Ex-Hypo-Alpe-Chef Tilo Berlin verklagt seinen alten Arbeitgeber
bg – Die juristische Aufarbeitung des Scheiterns der Hypo Alpe Adria ist um eine Facette reicher. Der ehemals an der Bank beteiligte und zwischenzeitlich auch als Vorstandschef amtierende Investor Tilo Berlin hat Klage auf Rückabwicklung der Transaktion von 2006/07 eingereicht. Er sei bei seinem Einstieg über die tatsächliche Kapitalausstattung der Klagenfurter Bank getäuscht worden, heißt es in der Klageschrift vom 7. November.Konkret zielt Berlin mit seinen Vorwürfen auf den damaligen Vorstandschef Siegfried Grigg, der ihm zweierlei Informationen vorenthalten haben soll. Zum einen seien 200 Mill. Euro als Eigenkapital dargestellt worden, obwohl es für diese Aktiengattung (Vorzugsaktien) Rückkaufgarantien seitens der Hypo Alpe gab – dieser Vorgang ist auch Teil von Schadenersatzklagen der BayernLB, die sich bei ihrem Anteilskauf ebenfalls getäuscht sieht. Die Hypo Alpe Adria wurde 2009 verstaatlicht.Zweitens bemängelt Berlin, dass ihm damals eine Kaufvereinbarung über weitere 100 Mill. Euro anderer Investoren vorgegaukelt worden sei. Hier habe es Nebenabreden gegeben, die ihm verheimlicht und verschwiegen worden seien, wird aus der Anklageschrift zitiert. Zudem habe Grigg – damals hauptberuflich Chef des Hypo-Alpe-Großaktionärs Grazer Wechselseitige – Berlins Vermögensverwaltungsgesellschaft Berlin & Co einen Bericht der Nationalbank verschwiegen, in dem festgestellt wurde, dass 53 Mill. Euro dieses Vorzugsaktiengeschäfts nicht als Eigenkapital hätten angerechnet werden dürfen. Die von Berlin und Grigg unterschriebene Bilanz 2006 sei wahrscheinlich falsch. BayernLB sieht sich bestätigtDas ist natürlich Wasser auf die Mühlen der BayernLB, stützen die von Berlin vorgebrachten Punkte doch die Position der Landesbank. Die sieht sich auch wegen der Vorzugsaktiendeals geschädigt und führt ein erstes Schadenersatzverfahren gegen die Mitarbeiterstiftung der Hypo Alpe (Maps). Eine Klage gegen die Kärtner Landesholding ist in Vorbereitung. Allerdings könnten auch gegen die Berlin-Gruppe, die ihre Anteile damals mit hohem Gewinn an die Landesbank veräußerte, Ansprüche geltend gemacht werden. In München hieß es am Montag, dass das Beteiligungsvehikel Berlin & Co derzeit kein Vermögen aufweise und eine Klage von daher keinen Sinn mache. Sollte Berlin & Co Schadenersatz von der Hypo Alpe erhalten, könnte sich das ändern.