EZB will mehr Kontrolle über Clearinghäuser
Reuters Frankfurt
Die Europäische Zentralbank (EZB) will größere Mitspracherechte bei der Aufsicht über Wertpapierabwickler in der EU, sollten diese Geschäfte nach dem Brexit verstärkt in die Ländergemeinschaft umsiedeln. Die gegenwärtige Aufsichtsstruktur sei für ein solches Szenario nicht angemessen, sagte EZB-Direktor Fabio Panetta am Mittwoch auf einer virtuellen Veranstaltung in Frankfurt. Denn die Rollen der europäischen Börsenaufsicht ESMA und der EZB seien momentan begrenzt. Es sei dann aber wesentlich, dass EU-Behörden Clearing-Geschäfte kontrollierten, die für die EU zentral und für die Geldpolitik entscheidend seien. Zuletzt hatten britische Clearinghäuser etwa das Geschäft mit der Abwicklung von auf Euro lautenden Derivaten dominiert.
Im September hatte die EU-Kommission den britischen Clearinghäusern den Zugang zur EU für 18 Monate ab Januar genehmigt. In dieser Zeit sollten Marktteilnehmer ihr Engagement mit britischen Häusern verringern. Clearinghäuser in der EU könnten in der Zwischenzeit Kapazitäten aufbauen. Bis Juni 2022 soll auch entschieden werden, ob britischen Abwicklern weiter Marktzugang gewährt werden soll.
Panetta wies darauf hin, dass sich Investoren bereits auf die Veränderungen nach dem Brexit einstellen würden. So sei der Handel von auf Euro lautenden Aktien von London nach Amsterdam oder Paris abgeflossen. Zudem werde erwartet, dass der Handel mit EU-Carbon-Contracts nach Amsterdam abwandere.