Fast alle wollen nach Deutschland

Wirtschaftslage und Niedrigzinsen lassen Investoren nach Betongold greifen

Fast alle wollen nach Deutschland

tl Frankfurt – Das gewerbliche Immobiliengeschäft inklusive des gewerbliche geprägten Wohnimmobiliengeschäfts brummt in Deutschland unverändert. Das Transaktionsvolumen hat im ersten Halbjahr fast 26 Mrd. Euro erreicht und lag damit beinahe so hoch wie im ersten Halbjahr des Rekordjahres 2007. Im Vergleich zum ersten Semester 2016 betrug das Wachstum 45 %. Interesse abseits der Big 7Auffällig war das besonders starke Wachstum in den Märkten außerhalb der etablierten Zentren, die im Maklersprech als Big 7 (Berlin, Frankfurt, Hamburg, Düsseldorf, Köln, München, Stuttgart) bezeichnet werden. “Auf den Punkt gebracht könnte man formulieren: Büros und Hotels werden in den Big 7 gekauft, hier liegen die Big-7-Anteile am deutschlandweiten Transaktionsvolumen bei 69 % bzw. 63 %, Investments in Einzelhandels-, Pflege- und Logistikimmobilien finden dagegen auch außerhalb statt – Anteile liegen bei 82 %, 83 % und 66 %”, sagte Helge Scheunemann, Head of Research JLL Germany.Die sehr großvolumigen Transaktionen im Bürobereich sowie die vielen Paketverkäufe im Logistik- und Handelssegment zeigen für Fabian Klein, Head of Investment bei CBRE in Deutschland, “eindrücklich, dass die nationalen wie internationalen Investoren großes Vertrauen in den Standort Deutschland setzen, der ein nachhaltig sicheres und lohnenswertes Investment verspricht.” Durch die guten Wachstumsperspektiven hierzulande seien die Investoren auch eher bereit, ihre Risikoneigung zu erhöhen, um so dem gestiegenen Renditedruck zumindest etwas zu entgehen.Die Portfoliotransaktionen, die im ersten Halbjahr 2017 um 92 % auf 9,4 Mrd. Euro überdurchschnittlich zugenommen haben, konzentrierten sich auf die Metropolen. Dazu passt, dass ausländische Investoren in diesem Jahr besonders aktiv sind. Von Januar bis Juni entfiel fast die Hälfte des gesamten Transaktionsvolumens auf diese Gruppe. Die meisten ausländischen Investoren kamen aus den USA und Großbritannien, gefolgt von China.Aus Asien wurden knapp 3,3 Mrd. Euro hierzulande investiert, entsprechend 13 % des gesamten Transaktionsvolumens. Größte Transaktion war der Verkauf des deutschen Anteils von 74 Logistikimmobilien durch Blackstone an die China Investment Corporation (CIC) für rund 1,9 Mrd. Euro.Stärkste Käufergruppe waren Asset- und Fondsmanager, gefolgt von Immobilien- und Spezialfonds sowie börsennotierten Immobiliengesellschaften und Reits. Als stärkste Nettoverkäufer zeigten sich laut CBRE Projektentwickler und Bauträger.Wie immer am meisten gesucht waren Büroimmobilien mit 10,2 Mrd. Euro (40 %). Als zweitgrößte Nutzungsart sieht JLL erstmals Logistik mit 5,5 Mrd. Euro, gefolgt vom traditionellen Zweiten Einzelhandel mit 4,9 Mrd. Euro. “Hintergrund dieser Verschiebung sind die aus Sicht der Investoren besseren Ertragsperspektiven für Logistikimmobilien, zumal im Einzelhandel in vielen Märkten ein Ende des Mietpreiswachstums erreicht ist und sich dann insofern die hohen Preise (niedrigen Renditen) nicht mehr rechtfertigen lassen”, sagt Timo Tschammler, CEO JLL Germany. Dies spiegele sich auch in der Finanzierung wider. “Banken sind gegenüber Einzelhandelsimmobilien vorsichtiger geworden, währenddessen die Neugeschäftszahlen der Immobilienfinanzierer ein höheres Volumen an Krediten für Logistik-, Hotel-, Senioren- oder Pflegeimmobilien ausweisen.” Niedrige SpitzenrenditenDie Spitzenrenditen bleiben sehr niedrig. In den sieben Immobilienhochburgen errechnet JLL für Büroimmobilien im Schnitt 3,47 %. In Berlin wird ein Unterschreiten der 3 %-Schwelle nach unten im Jahresverlauf erwartet. Auch für die anderen Märkte rechnet JLL mit einer weiteren Kompression der Rendite auf 3,31 % zum Jahresende.Am gewerblichen Wohnungsmarkt legte das Transaktionsvolumen im ersten Halbjahr gegenüber dem Vergleichszeitraum um 40 % auf 6,2 Mrd. Euro zu. Projektentwicklungen bzw. Forward Deals machen inzwischen fast 30 % der gehandelten Objekte und Portfolien aus. Auf Käuferseite traten vor allem inländische Spezial- und offene Immobilienfonds sowie große Wohn-AGs auf. Einsame Spitze der Beliebtheitsskala ist Berlin.