FRAGEBOGEN

"Fakten statt Meinungen"

Bernhard Matthes, Bereichsleiter BKC (Bank für Kirche und Caritas) Asset Management Herr Matthes, wann und womit haben Sie Ihr erstes eigenes Geld verdient? Es muss im 4. Schuljahr gewesen sein, als ich Klassenkameraden "Fahrradversicherungen"...

"Fakten statt Meinungen"

Bernhard Matthes, Bereichsleiter BKC (Bank für Kirche und Caritas) Asset ManagementHerr Matthes, wann und womit haben Sie Ihr erstes eigenes Geld verdient?Es muss im 4. Schuljahr gewesen sein, als ich Klassenkameraden “Fahrradversicherungen” angeboten habe. Zum Glück standen den erzielten Prämien nie Schäden gegenüber, denn die Versicherungsmathematik dahinter war seinerzeit sicher nicht ausgereift. Etwa zur gleichen Zeit habe ich begonnen, selbstverfasste Bücher an (wohlmeinende) Nachbarn und Verwandte zu verkaufen. Wofür haben Sie es ausgegeben?Für “Lustige Taschenbücher”, denn ich war überzeugt, dass man von Onkel Dagobert viel lernen kann. Was war Ihr erfolgreichstes Investment?Prozentual wahrscheinlich einige Aktien-Long-Positionen zur Zeit des “Neuen Markts” bis 1999.An welches Fehlinvestment erinnern Sie sich?Aktien-Long-Positionen zur Zeit des “Neuen Markts” nach 1999.Treffen Sie Ihre privaten Anlageentscheidungen allein, oder beraten Sie sich mit jemandem?Wie in Sprüchen 2:6 und 3:5-6 im Alten Testament geschrieben steht, ist es falsch, sich auf den eigenen Verstand zu verlassen. Gibt es eine bestimmte Anlagestrategie, die Sie verfolgen?Das Value Investing. Auch wenn der Begriff aus der Aktienwelt stammt, sind die zugrundeliegenden Prinzipien in allen Anlageklassen relevant: Disziplin, Geduld, Langfristigkeit, Risikoaversion, harte analytische Arbeit und die Fähigkeit, “Preis” von “Wert” zu unterscheiden, sind die Basis für Erfolg in einem jeden Investmentunterfangen. Daher bezeichne ich den Prozess, den wir bei der BKC installiert haben, auch als “Multi Asset Value”. Welche Kennzahlen sind für Sie wichtig, wenn Sie sich ein Wertpapier näher anschauen?Bei Aktien entscheiden wir auf Basis einer Vielzahl von Faktoren, primär aus dem Bereich traditioneller Value-Kennzahlen. Um “Value Traps” zu vermeiden, umlegen wir diese aber mit Korrekturfaktoren, etwas aus dem Bereich Minimum-Vola und Momentum. Wie wichtig ist Nachhaltigkeit beim Investieren?Ich stamme aus Sachsen und bin daher quasi Landsmann von Hans Carl von Carlowitz, dem Erfinder der Nachhaltigkeit (er prägte 1713 den Begriff in der Forstwirtschaft). Ich verstehe Nachhaltigkeit – wie er auch – primär als ganzheitliche, ökonomische Nachhaltigkeit. Ich denke, Carlowitz würde sich heute gegen die Vereinnahmung seines Nachhaltigkeitsbegriffs durch Weltuntergangssekten oder allerlei sozialistische Utopien zur Wehr setzen. Beim Investieren habe ich vollste Identifikation mit einer ethisch basierten Anlagestrategie auf Basis christlicher Werte, so wie sie die BKC lebt.Haben Sie bei der Geldanlage ein Vorbild?Ich habe großen Respekt vor vielen bekannten, erfolgreichen Value-Investoren, aber auch Anlegern, die mit disziplinierten, regelbasierten Anlageprozessen nachweislich herausragende Ergebnisse erzielen, wie etwa Mark Spitznagel. Hinsichtlich des Anlagestils haben die Endowments großer US-Universitäten Vorbildcharakter. Wir konstruieren unsere Mischstrategien ebenfalls entsprechend deren bewährter Anlagehistorie nach dem Prinzip maximal möglicher und maximal sinnvoller Diversifizierung und agieren so außerhalb der sonst oft üblichen “Nur Aktien-Renten”-Monokulturen. Ihr Motto beim Investieren lautet?Fakten statt Meinungen. Bewertungen statt Prognosen. Welches Buch sollten Anleger gelesen haben?Benjamin Grahams “The Intelligent Investor”. Auch Nassim Talebs Bücher sind lesenswert. Welches Wertpapier oder welche Assetklasse würden Sie auf Jahressicht empfehlen? Ich würde niemals eine Anlage auf Jahressicht empfehlen. Wer eine Verbindlichkeit auf Jahressicht hat, hält Kasse. Sie haben eine Million Euro und müssen diese mit einem Anlagehorizont von zehn Jahren investieren. Wie würden Sie das Geld anlegen bzw. aufteilen? In unseren Mischfonds BKC Treuhand Portfolio.