Fed beschließt Kapitalvorschriften

Gros der US-Banken erfüllt die Vorgaben bereits

Fed beschließt Kapitalvorschriften

scd New York – Die US-Notenbank Federal Reserve hat strengere Kapitalvorgaben für Banken im Rahmen von Dodd-Frank-Gesetzgebung und Basel III vereinbart. Der Beschluss, der vom siebenköpfigen Fed-Ausschuss am Dienstag einstimmig verabschiedet wurde, kommt der Finanzindustrie zumindest in einem Punkt entgegen. So wurde die Auflage für Großbanken, bei bestimmten riskanten Vermögenswerten – darunter kaum mit Eigenkapital unterlegte Subprime-Hypotheken – höhere Kapitalpuffer vorzuhalten, aus der finalen Beschlussfassung entfernt. Einige Bankvertreter hatten argumentiert, dass derartige Vorgaben die fragile Erholung am US-Immobilienmarkt gefährden würden. Damit sind die Regeln für die Risikovorsorge bei Häuserkrediten kaum verschärft gegenüber den Jahren vor der Finanzkrise. Die Fed begründet ihre Nachsicht damit, dass Banken insgesamt mehr Kapital vorhalten und damit auch Verluste im Hypothekengeschäft besser abfedern könnten.”Dieses Rahmenwerk fordert von Bankgesellschaften, Kapital in größerem Umfang und höherer Qualität als bisher vorzuhalten”, zeigte sich Fed-Chef Ben Bernanke zufrieden. Die neuen Kapitalvorgaben seien dazu geeignet, in schwierigen Zeiten ein Puffer zu sein und zugleich Anreize für übertriebene Risikofreude zu minimieren. Mit der Reform der Kapitalvorschriften seien die US-Banken besser aufgestellt, Krisen zu überstehen, und trügen damit zur allgemeinen Gesundheit der US-Wirtschaft bei, sagte Bernanke.Die Leverage Ratio, also der Mindestanteil des Kernkapitals an der gesamten Bilanzsumme, soll künftig 4 % betragen. Das sind mehr als der von Basel III vorgegebene Übergangswert von 3 %, aber weit weniger als die von einigen Marktbeobachtern prognostizierten 6 %. Mit der 4-%-Grenze hat die Fed den US-Großbanken schmerzhafte Anpassungen erspart. Einer Studie von Goldman Sachs zufolge genügte von den größeren amerikanischen Instituten zuletzt nur Bank of New York Mellon dieser Anforderung nicht – der Sprung von 3,9 % auf 4 % binnen zwei Jahren sollte indes leicht möglich sein.Die Kernkapitalquote bezogen auf die risikogewichteten Aktiva soll für Banken derweil von 4 auf 6 % steigen. Für andere beaufsichtigte Finanzdienstleister gelten Grenzwerte von 2,5 % bzw. 4,5 %, teilte die Fed mit. Die Fed rechnet damit, dass die US-Banken wegen der neuen Regeln bis zum Inkrafttreten im Jahr 2015 rund 4,5 Mrd. Dollar an zusätzlichem Kapital einsammeln müssen. In Relation zur Größe des US-Bankensektors ist das allerdings ein winziger Betrag. Die vier größten US-Banken J.P. Morgan Chase, Bank of America, Citigroup und Wells Fargo kommen jeweils auf weit mehr als 1 Bill. Dollar an Vermögenswerten. Doch nicht nur die großen Banken sind von den neuen Regeln kaum betroffen. Laut Fed erfüllen bereits heute gut 95 % aller Banken mit mindestens 10 Mrd. Dollar an Vermögenswerten die am Dienstag beschlossenen Vorgaben.Allerdings stehen den großen, als systemrelevant geltenden Instituten möglicherweise zusätzliche Regelverschärfungen ins Haus. Fed-Gouverneur Daniel Tarullo erklärte am Dienstag vor der Abstimmung, die US-Bankenaufseher stünden “kurz davor”, sich auf einen Vorschlag zu einigen, der noch strengere Kapitalvorgaben für Großbanken vorsieht als Basel III.