EURO FINANCE WEEK 2019

EZB-Vize warnt vor Nebeneffekten lockerer Geldpolitik

Börsen-Zeitung, 19.11.2019 ms Frankfurt - EZB-Vizepräsident Luis de Guindos hat erneut vor zunehmenden negativen Nebenwirkungen der ultralockeren Geldpolitik gewarnt und damit Einschätzungen untermauert, dass die Europäische Zentralbank (EZB)...

EZB-Vize warnt vor Nebeneffekten lockerer Geldpolitik

ms Frankfurt – EZB-Vizepräsident Luis de Guindos hat erneut vor zunehmenden negativen Nebenwirkungen der ultralockeren Geldpolitik gewarnt und damit Einschätzungen untermauert, dass die Europäische Zentralbank (EZB) zurückhaltend sein könnte, ihre Geldpolitik weiter deutlich zu lockern. “Wir sind uns dessen voll bewusst, dass unsere geldpolitische Ausrichtung, unsere Geldpolitik, begonnen hat, Nebeneffekte zu haben. Und die Nebeneffekte nehmen zu”, sagte de Guindos gestern zum Auftakt der Euro Finance Week in Frankfurt.Bereits vergangene Woche hatte sich de Guindos im Interview der Börsen-Zeitung besorgt über die Nebenwirkungen der EZB-Politik geäußert und gesagt, der EZB-Rat werde diese künftig noch stärker ins Visier nehmen (vgl. BZ vom 13. November). Da der Spanier im Rat als “Taube” gilt, also als Vertreter einer eher lockeren Geldpolitik, sind solche Aussagen besonders bemerkenswert. Zugleich hatte de Guindos aber gesagt, dass die EZB noch nicht ihre Grenzen erreicht habe.Ganz ähnlich äußerte sich gestern auch EZB-Chefvolkswirt Philip Lane. “Lassen Sie mich betonen, wir denken nicht, dass wir schon an einer Grenze angelangt sind”, sagte Lane laut Reuters auf einer Veranstaltung in Paris. Allerdings sollte auch die Politik ihren Beitrag leisten, damit die Frage nach den Spielräumen der Notenbank weniger relevant werde.De Guindos sprach sich in Frankfurt derweil erneut dafür aus, dass Banken einen größeren Anteil ihres regulatorischen Eigenkapitals künftig in Form von antizyklischen Puffern (Countercyclical Capital Buffer, CCyB) halten, deren Auflösung die Aufsicht anordnen könne. “Die derzeitige Zusammensetzung der Eigenkapitalanforderungen muss möglicherweise neu ausbalanciert werden, um dem CCyB eine wichtigere Rolle zu geben”, sagte er. Aufsichtsbehörden könnten eine Auflösung dieser Puffer bei “systemischem Stress” anordnen, um einen unerwünschten Kreditabbau zu verhindern.