"Fake President" ärgert Kreditversicherer
ak Köln – Die Betrugsmasche “Fake President” macht zunehmend auch den Kreditversicherern zu schaffen. Die Methode von Wirtschaftskriminellen, durch gefälschte Mails vom Chef Buchhalter zu hohen Überweisungen ins Ausland zu verleiten, greife immer mehr um sich, berichtete Thomas Langen, Sprecher der Kreditversicherer beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) und im Hauptberuf Manager beim zweitgrößten Branchenvertreter Atradius.In der Untersparte Vertrauensschadenversicherung (VSV) häufen sich die Schadenfälle. Die “Fake President”-Fälle sind ein Grund dafür, dass die Versicherer in der VSV im laufenden Jahr voraussichtlich 18 % mehr leisten müssen als im Vorjahr. Insgesamt sei das Bewusstsein, durch eigene Mitarbeiter geschädigt werden zu können – sei es ungewollt durch “Fake President” oder bewusst durch Unterschlagung oder Untreue -, bei Unternehmen gestiegen, berichtete Langen. Die Zahl der VSV-Verträge sei 2016 bislang um 11 % gestiegen.Zwei prominente Fälle von “Fake President” haben die Brisanz des Themas deutlich gemacht. Der Autozulieferer Leoni musste nach einem Schaden von 40 Mill. Euro seine Jahresprognose kappen, beim österreichischen Airbus-Zulieferer FACC kostete ein Schaden von 50 Mill. Euro letztlich den Gründer und Chef seinen Job.Die Allianz-Tochter Euler Hermes, Marktführerin in der Kreditversicherung, berichtet, dass sie bei rund 45 “Fake President”-Fällen in den vergangenen zwei Jahren einen Gesamtschaden von 120 Mill. Euro hatte. “Bei Unternehmensgröße und -branchen war praktisch alles dabei, von kleinen und mittelständischen Unternehmen bis hin zu Dax-Konzernen, von Automobil- und Luftfahrt- über Lebensmittelbranche bis hin zum Finanzsektor. Bei der Schadenshöhe variieren die Fälle zwischen rund 300 000 Euro und bisher maximal 50 Mill. Euro”, sagt Rüdiger Kirsch, Leiter Schaden in der VSV-Sparte.Auf den neuen Trend reagiert die Branche uneinheitlich. “Es gibt den einen oder anderen Versicherer, der geprüft hat, ,Fake President`-Fälle auszuschließen, weil das Risiko stark gestiegen und es ihm dadurch zu groß geworden ist”, berichtet Kirsch. Euler Hermes dagegen habe das bislang übliche Sublimit von 1 Mill. Euro in den Verträgen auf 5 Mill. Euro erhöht. “Derzeit überlegen wir sogar, ob wir die Höchstgrenze noch weiter erhöhen auf künftig 10 Mill. Euro.”Zu schaffen macht den Kreditversicherern in der Hauptsparte Warenkreditversicherung aber vor allem die Schwäche großer Schwellenländer sowie eine stark zunehmende Zahl von Großinsolvenzen weltweit wie zuletzt die südkoreanische Reederei Hanjin. Im langsamer wachsenden China zahlten Unternehmen immer später, beklagte Langen. Das Schadenvolumen in der Warenkreditversicherung dürfte 2016 um 5 % anziehen. Größte Insolvenzen in Deutschland waren in diesem Jahr KTG Agrar und Steilmann mit einem Schadenvolumen für die Kreditversicherer von je 15 Mill. Euro und German Pellets mit knapp 7 Mill. Euro.