Fahrenschon versucht, Öl auf HSH-Wogen zu gießen
Von Bernd Wittkowski, FrankfurtJe näher der Monat der Wahrheit für die HSH Nordbank rückt, desto mehr wächst der Druck in der Gerüchteküche und nimmt die Aufgeregtheit im Umfeld zu. Das kennt man von ähnlichen Situationen. Im aktuellen Fall sieht sich jetzt der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Georg Fahrenschon, veranlasst, auf Medienberichte zu reagieren, die unter Bezugnahme auf “vertrauliche Papiere der deutschen Bankenaufsicht” Katastrophenszenarien für die Sparkassen und auch für deren Kunden entwerfen. “Der DSGV sieht keine Grundlage für Spekulationen über die wirtschaftliche Situation der HSH Nordbank und wirtschaftliche Konsequenzen für die Institute der deutschen Sparkassen-Finanzgruppe”, versucht Fahrenschon in einem Rundschreiben an die Vorstände der Organisation zu beruhigen.Die HSH Nordbank muss auf Geheiß der EU-Kommission bis Ende Februar 2018 verkauft werden (eine Fristverlängerung um sechs Monate ist unter bestimmten Voraussetzungen möglich), andernfalls wird sie abgewickelt. Das ist der Preis für die Beihilfe in Form der Wiederaufstockung der Verlustgarantie der beiden Länder Hamburg und Schleswig-Holstein auf 10 Mrd. Euro.In den Papieren, aus denen “Wirtschaftswoche” und “Focus Online” zitieren und deren Existenz in informierten Kreisen bestätigt wird, soll für den Fall einer Abwicklung der Landesbank vor gravierenden Folgen für die gesamte Sparkassengruppe gewarnt werden. Die Rede sei von “Nicht-Leistungsfähigkeit” der Institutssicherung der Landesbanken und Sparkassen, die bei Anwendung von Abwicklungsinstrumenten evident würde, und von hohem Rekapitalisierungsbedarf bei Mitgliedern des Haftungsverbundes.Fahrenschon schreibt in seinem Rundbrief, der der Börsen-Zeitung vorliegt, der DSGV habe keine Erkenntnisse, die solche Schlussfolgerungen nahelegten. Bei den zitierten Unterlagen der Aufsicht handele es sich um “fiktive Szenarien, die von den Behörden für alle Kreditinstitute, beginnend mit den systemrelevanten Instituten, erstellt werden”. Sie hätten keinen Bezug zur aktuellen Situation und ermöglichten daher keinerlei sinnvolle Einschätzung der tatsächlichen Lage einer Bank.Dass eine schwere Schieflage einer großen Bank ein Haftungssystem schnell überfordern kann, und zwar nicht nur jenes der Sparkassen, fällt indes spätestens seit Beginn der Finanzkrise 2007 nicht mehr unter das Bankgeheimnis. Bei der HSH versucht man ja gerade, den Eintritt dieses Falles zu verhindern – aus Sicht von Fahrenschon “planmäßig und professionell” und seitens der mehrheitlich öffentlich-rechtlichen Eigentümer “sehr verantwortungsvoll”.