TITEL

Fast alle Anbieter punkten mit preiswerten und breit gestreuten Aktienprodukten

KERN-ETFs

Fast alle Anbieter punkten mit preiswerten und breit gestreuten Aktienprodukten

Manche Marktbeobachter haben zwar in den vergangenen Jahren schon einmal gemeint, der Preiskampf zwischen den ETF-Anbietern werde sich nicht fortsetzen. Viel niedriger könnten die laufenden Kosten nicht mehr sinken. Damit lagen sie aber falsch. Denn gerade für Kernanlagen sind die Gebühren für Indexfonds noch einmal deutlich gesunken. Und praktisch alle großen Anbieter haben inzwischen eine Reihe von besonders preisgünstigen Core-ETFs im Angebot.Vor wenigen Wochen hat nun Amundi sogenannte Prime-ETFs zu laufenden Kosten von lediglich fünf Basispunkten aufgelegt. “Wir haben damit die preiswerteste Kern-ETF-Palette aller großen europäischen Anbieter”, erklärt Fannie Wurtz, Leiterin ETF, Indexing und Smart Beta bei Amundi. Nicht zuletzt mit Hilfe dieser Prime-ETFs will Amundi ihre in der Indexsparte angelegten Gelder bis 2023 auf 200 Mrd. Euro verdoppeln. Doch auch die Konkurrenz schläft nicht und will ebenfalls mit Hilfe ihrer Kernprodukte in den kommenden Jahren kräftig wachsen. Die Chancen, dass dies geling, stehen ausgesprochen gut. Schließlich entdecken auch in Europa immer mehr Investoren die preiswerten und transparenten Kern-ETFs.Wie die Tabelle zeigt, weisen ETFs auf einen breit gestreuten Weltaktienindex bereits heute sehr niedrige Kosten auf. So gibt es Produkte auf den MSCI World bereits ab laufenden Gebühren von 12 Basispunkten im Jahr. Aber auch 15 oder 20 Basispunkte sind nicht teuer, insbesondere verglichen mit Investments in aktive globalen Aktienfonds, deren Kosten in der Regel bei 150 oder 200 Basispunkten entsprechend 1,5 bis 2 % pro Jahr liegen.Ein Kerninvest am Aktienmarkt sollte möglichst breit über Länder und Branchen gestreut sein und keine allzu großen Anteile von einzelnen Aktien aufweisen. Diese Bedingungen erfüllt zum Beispiel der MSCI World. Er deckt die Aktienmärkte der 23 entwickelten Länder der Welt ab und enthält mehr als 1 600 Aktien. Über 85 % der Marktkapitalisierung der frei verfügbaren Aktien (Free Float) in den genannten Ländern sind in dem Index enthalten. Die Aktienmärkte der Schwellenländer finden sich im MSCI World allerdings nicht wieder. Diese deckt hingegen der MSCI All Countries World mit ab, dessen Schwergewicht aber auch die entwickelten Staaten bilden.Im Zuge der Aufwärtsbewegung der globalen Aktienmärkte und insbesondere der US-Börsen mit den an ihnen gehandelten großen Technologiewerten hat sich der MSCI World in den vergangenen Jahren recht vorteilhaft entwickelt (siehe Chart). So kommt ein ETF von Comstage auf Sicht von zehn Jahren auf eine Performance von 13,1 % pro Jahr. Und das bei einer für einen Aktienfonds recht niedrigen Volatilität von rund 11 % p a. in den vergangenen drei Jahren. Denn die breite Streuung dieses Weltaktienindex vermindert sein Risiko merklich.Wer in den MSCI World investiert, sollte aber wissen, dass er zu mehr als 50 % seines Investments am US-amerikanischen Aktienmarkt, dem größten der Welt, investiert. Dieser Vorteil der vergangenen Jahre würde zum Nachteil werden, wenn sich die US-Aktienmärkte einmal schwächer als der Rest der Welt entwickeln würden. Wer Europa in seinem Kerninvestment stärker berücksichtigen will, der kann dies über den Erwerb zweier ETFs genau steuern: Mit dem Kauf eines breit gestreuten Europa- oder Euroland-Aktienfonds und eines breit gestreuten US-Aktienfonds. Europa lässt sich zum Beispiel über den Euro Stoxx 600 gut abdecken, für Euroland kommt der MSCI EMU in Frage. Zumindest in den vergangenen Jahren hat sich der europäische Aktienmarkt schwächer entwickelt als der amerikanische. So kommt ein ETF auf den Euro Stoxx 600 auf Sicht von zehn Jahren nur auf eine Performance von 9,4 % pro Jahr.Hingegen hat der amerikanische Aktienmarkt in den vergangenen Jahren besonders gut abgeschnitten. So kommt ein ETF der Deka auf den marktbreiten MSCI USA über zehn Jahre auf eine Performance von satten 16,0 %. Und auch die ETFs auf den marktbreiten S&P 500 Index haben auf Sicht von fünf Jahren mit einer Performance von 14,5 % p. a. überzeugt. Auch solche Kern-ETFs weisen äußert niedrige Gebühren auf. So bietet State Street Global Advisors (SPDR), auch “Spider” genannt, einen ETF auf den S&P 500 bereits für laufende Kosten von neun Basispunkten im Jahr an. Die BlackRock-Tochter iShares punktet mit Gebühren von lediglich fünf Basispunkten im Jahr. In ihrem ETF auf den marktbreiten US-Index sind satte 30 Mrd. Euro investiert (vgl. Tabelle).Dass die Vermögensanlage in ETFs eine sinnvolle ist, zeigen auch die Investments von Bundesbankpräsident Jens Weidmann. Dieser ist schließlich jemand, der etwas von Geld versteht und der bei der Anlage nüchtern und sachlich entscheiden dürfte. Wie einer Veröffentlichung der Europäischen Zentralbank zu entnehmen ist, hat Weidmann sein Vermögen in zwei ETFs angelegt. Und zwar zum einen in einen Indexfonds der DWS-Tochter Xtrackers auf den MSCI All Countries World sowie in ein Produkt von Xtrackers auf den Dax.Der MSCI All Countries World, der breit gestreut die Weltaktienmärkte abbildet, stellt ein passendes Kern-ETF dar. Und zusammen mit solch einem Investment macht eine Anlage im Deutschen Aktienindex zumindest als Beimischung durchaus Sinn.Als alleiniger Kern eines effizienten ETF-Aktienportfolios gilt der 30 Titel umfassende Dax aber als eher weniger geeignet. Die Streuung ist hier im Vergleich zu anderen Indizes relativ niedrig und einzelne Aktien werden im Dax mit bis zu 10 % relativ hoch gewichtet. Gleichwohl bietet der Dax auch Vorteile: Er ist leicht zu beobachten und ETFs auf diesen Index weisen niedrige laufende Kosten auf.Aber Weidmann legt ja nicht allein im heimischen Dax an, er investiert zusätzlich in den Weltaktienmarkt. Dann ist er auch dabei, sollte insbesondere der amerikanische Aktienmarkt weiter haussieren. Werner Rüppel