Falschen Schwerpunkt gelegt
bg – Die Stiftung Warentest hat in der heute erscheinenden Juli-Ausgabe ihres „Test“ die Portfoliovorschläge von 25 Robo-Advisors untersucht. Diese sollten Anlageempfehlungen für Portfolios von 40000 Euro und für 100000 Euro abgeben. Dabei wollen die Tester zeigen, ab welchen Summen man Robos nutzen kann, in welche Finanzprodukte diese investieren und was die digitale Vermögensverwaltung kostet. Außerdem wird aufgezeigt, welche Anbieter auch eine nachhaltige Portfolio-Variante anbieten. Definiert werden Robo-Advisors als „Vermögensverwalter in Form eines Computerprogramms.“ Der Robo arbeite nach standardisierten Verfahren und meist nach bestimmten, ihm vorgegebenen Algorithmen. Anlagevorschläge mache er häufig auf Fondsbasis.
Die Anlageberatung laufe dann so ab, dass der Robo zunächst Anlagepräferenzen, Risikobereitschaft, finanzielle Verhältnisse und Investment-Kenntnis des Anlegers abfragt. Das mündet dann in einen Portfoliovorschlag. Findet der Zustimmung, wird ein Vermögensverwaltungsvertrag abgeschlossen nebst Depoteröffnung. Der Robo legt das Geld so an wie vorgeschlagen, bei späteren Umschichtungen handelt er dann aber eigenständig entlang der ihm übermittelten Präferenzen für das Portfolio.
Das größte Gewicht legte die Stiftung auf die Produkt- und Kosteninformation, denn Kosten minderten „direkt die Ertragschancen“. Die Noten reichten dann von „Sehr gut“ bis „Mangelhaft“. Viermal wurde die Note „Gut“ vergeben, einmal die Bewertung „Ausreichend“ und achtmal „Mangelhaft“. Häufiger Grund für eine schlechte Note seien zu hohe Kosten, heißt es. Die Testsieger seien „durchweg günstig“ und hätten gute Bewertungen in dem Bereich Produkt- und Kosteninformation. Dabei haben sich die Tester zwar angesehen, wie sich der Wert des Portfolios im Lauf des vergangenen Jahres entwickelte – die Rendite floss allerdings nicht in die Bewertung ein, da „der Robo mit der höchsten Rendite“ nicht zwingend auch der beste sei. Man habe stattdessen geprüft, ob die Portfoliovorschläge sinnvoll seien.
In ihrem Online-Forum rechtfertigt sich die Stiftung Warentest, das Testen der Performance sei noch nicht möglich, denn „nur etwas mehr als eine Handvoll Anbieter“ könnten Portfolios mit über fünf Jahren Wertentwicklung aufweisen – das Betrachten von kürzeren Wertentwicklungen halte man für ungeeignet und in manchen Fällen sogar für irreführend. Ein Nutzerkommentar am Montag: „In der Schule hieße es: Thema verfehlt!“ Ein anderer Leser ist verwirrt, weil der 2019 noch empfohlene Robo von Raisin Invest (Weltsparen) dieses Mal nicht dabei ist. Begründung: Dieser biete rechtlich gesehen keine Finanzportfolioverwaltung an und verfüge somit über keine Lizenz der BaFin – die er natürlich auch vor zwei Jahren nicht hatte, was den dort investierten Anleger nun ratlos und verunsichert zurücklässt.