zum ersten Mal investiert, und die Insolvenz kam für viele sicherlich überraschend. Daher freuen wir uns, dass wir gemeinsam eine gute Lösung gefunden haben. Bei Evergreen können Kunden nun weiterhin und aktiver als bisher für das Alter und alle anderen Ziele sparen“, so Evergreen-Chef Iven Kurz. Der digitale Umzugsservice für Vantik-Kunden kann nun beginnen, sie müssen sich nicht noch einmal identifizieren.

Vantik hatte ihren Kunden eine kostenlose Mastercard (Vantikcard) offeriert und 1% Cashback für die Kunden im Vantikfonds angelegt. Als dann eine Finanzierungsrunde platzte, reichten die Einnahmen aus der schmalen Interchange-Provision nicht mehr aus, um die laufenden Kosten zu decken. Zu den Investoren der 2017 gegründeten Vantik zählten Atlantic Labs, Seedcamp, STS Ventures und N26-Gründer Max Tayenthal.

Nach Vantik und Rubard musste in der vergangenen Woche auch die Kryptobank Nuri Insolvenz anmelden, da sich keine Geldgeber mehr fanden für eine Anschlussfinanzierung. Der Geschäftsbetrieb von Nuri läuft weiter, Kunden können aber ihre Einlagen abziehen. Iven Kurz erklärte gegenüber der Börsen-Zeitung: „Der Fintech-Markt scheint sich zu konsolidieren. Das liegt auch daran, dass bei vielen Geschäftsmodellen der Mehrwert nicht erkennbar ist. Das konnten wir auch in unserer Studie zum Assetmanagement im Robo-Advisory feststellen. Dazu kommt natürlich die herausfordernde Marktsituation und die Zurückhaltung bei Investoren, die nun stärker auf die Cashflows schauen.“

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