EZB rüstet sich für Instant Payment

Neue Zahlungsverkehr-Funktion TIPS kommt im November 2018 - Niedrige Transaktionskosten für Banken

EZB rüstet sich für Instant Payment

Während Regionen außerhalb des Euroraums mit “Faster Payments” vorausgeprescht sind, zieht die EZB nun mit der zügig geplanten Einführung von Instant Payment nach. Den Banken winken endlich erweiterte Echtzeit-Zahlungssysteme – alles andere wäre auch ein Anachronismus in Zeiten der digitalen Sofortkultur.bg Frankfurt – Der EZB-Rat hat am Donnerstag den Aufbau einer Funktionalität für Instant Payment über ihre Zahlungsverkehr-Infrastruktur des Target2-Systems beschlossen. Der Service wurde “Target Instant Payment Settlement” (TIPS) benannt und erlaubt den an Target2 angeschlossenen Marktteilnehmern untereinander Geldtransfers in Echtzeit zu tätigen und das rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr. Damit wird auf Ebene des Settlements eine wichtige Voraussetzung geschaffen, dass der europäische Payment-Markt unter anderem den Anforderungen des E-Commerce mit taggleichen Warenlieferungen gerecht wird.Den TIPS-Dienst will die Europäische Zentralbank (EZB) in enger Kooperation mit den Banken entwickeln, die Instant Payment dann für Retail- und Firmenkunden einsetzen kann. Die Nutzung von TIPS wird mit maximal 0,0020 Euro pro Transaktion äußerst günstig gestaltet – diese Preisstellung ist zumindest für die ersten beiden Jahre ab Aufschaltung des Dienstes fest zugesagt.Der operative Betrieb soll im November 2018 starten. Damit wäre man ein Jahr später dran gegenüber dem von EBA Clearing geplanten Instant-Payment-Dienst RT1. Der soll angeschlossenen Marktteilnehmern offenstehen, die voll konform sind mit dem zugrunde liegenden SEPA-Standard SCTinst (der ab November 2017 verfügbar sein wird) und die den neuen globalen Nachrichtenstandard für Payment ISO 20022 nutzen. EBA Clearing gehört zu den von der EZB als systemrelevant eingestuften Zahlungsverkehrsinfrastrukturen. Das durchschnittliche tägliche Volumen auf dem EBA-System Euro1 beträgt knapp 200 Mrd. Euro (siehe Grafik).Mit dem Aufrüsten der Infrastruktur im Euro-Zahlungsverkehr vollzieht die EZB eine Entwicklung, die in einigen Ländern (Dänemark, Schweden, Polen, Großbritannien) bereits mit dem sogenannten “Faster Payment” Tatsache ist. Im Euroraum haben Italien, Spanien und die Niederlande bereits Strukturen für Instant Payment geschaffen – was eine Fragmentierung zur Folge haben könnte mit negativen Folgen für die Fähigkeit der Systeme zusammenzuarbeiten (Interoperabilität). Voraussetzungen schaffenUm solche Probleme zu verhindern, hatte die EZB im Euro Retail Payments Board (ERPB), das gemeinsam mit Vertretern aus dem Retail-Payment-Markt betrieben wird, die Schaffung des Standards SEPA Instant Credit Transfer (SCTinst) angeregt. Dafür ist der European Payments Council (EPC) mandatiert. Die Arbeiten an diesem Regelwerk wurden letztes Jahr im November abgeschlossen.Für die Banken ist TIPS so konstruiert, dass sie Liquidität von speziellen Zentralbank-Konten für das Settlement von Instant-Payment-Transaktionen nutzen können. Der Saldo dieser Konten werde auf die Mindestreserve angerechnet, sodass keine Kosten für über Nacht bestehende Liquiditätsüberschüsse anfällt, versichert die EZB. Sie betrachtet es als großen Vorteil, dass mit breiter Nutzung von Instant Payment die Kreditrisiken für alle beteiligten Parteien sinken – angesichts steigender regulatorischer Anforderungen an die Geldwäscheverhinderung muss sich Instant Payment aber erst noch in der Praxis beweisen. Denn die Banken werden sicher nicht das Risiko eingehen wollen, bei Lücken im System Strafgelder zahlen zu müssen. Breiter ZugangTIPS wird auf der Target2-Struktur aufgesetzt, so dass sich der Aufwand in Grenzen halten sollte. Wie hoch die Kosten dafür ausfallen, konnte die EZB auf Anfrage nicht beziffern. Wer als Payment Service Provider (PSP) kein Target2-Konto hat, kann Zahlungen über TIPS empfangen, sofern er eine vertragliche Vereinbarung mit einem Target2-Kontoinhaber hat, der das Settlement dann vornimmt. Wer als PSP oder Automated Clearing House (ACH) am Zahlungsverkehr teilnimmt und mit mehr als einem an TIPS angeschlossenen Kontoinhaber/Zahlungsempfänger eine vertragliche Vereinbarung hat, kann stellvertretend für diesen eine Zahlung (per SCTinst-Nachricht) anstoßen. Fixkosten auf null gestelltDie im Januar und Februar stattgefundene Konsultation mit der Branche habe gezeigt, dass eine hohe Nachfrage für diesen Instant-Settlement-Dienst besteht, so die EZB. Bei den TIPS-Konten sollen keine Gebühren für Zugang und Wartung anfallen, die Kosten proportional zum Volumen gestaltet werden, sodass die Selbstkosten des TIPS-Betreibers gedeckt sind. Aus der Konsultation hat sich ergeben, dass das Volumen deutlich höher ausfallen dürfte als ursprünglich geplant – ein Beleg dafür, dass der Markt die Einführung von Instant Payment herbeisehnt.