Der dritte Strafprozess in Sachen Cum-ex vor dem Landgericht Bonn hat am Mittwoch eine überraschende Wende genommen. Der angeklagte ehemalige Geschäftsführer von Warburg Invest hat seine Beteiligung an der Steuerhinterziehung durch abgesprochene Aktienkreisgeschäfte rund um den Dividendenstichtag eingeräumt. Er habe 2009 sehr wohl den Verdacht gehabt, dass es sich bei den Geschäften um genau jene gehandelt habe, die der Gesetzgeber als missbräuchlich eingestuft habe, berichtete der WDR. Der 63-Jährige gab zu, falsche Bestätigungen unterschrieben und zur Verschleierung der Cum-ex-Transaktionen beigetragen zu haben. „Aufgrund meiner Erfahrungen mit der Führungsstruktur der Warburg-Gruppe hatte ich die Befürchtung, dass eine Weigerung meinerseits das Ende meiner Karriere bewirkt hätte“, zitiert der WDR den Ex-Banker.

Der frühere Geschäftsführer der Kapitalanlagetochter steht seit September vor Gericht. Er soll laut Anklageschrift für einen Steuerschaden von 157 Mill. Euro durch zwei Cum-ex-Fonds, die in den Jahren 2009 und 2010 ausschließlich für diese Geschäfte aufgelegt worden waren, mitverantwortlich sein.

Bisher hatte der ehemalige Banker die Vorwürfe bestritten. Die Linie fährt auch die gesamte ehemalige Führungsriege von Warburg. Anfang Juni vergangenen Jahres war bereits ein ehemaliger Generalbevollmächtigter des Instituts, damals die rechte Hand von Partner und Mitinhaber Christian Olearius, zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten verurteilt worden. Er hatte bis zuletzt darauf gepocht, die strafbaren Hintergründe der Cum-ex-Deals nicht erkannt zu haben.

Der Ex-Warburg-Invest-Geschäftsführer äußerte jetzt sein Bedauern, durch sein Wirken die Geschäfte ermöglicht und die Voraussetzung für die Durchführung der Transaktionen und des immensen Steuerschadens geschaffen zu haben.