PERSONEN

Ex-Goldman-Sachs-Manager wird neuer Chef der Fed Dallas

Von Peter De Thier, Washington Börsen-Zeitung, 19.8.2015 Erneut rückt ein früherer Top-Manager von Goldman Sachs auf eine einflussreiche Position in der US-Notenbank Federal Reserve. Neuer Präsident der regionalen Fed Dallas wird Robert Steven...

Ex-Goldman-Sachs-Manager wird neuer Chef der Fed Dallas

Von Peter De Thier, WashingtonErneut rückt ein früherer Top-Manager von Goldman Sachs auf eine einflussreiche Position in der US-Notenbank Federal Reserve. Neuer Präsident der regionalen Fed Dallas wird Robert Steven Kaplan, der mehr als 22 Jahre bei Goldman Sachs arbeitete und seit 2006 als Management-Professor an der Harvard-Universität tätig ist. Der 58-Jährige tritt die Nachfolge von Richard Fisher an, der bereits im März dieses Jahres zurückgetreten ist. Seit Fishers Rücktritt dient Helen Holcomb, erste Vizepräsidentin der regionalen Zentralbank, als kommissarische Präsidentin. Kritik an BerufungDass nach William Dudley, dem Präsident der Fed New York, und Patrick Harker, dem neuen Chef der Fed Philadelphia, ein weiterer Goldman-Sachs-Mann in leitender Eigenschaft auf die US-Geldpolitik wird einwirken können, stimmt viele skeptisch. “Es war eine schlechte Entscheidung, die erneut dokumentiert, wie eng die Verflechtung zwischen der Notenbank und den Wall-Street-Giganten ist und bleibt”, sagte Ady Barkan vom Center for Popular Democracy. Der frühere US-Finanzminister Henry Paulson lobte hingegen die Ernennung Kaplans. “Er ist ein hervorragender Manager und versteht die Finanzmärkte so gut wie wenige andere”, sagte Paulson.Kritiker der jüngsten Personalentscheidung bemängeln auch, dass Kaplan für seinen neuen Job von einer Firma rekrutiert wurde, deren Vorstand er selbst angehört. Bestätigt werden musste der Kandidat dann allerdings durch das Fed-Direktorium in Washington.Kaplan wird seinen Dienst am 8. September antreten – also rechtzeitig für die mit Spannung erwartete Sitzung des Offenmarktausschusses, die zur ersten Leitzinserhöhung seit 2006 führen könnte. Stimmberechtigt wird Kaplan aufgrund des jährlichen Rotationsverfahrens im Fed-Vorstand aber erst ab 2017 sein. Geldpolitischer NovizeWährend sein Vorgänger Fisher als Falke galt und zu den prominentesten Kritikern der ultralockeren Geldpolitik der Notenbank zählte, sind Kaplans Positionen zur Zinspolitik bislang weitgehend unbekannt. Der Betriebswirt absolvierte ein Studium an der Universität von Kansas, erwarb danach seinen Master an der Eliteuniversität Harvard und wechselte prompt in die Privatwirtschaft.Von 1983 bis 2006 diente er sich zum Vice Chairman der Goldman Sachs Group hoch und war in dieser Funktion für sämtliche Investmentaktivitäten zuständig. Kaplans zahlreiche Publikationen befassen sich mit effektiven Managementmethoden. Mit der Geldpolitik kam Kaplan lediglich als Mitglied eines Sonderausschusses in Kontakt, der die Federal Reserve Bank of New York in Finanzmarktfragen beriet.