EZB-Programm verdrängt Banken

Zentralbanken übernehmen ein knappes Drittel der Covered-Bond-Emissionen

EZB-Programm verdrängt Banken

Das jüngste Kaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) für Covered Bonds wirkt sich deutlich auf die Märkte aus. Das zeigt sich sowohl bei neuen Papieren (Primärmarkt) als auch beim Handel auf den Sekundärmärkten.tl Frankfurt – Das im September 2014 von der EZB aufgelegte dritte Ankaufprogramm für gedeckte Schuldverschreibungen (Covered Bond Purchase Programme 3 – CBPP3) hat bei der Emission solcher Papiere zur Verdrängung von Banken und zu einem geringeren Teil von Assetmanagern als Käufer geführt. Dies ist eines der zentralen Ergebnisse des Beitrags “Covered Bond Purchase Programme 3: Ramifications across primary and secondary markets”, den Matthias Melms, Nord/LB, Franz Rudolf, Unicredit, und Maureen Schuller, ING Bank, im European Covered Bond Fact Book 2015 des European Covered Bond Council (ECBC) veröffentlicht haben. Marktanteile rückläufigEin Vergleich der Periode von Anfang bis September 2014 mit derjenigen von Beginn der Ankäufe im Oktober 2014 bis Ende Mai 2015 zeigt an den Primärmärkten einen Rückgang der Marktanteile von Banken und anderen Finanzintermediären von etwa 46 auf rund 31 %, während Zentralbanken und Agencies von etwa 12 auf 31 % zulegten (s. Grafik rechts). Bei Assetmanagern ergab sich ein Rückgang von 32 auf etwa 27 %. Die an sich schon geringe Nachfrage von Versicherern und Pensionskassen hat sich dagegen nur ganz leicht von 7 auf etwa 8 % erhöht. Eingeschränkte ErklärungEine (Teil-)Erklärung für diese Verschiebungen ist für die Autoren der seit Auflage des CBPP3 zu beobachtende Trend zu länger laufenden Covered Bonds. Versicherer und Pensionsfonds interessieren sich mehr für die Langläufer, während Banken kürzere Laufzeiten bevorzugen. Allerdings zeigten weitere Auswertungen der Daten, dass die Zentralbanken ihre Marktanteile am stärksten bei zehnjährigen Laufzeiten erhöht hätten (25 Prozentpunkte auf 33 %). Hingegen haben sie bei den Fünfjährigen lediglich um 11 Prozentpunkte auf 29 % zugelegt. Schlussfolgerung von Melms & Co: Seit Auflage des Programms habe sich die Präsenz der Zentralbanken auf dem Primärmarkt gleichmäßiger auf die verschiedenen Laufzeiten verteilt.Betrachtet man die einzelnen Länder, sind die Zentralbanken insbesondere in Frankreich, den Niederlanden und in Belgien seit Beginn des CBPP3 aktiver geworden. Deutschland folgt erst an sechster Stelle. Außerhalb der Eurozone engagierten sich die Zentralbanken ebenfalls stärker am Primärmarkt gedeckter Schuldverschreibungen. Allerdings war der Zuwachs sehr gering. Dies zeigt nach Ansicht der Autoren ein Umlenken der Nachfrage traditioneller, nicht vom Programm betroffener Zentralbanken auf höher-rentierliche Covered Bonds außerhalb der Eurozone.Das Kaufprogramm hat auch erhebliche Auswirkungen auf die Sekundärmärkte. Es führte zur Einengung der Spreads, besonders ausgeprägt bei Bonds von Emittenten in Irland, Italien, Portugal und Spanien (“Peripherie”) sowie bei Emissionen durch SPV und Multi-Cédulas-Bonds. Die risikoadjustierte Rendite legte kurz nach Bekanntgabe des neuen Programms im September 2014 am deutlichsten zu. Dies gilt besonders für die Peripherie.Die Spreadeinengungen drückten im vorherrschenden Niedrigzinsumfeld einen großen Teil der neuen gedeckten Schuldverschreibungen in negative Renditen. Dies habe eine zunehmende Zahl von Investoren dazu veranlasst, ihre Allokation zugunsten anderer Bond-Assetklassen zu überdenken, heißt es in dem Beitrag.Die EZB hat bis Ende Mai unter dem Programm Festverzinsliche für 85,1 Mrd. Euro auf den Primär- und Sekundärmärkten gekauft. Nach Angaben der jüngsten Ausgabe des “Covered Bond & SSA View” der Nord/LB ist dieses Volumen bis Ende Juli auf 109,2 Mrd. Euro angeschwollen. Die beiden vorherigen Programme waren nach diesen Ausführungen erheblich kleiner: CBPP1 mit 22,5 Mrd. Euro und CBPP2 mit 10,6 Mrd. Euro. Überwiegend BenchmarkVon den unter CBPP3 bisher angekauften Covered Bonds war der weit überwiegende Teil Benchmark-Anleihen. Vom gesamten ausstehenden Benchmark-Volumen von 555 Mrd. Euro, das sich im iBox Euro Covered für das CBPP3 qualifiziert, wurden bis Ende Mai 2015 13,2 % im Rahmen dieses Programms gekauft. Daraus schließen die Autoren, dass die Nachfrage des Eurosystems sich auch auf Spreads und Renditen auswirkt.