Nachhaltigkeit

Fast alle Investoren setzen auf ESG

Ein Bekenntnis zur nachhaltigen Kapitalanlage gehört heute zum guten Ton: Drei Viertel aller institutioneller Investoren wollen ihr ESG-Investment ausbauen,, wie eine Umfrage der Fondsgesellschaft Union Investment zeigt.

Fast alle Investoren setzen auf ESG

Fast alle Investoren setzen auf ESG

Umfrage: Institutionelle Anleger bauen Anteil überwiegend aus – Biodiversität wird Anlagethema

wbr Frankfurt

Ein Bekenntnis zur nachhaltigen Kapitalanlage gehört heute zum guten Ton: Drei Viertel aller institutionellen Investoren wollen ihr ESG-Investment ausbauen, nur wenige fassen eine Reduzierung des Anteils ins Auge, wie eine Umfrage der Fondsgesellschaft Union Investment zeigt. An der Atomkraft scheiden sich die Geister.

Institutionelle Investoren in Deutschland wollen nachhaltige Anlagen weiter ausbauen. Dabei lassen sie sich von geopolitischen Krisen und Herausforderungen der Märkte nicht abhalten. Das ist ein Ergebnis einer Umfrage der Fondsgesellschaft Union Investment. Wegen der geopolitischen Krisen wollen 76% von ihnen den Anteil nachhaltiger Kapitalanlagen aufstocken. Das bisherige Niveau beibehalten möchten 20%, und 4% planen eine Verringerung ihrer grünen Investments. Für die Untersuchung wurden von Januar bis April 2023 insgesamt 200 Investoren befragt.

Aktuell berücksichtigen 91% der Großanleger in Deutschland Nachhaltigkeitskriterien. 74% der Investoren sind mit den Anlagen zufrieden. 60% der befragten Großanleger, die sowohl nachhaltig als auch konventionell investieren, bescheinigen ESG-Portfolios eine ähnliche oder bessere Renditeentwicklung. Unter Risikogesichtspunkten sehen 69% das nachhaltige Portfolio gleichauf oder im Vorteil.

Am häufigsten werden als Motiv die Werte des eigenen Unternehmens (88%) genannt. Dabei habe die Nachhaltigkeitswirkung für die Mehrzahl der Investoren sogar eine höhere Priorität als die Rendite. Besonders wichtig sind auch Vorgaben in den Anlagerichtlinien, die von 87% der Investoren als Motiv für grüne Investments angegeben werden. An dritter Stelle kommen rechtliche Vorgaben bzw. treuhänderische Pflichten mit 80%.

Ein Fünftel für Atomkraft

Weitgehend einig sind sich die Investoren in Bezug auf die Transformation der Energieversorgung in Deutschland und halten unisono einen Ausbau der erneuerbaren Energien für erforderlich. Dagegen plädieren nur 30% für eine Steigerung der Flüssiggasimporte. Für eine Nutzung der Atomenergie sprechen sich 21% der Befragten aus. Auffällig sei, dass sich der Anteil derjenigen, die Atomkraft als nachhaltig einstufen, gegenüber dem Vorjahr auf 22% verdoppelt habe. Die Genehmigung von Fracking in Deutschland befürworten 10% der befragten Investoren, eine stärkere Nutzung von Öl und Kohle nur jeweils 3%, berichtet die genossenschaftliche Fondsgesellschaft.

Noch relativ neu ist bei der Kapitalanlage das Thema Biodiversität. Heute spielen Biodiversität und Entwaldung für 42% der nachhaltig anlegenden Investoren eine Rolle. „Mit dem Artensterben sind ebenso wie mit dem Klimawandel wachsende wirtschaftliche Risiken verbunden. Biodiversität wird somit auch im Risikomanagement relevant“, erläutert André Haagmann, Vorstandsmitglied von Union Investment. 64% der Befragten bevorzugen den Ausschluss von Unternehmen, die durch ihr Geschäftsmodell die Biodiversität gefährden.

Vier von fünf der nachhaltig investierenden Befragten wenden Ausschlusskriterien an. Damit ist diese Vorgehensweise klarer Favorit im Investmentprozess. An zweiter Stelle folgt der Best-in-Class-Ansatz (48%) gefolgt von Auswahl nach Impact und Nachhaltigkeitswirkung (47%). Active Ownership und Engagement spielen nach Angaben der befragten Investoren eine geringere Rolle (26%).

ESG-Markt wächst weiter

Aus Sicht der Großanleger hat sich die nachhaltige Kapitalanlage trotz krisenhafter Entwicklungen innerhalb des vergangenen Jahres bewährt oder an Relevanz gewonnen. Eine große Mehrheit von 80% erwartet ein fortgesetztes Marktwachstum und rechnet in den kommenden zwölf Monaten mit einem weiteren Volumenwachstum bei nachhaltigen Kapitalanlagen, so das Ergebnis der Umfrage.

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