Ex-Deutsche-Bank-Händler Bittar bekommt fünf Jahre Haft
bn – Das ist ein Karriereknick: Vor neun Jahren sorgte Christian Bittar in der Deutschen Bank für Furore, nachdem ihm das Institut einen Bonus von nicht weniger als 80 Mill. Euro zugesprochen hatte. Am Donnerstag nun hat ihn ein Londoner Gericht wegen Zinsmanipulationen zu fünf Jahren und vier Monaten Haft verurteilt. Zwischen beiden Ereignissen liegen eine Finanzkrise, eine tiefgreifende Reform der Regulierung sowie ein Kulturwandel, diverse Neuausrichtungen und Chefwechsel bei der Deutschen Bank. Deren Ex-Co-Chef Anshu Jain, der den Fixed-Income-Bereich der Bank groß gemacht hatte, bemühte sich, nachdem die Zinsfingereien ruchbar geworden waren, denn auch redlich, sich von Bittar zu distanzieren. Wiederholt ließ der Brite Sprecher aufzählen, wie viele Hierarchie-Ebenen zwischen Bittar und ihm gelegen hatten, bis eine Aktionärsrevolte auf der Hauptversammlung 2015 ihn aus dem Amt spülte. Sowohl die Banken als auch einige ihrer Angestellten seien weit hinter den Standards zurückgeblieben, erklärte Richter Michael Gledhill. Die Führungskräfte hätten wissen sollen, was vor sich ging, und hätten es stoppen müssen. Der Franzose Bittar, 46, hatte sich schon im März schuldig bekannt und sich zu Zahlungen von insgesamt 3,3 Mill. Pfund bereit erklärt. Seither saß er hinter Gittern. Sein Geständnis wirkte sich letztlich strafmildernd aus. Den ebenfalls angeklagten Ex-Barclays-Händler Philippe Moryoussef verurteilte der Southwark Crown Court am Donnerstag in Abwesenheit zu acht Jahren Haft. Moryoussef, 50, hat sich nach Frankreich abgesetzt, um damit nach eigener Aussage dem britischen Rechtssystem zu entgehen. Er hat schon Berufung angekündigt. Ein weiteren Ex-Manager der Deutschen Bank, Achim Krämer, wurde für nicht schuldig befunden.Den Erkenntnissen des Gerichts zufolge hatten Bittar und Moryoussef zu ihrer Zeit als Derivatehändler zwischen 2005 und 2009 die für die Euribor-Meldungen der Banken zuständigen Mitarbeiter beeinflusst, höhere oder niedrige Sätze zu melden, je nachdem, was ihrer Positionierung zugutekam. Sieben Jahre UntersuchungenMit dem Verfahren ist eine sieben Jahre dauernde Untersuchung des britischen Serious Fraud Office zu Ende gegangen. Insgesamt haben große Banken Bloomberg zufolge mehr als 9 Mrd. Dollar an Strafen wegen Zinsmanipulationen in Großbritannien und in den USA gezahlt.