Im Gespräch:Jan-Moritz Hohn und Philipp Holst

Alantra und Leverest gehen Kooperation ein

Kooperation im Debt Advisory: Alantra und Leverest gehen in Deutschland eine Kooperation ein. Bei der Investmentbank passt der Deal in die neue Strategie, das Start-up bekennt dadurch Flagge.

Alantra und Leverest gehen Kooperation ein

Im Gespräch: Philipp Holst und Jan-Moritz Hohn

“Wir werden kein klassisches Debt Advisory anbieten”

Die Investmentbank-Boutique Alantra kooperiert mit dem Start-up Leverest – Die Finanzierungsberatung soll dadurch digitaler werden

Von Philipp Habdank, Frankfurt

Leverest will Leveraged Finance digitaler machen. Nun hat das Start-up eine Kooperation mit der Investmentbank Alantra an Land gezogen, wie Jan-Moritz Hohn und Philipp Holst im Gespräch mit der Börsen-Zeitung verraten. Leverest bekennt sich damit klar als Partner von Finanzierungsberatern.

Das Start-up Leverest und die Investmentbank Alantra tun sich zusammen. Das gaben Leverest-Mitgründer Jan-Moritz Hohn und Alantra-Finanzierungsberater Philipp Holst im Gespräch mit der Börsen-Zeitung bekannt. Gesellschaftsanteile seien bei der Kooperation zwar nicht im Spiel, der Rahmenvertrag sei aber auf eine langfristige Zusammenarbeit ausgelegt. Diese sei zunächst nur auf Deutschland beschränkt, könne Holst zufolge perspektivisch aber auch auf die anderen internationalen Hubs der Investmentbank in London, Paris oder Madrid ausgerollt werden.

Leverest selbst versteht sich laut Hohn nicht als Finanzierungsberater, sondern als Software-Anbieter mit einem Marktplatz. Das Start-up bietet Finanzierungsberatern im Leveraged-Finance-Geschäft eine digitale Lösung an, um den Prozess zwischen Finanzierungsanfrage bis zum Abschluss zu vereinfachen. Über den Marktplatz können Kunden – das sind in der Regel Private-Equity-Investoren – zudem Gesuche für eine Finanzierung ausschreiben, auf die Banken und Debt Funds dann pitchen können.

Wir sehen Leverest als Software-Tool, über das wir mit der gleichen Anzahl von Mitarbeitern mehr Mandate annehmen können.

Philipp Holst, Alantra

Für Alantra steht die Technologie im Fokus. „Wir sehen Leverest als Software-Tool, über das wir mit der gleichen Anzahl von Mitarbeitern mehr Mandate annehmen können, ohne dass dadurch die Beratungsqualität leidet“, sagt Holst. Die bisherige Arbeitsweise im Debt Advisory erinnert mehr an die Steinzeit als an das 21. Jahrhundert: händisch ausgefüllte Excel-Listen, die per Mail verschickt werden. „Durch den digitalen Prozess über die Plattform spart man sich mehrere 100 E-Mails pro Projekt“, sagt Holst. Junge Kollegen würden dadurch bei administrativen Dingen entlastet und hätten mehr Zeit für spannendere und qualitative Aufgaben. Zwei Transaktionen wurden Holst zufolge bereits über die Plattform abgewickelt. Beide Male seien jeweils 15 bis 20 Parteien involviert gewesen. Bei der einen Transaktion handelt es sich um eine Finanzierung für die Übernahme von Dastex durch den Private-Equity-Investor Riverside, die von einem Debt Fund finanziert wurde. „Die andere Transaktion ist noch nicht öffentlich, war aber auch eine Private-Equity-Übernahme, die allerdings über mehrere Banken finanziert wird“, sagt Holst.

Bei beiden Transaktionen nutzte Alantra die Plattform – von Anfang an ab dem elektronischen Versand des Geheimhaltungsvertrags (NDA). Anschließend habe man laut Holst jedes weitere Dokument über die Plattform verschickt: vom Release Letter über die Due Diligence bis zur Nutzung des virtuellen Datenraums, den Leverest ebenfalls bereitstellt und laut Hohn mit dem eigenen Tech-Team gebaut hat.

Alantra braucht Diskretion

Holst zufolge wurden über die Plattform aber auch die ersten indikativen Konditionen der potenziellen Finanzierer eingeholt, die sonst per E-Mail verschickt worden seien. Die Plattform ersetze aber nicht den persönlichen Kontakt über Telefonate und Verhandlungen. „Diese qualitativen Aufgaben bleiben natürlich bei uns, die Technologie war aber eine gute Erleichterung“, sagt Holst.

Dem Finanzierungsberater war dabei wichtig, dass die Transaktionen über die Plattform auf „Invite-Only-Basis“ erfolgten. Heißt: Alantra hatte für den Finanzierungsprozess ausgewählte Banken und Debt Funds im Kopf und nutzte die Plattform lediglich zur Abwicklung. „Diskretion ist für uns sehr wichtig“, betont Holst. Darum habe Alantra zunächst ein Verständnis dafür entwickeln müssen, wie sicher so eine Plattform wirklich ist und wie vertraulich Daten dort behandelt werden. Holst will jedoch nicht ausschließen, auch den Marktplatz in Zukunft in ausgewählten Situationen zu nutzen – um ein breiteres Spektrum an Kreditgebern anzusprechen.

Der Marktplatz ist nicht für jede Transaktion relevant. Es gibt im Markt aber auch Berater, die sich weniger der „Diskretion“, sondern eher dem Credo „Viel hilft viel“ verschrieben haben und durch Ausschreibungen maximalen Wettbewerb erzeugen wollen. Diese Häuser dürften der Marktplatzfunktion deutlich aufgeschlossener gegenüberstehen als beispielsweise Alantra. Laut Hohn gibt es aber auch Fälle, wo man Finanzierungsparteien noch finden oder ergänzen muss. „In diesem Fall ergänzen wir die bestehende Longlist des Finanzierungsberaters“, sagt Hohn. In dem für Leverest relevanten Marktsegment covert das Start-up Hohn zufolge inzwischen „nahezu 100% der relevanten Debt Funds in Deutschland“. Diese seien bereits auf der Plattform registriert. Die Banken-Abdeckung liege momentan zwischen 90 und 100%.

In Ausnahmefällen biete Leverest selbst auch Beratung an. Das seien aber so kleine Transaktionen, wo ohnehin kein Finanzierungsberater eingeschaltet sei. „Wir verstehen uns als Technologieanbieter und werden kein klassisches Debt Advisory anbieten“, stellt Hohn klar. Mit dieser Aussage positioniert sich Leverest als Partner und nicht als Herausforderer von Finanzierungspartnern – eine Frage, die bislang im Markt noch nicht abschließend geklärt war, nun aber klar beantwortet sein dürfte.

Leverest will mehr Berater

Hohn betonte, dass die Kooperation mit Alantra nicht exklusiv und Leverest weiterhin unabhängig sei. Geld verdient Leverest an Finanzierungsberatern zum einen über eine laufende Gebühr für die Technologie – Leverest verfolgt damit ein Software-as-a-Service-Modell. „Zusätzlich sind wir im kleineren Umfang erfolgsabhängig an der Transaktion beteiligt“, sagt Hohn, der sich zu den genauen Konditionen jedoch nicht äußern will. Alantra habe jedoch einen vertraglichen Anreiz, mehr Transaktionen über Leverest laufen zu lassen. „Ziel ist es schon, dass wir jede Transaktion über die Plattform laufen lassen werden“, sagt Holst. Die Kooperation passe gut in die neue Strategie von Alantra. Die Investmentbank stellt sich strategisch wie personell neu auf. So beschäftigt Alantra 40 Datenwissenschaftler, die das Dienstleistungsangebot umgestalten und interne Abläufe rationalisieren sollen. In Deutschland ist die Führung um Wolfram Schmerl und Robert von Finkenstein zurückgetreten. Neuer Deutschlandchef wird Jan Caspar Hoffmann.

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