Fed untersucht potenzielles Datenleck

Auffällige Geschäfte im Gold-Terminhandel nach dem jüngsten Zinsentscheid

Fed untersucht potenzielles Datenleck

gbe Frankfurt – Die amerikanische Notenbank Federal Reserve und die Terminmarktaufsicht Commodity Futures Trading Commission (CFTC) untersuchen auffällige Kursbewegungen, die wenige Millisekunden nach der Bekanntgabe des jüngsten Zinsentscheids am vergangenen Mittwoch aufgetreten sind.Wie die beiden Institutionen unabhängig voneinander bekannt gaben, prüfen sie Terminkontrakte im Goldhandel an der Chicagoer Börse. Dort sollen in den ersten sieben Millisekunden nach Bekanntgabe des Zinsentscheids Termingeschäfte im Wert von rund 800 Mill. Dollar getätigt worden sein. Die Transaktionen waren ein lohnendes Geschäft, schließlich legte der Goldpreis nach der offiziellen Verkündung der Beschlüsse um 4 % zu. Doch da es üblicherweise sieben Millisekunden dauert, um Daten zwischen Washington und Chicago auszutauschen, erscheinen die Transaktionen verdächtig. Denn das bedeute, dass die Nachricht in Chicago bereits vorgelegen haben muss, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters Eric Husader, Chef des New Yorker Analysehauses Nanex, das die Fed und die CFTC auf die Geschäfte aufmerksam gemacht hatte.Nun hat die Suche nach einem potenziellen Datenleck begonnen. Neben den Mitgliedern des Offenmarktausschusses selbst sind auch Medienvertreter vor der Bekanntgabe über die Ergebnisse informiert. Die Fed händigt ihren Beschluss zehn Minuten vor der Veröffentlichung in einem Presseraum im Finanzministerium aus. Dabei verhängt sie ein striktes Embargo, die Informationen dienen nur der Vorbereitung der Journalisten. Die Veröffentlichung darf nicht vor der allgemeinen Bekanntgabe erfolgen.Die Fed hat mit den betroffenen Medien Kontakt aufgenommen, um über dieses Embargo und die Möglichkeiten, die Einhaltung zu gewährleisten, zu sprechen beziehungsweise um zu erfahren, wie die Einhaltung sichergestellt wird. Die Vereinbarung zwischen der Fed und den Journalisten sagt der Agentur Bloomberg zufolge allerdings nichts darüber aus, ob Datenlieferanten die vorab erhaltenen Informationen in ihren Systemen speichern dürfen. Bloomberg entsendet ebenfalls Vertreter in den Presseraum. Eine Frage von MillisekundenWenn sie die Daten speichern und beispielsweise vorab auf einen Server in Chicago übertragen würden, dann wäre der auffällige Zeitvorsprung der Goldgeschäfte erklärt, sagt Robert Stowsky, Analyst beim Analysehaus Aite Group. Hochfrequenzhändler könnten diese Daten dann einfach zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dort abrufen.Doch egal, ob jemand die Daten vorab verraten hat oder ob es sich bei den untersuchten Transaktionen schlicht um spekulative Geschäfte ohne Kenntnis des Zinsentscheids gehandelt hat – das Ereignis wirft einmal mehr ein Schlaglicht auf die Probleme des immer schnelleren Handelsgeschäfts und die damit verbundene Frage, ob alle Marktteilnehmer wirklich immer gleichzeitig über relevante Informationen informiert werden.Der New Yorker Generalstaatsanwalt Eric Schneiderman sagte Bloomberg zufolge gestern, Investoren mit ultraschnellen Handelssystemen, die bevorzugten Zugang zu marktbewegenden Informationen erhalten, stellten eine zunehmende Bedrohung für die Integrität der amerikanischen Finanzmärkte dar. Schneiderman untersucht derzeit, wie er die Vorteile, die Hochfrequenzhändler durch den frühen Informationszugang erhalten, zunichtemachen kann. Das Projekt trägt den Namen “Insider Trading 2.2”. “Eine neue Generation von Marktmanipulatoren ist entstanden”, sagte er weiter. Das könne dazu führen, dass andere Marktteilnehmer nicht länger investierten, weil sie die Marktintegrität anzweifelten.