"Fahrt auf Sicht" bei M & A

UBS: Zeitfenster der Vermarktung bei IPOs verkürzen - Konzentration auf wenige Investmentbanken

"Fahrt auf Sicht" bei M & A

Staatsschuldenkrise und nun auch verstärkt Konjunktursorgen bremsen die Aktivitäten im Investment Banking. Für Börsengänge stünden die Emissionsfenster nur noch kurzfristig offen, und bei Fusionen und Übernahmen sei “Fahrt auf Sicht” angesagt, während die Bankenbranche angesichts der wachsenden Regulierung zunehmend unter Renditedruck gerate. Dies erklärten die Investmentbanker der UBS in einem Pressegespräch.kb Frankfurt – Die Politik im Zusammenhang mit der Euro- und Staatsschuldenkrise bestimme seit April die Tendenz an den Kapitalmärkten, die deshalb von kaum vorhersehbaren Schwankungen geprägt seien, unterstreicht UBS-Investmentbanker Armin Heuberger. Nun kämen auch noch Makrodaten aus den USA und Asien hinzu, die auf eine schwächere Wirtschaft hindeuten. Schließlich tauchten zudem die ersten Gewinnwarnungen von Unternehmen auf. Entsprechend gedämpft ist der Ausblick der UBS für das weltweite Geschäft der Bankenbranche im Investment Banking. Da bedürfe es eines positiven Katalysators, um das zu ändern, so Heuberger.Allein bei Börsengängen (Initial Public Offering, IPO) liegt das Volumen im ersten Halbjahr 2012 um 50 bis 60 % unter Normalniveau. Etliche IPOs seien auf längere Sicht verschoben. “Evonik wäre gegangen, wenn der Preis gestimmt hätte”, sagt Carsten Dentler. Derzeit handele es sich um einen Käufermarkt, wobei die Investoren sehr preissensitiv seien. Die Preise, die Verkäufer bei IPOs erzielen wollen (müssen), seien zuletzt oft nicht erreichbar gewesen, weil sich das Marktumfeld zu schnell geändert habe. Deshalb schlagen die UBS-Investmentbanker vor, das Prozedere eines Börsengangs zu verkürzen. Statt der üblichen zwei Wochen Pre-Marketing-Phase und zwei Wochen Roadshow sollte das Vermarktungsfenster – wie beispielsweise in den USA – gekürzt werden, um so schneller an den Markt zu kommen, empfiehlt Heuberger. Wenn die IPOs gut vorbereitet seien, könne man so schnell die sich nur sehr kurzfristig öffnenden Emissionsfenster nutzen. Dies werde die Regel sein, die “new norm”, erwartet er angesichts der anhaltenden Staatsschuldenkrise.Der Rückgang des weltweiten M & A-Geschäfts um ein Viertel im ersten Halbjahr sei so hoch nicht erwartet worden, erklärte UBS-Fusionsberater Alexander Gehrt. Das Volumen werde sich im zweiten Halbjahr erholen, aber insgesamt werde 2012 nicht das Vorjahresniveau erreichen, sondern eher das Level von 2004 – das drittschwächste M & A-Jahr der letzten Dekade.Auffallend sei, so Gehrt, dass sich der Anteil des europäischen M & A am weltweiten Fusionsmarkt seit der Krise stark reduziert habe. Gleichzeitig habe sich der Anteil der Fusionsvorhaben mit asiatischer Beteiligung in der vergangenen Dekade verdoppelt, auch wenn zuletzt ein leichter Rückgang zu beobachten sei.In Deutschland stünden die zehn größten Transaktionen für zwei Drittel des Volumens im ersten Halbjahr. Es habe nur wenige Transaktionen im Volumen von 1 bis 2 Mrd. Euro gegeben, danach gehe es “schnell runter auf wenige hundert Millionen”. Als Trend bei M & A sieht Gehrt vermehrt Joint Ventures (JV). Unternehmen könnten in schwierigen Zeiten durch die weniger kapitalintensiven JVs nicht nur den Marktzugang in neue Regionen verbessern, sondern auch ihre Kosten und Risiken reduzieren. JVs würden zunehmend mit asiatischen Unternehmen gebildet, so Gehrt.Ein Sektor mit stärkerer Kapitalmarkt- und M & A-Aktivität seien Immobilien, so Stefan Bartschat. Bei Nettomietrenditen von 4 bis 5 % im Vergleich zu Renditen von rund 1,5 % bei zehnjährigen Bundesanleihen sei der Sektor sehr attraktiv.Die eigene Bankenbranche stehe angesichts eines enormen Refinanzierungsbedarfs und schärferer Regulierung unter Druck, so die UBS-Banker. Bei europäischen Banken sank die Emission von Schuldtiteln deutlich. Die verschiedenen Regulierungsvorhaben werden die Eigenkapitalrendite der weltweit Top-13Banken von durchschnittlich 20 % am Ende auf 7 % senken.Entsprechend würden die Corporate- und Investmentbanken ihr Geschäftsmodell anpassen, betont Dentler. Die These, dass eine Investmentbank in allen Geschäftsbereichen tätig sein müsse, ist nach Ansicht von Dentler gebrochen. “One-stop Shopping” rechne sich nicht, da die Branche es sich nicht mehr leisten könne, lange Leerlaufkosten vorzuhalten. Preissenkungen, um Transaktionen an Land zu ziehen, damit die hoch qualifizierten Mitarbeiter wenigstens ausgelastet sind, rechne sich angesichts des hohen Fixkostenblocks nicht. Es komme daher zu einer Konzentration auf wenige Universalanbieter und zu weiterem Personalabbau, prognostiziert Dentler.—– Leitartikel Seite 8