Fed wirft Schatten auf US-Bankbilanzen
Die US-Banken haben im zweiten Quartal trotz der angekündigten Schwächen im Handel und im Investment Banking prächtig verdient. Dennoch wachsen die Sorgen über die weiteren Aussichten. Mit den erwarteten Zinssenkungen der Fed trübt sich nämlich auch der Ausblick auf die Nettozinserträge ein.sp New York – Die großen US-Banken haben das zweite Quartal mehrheitlich über den Erwartungen abgeschlossen. Das lässt sich bereits vor den für heute angekündigten Zahlen von Bank of America und der morgen angesetzten Bilanzvorlage von Morgan Stanley festhalten. Denn nachdem Citi mit einem Gewinn von 4,8 Mrd. Dollar und Erträgen in Höhe von 18,8 Mrd. Dollar schon am Montag über den Analystenschätzungen gelandet war (vgl. BZ vom 16. Juli), überzeugten gestern auch Branchenprimus J.P. Morgan Chase und Wells Fargo, die größte US-Retailbank, mit kräftigen Gewinnzuwächsen sowie wachsenden oder wenigstens stabilen Erträgen. Für eine positive Überraschung sorgte außerdem Goldman Sachs, obwohl die Wall-Street-Adresse ein insgesamt rückläufiges Geschäft verzeichnete und weniger verdiente als im Vergleichszeitraum. An der Börse gab es für die Investmentbank gestern trotzdem den stärksten Applaus, weil die Aktienhändler der Bank überraschend ein Ertragsplus verschafften und sich im gedämpften Handel des zweiten Quartals von den Konkurrenten absetzten (siehe Grafik). Die Aktie legte zeitweise mehr als 2 % zu, während es für J.P. Morgan Chase rund 1 % nach oben ging. Wells Fargo rutschte derweil um knapp 3 % ab, weil die Nettozinsmarge unter den Erwartungen blieb.Der Druck auf die Nettozinserträge steigt in Erwartung einer baldigen Zinssenkung durch die US-Notenbank allerdings auch bei den Konkurrenten. J.P. Morgan hat am Dienstag deshalb ihre Prognose leicht abgesenkt und rechnet im laufenden Jahr mit Nettozinserträgen in Höhe von 57,5 Mrd. Dollar statt der bisher erwarteten 58 Mrd. Dollar. Der Anpassung liegt die Einschätzung zugrunde, dass die Fed bis zum Jahresende eine Zinssenkung um einen Viertelpunkt vornimmt, erklärte Jennifer Piepszak, die in diesem Frühjahr für Marianne Lake auf den Posten des CFO gerückt ist (vgl. BZ vom 19. April). Im zweiten Quartal schaffte die Bank mit Nettozinserträgen in Höhe von 14,4 Mrd. Dollar ein Plus von 7 %. Die Nettozinsmarge gab von 2,57 % auf 2,49 % nach.Citi meldete am Montag einen Zuwachs der Nettozinserträge um 2 % auf knapp 12 Mrd. Dollar und lag damit im Rahmen der Erwartungen, blieb mit einer Nettozinsmarge von 2,67 % aber unter den durchschnittlichen Schätzungen und leicht unter den 2,70 % aus dem Vorjahr. Den Ausblick für das Gesamtjahr mit 4 % höheren Nettozinserträgen gegenüber dem Vergleichszeitraum hat die Bank indessen bestätigt. CFO Mark Mason erklärte, dass eine Zinssenkung der US-Notenbank um einen Viertelpunkt bei Citi mit 50 Mill. Dollar je Quartal ins Kontor schlägt. Senkt die Fed bis zum Jahresende die Zinsen drei Mal um einen Viertelpunkt, würde das im nächsten Jahr also 600 Mill. Dollar oder 1,3 % der Nettozinserträge des vergangenen Jahres aufzehren.Wells Fargo stellte bereits im April in Aussicht, dass ihre Nettozinserträge im laufenden Jahr um bis zu 5 % sinken werden, und verzeichnete im zweiten Quartal einen Rückgang um 4 % auf 12,1 Mrd. Dollar. Die Nettozinsmarge lag mit 2,82 (i.V. 2,91) % auf dem niedrigsten Wert seit 2016, kurz nachdem die Fed im Dezember 2015 damit begonnen hatte, die Zinsen in kleinen Schritten vorsichtig anzuheben, die zuvor über Jahre nahe null gelegen hatten. Zuletzt hat die US-Notenbank wiederholt signalisiert, dass sie schon bei der nächsten Sitzung des Offenmarktausschusses Ende Juli bereit sein könnte, die Zinsen zum ersten Mal nach zehn Jahren wieder zu senken. Tradeweb stützt im HandelDie wachsende Unsicherheit über die konjunkturellen Aussichten in den USA, die die Fed demnächst zu einem Schritt nach unten bewegen könnte, schlägt sich auch bei den Nichtzinserträgen in den Bankbilanzen nieder. So haben sich die Erträge im Handel mit Aktien und festverzinslichen Wertpapieren bei J.P. Morgan schlechter entwickelt als erwartet, sieht man von einem Sonderertrag aus dem IPO der Handelsplattform Tradeweb Anfang April ab, von dem auch Citi profitierte. Das Investment Banking blieb ebenfalls unter den Vergleichswerten.Von den flauen Märkten im Aktienhandel unbeeindruckt zeigte sich Goldman Sachs, die im zweiten Quartal als bisher einzige Wall-Street-Adresse die Erträge in diesem Geschäft steigerte und hier das zweitbeste Quartal der vergangenen vier Jahre hinlegte. Insgesamt lag der Handel mit 3,5 Mrd. Dollar Ertrag wegen rückläufigen Geschäfts mit festverzinslichen Wertpapieren auch bei Goldman Sachs leicht unter dem Vergleichszeitraum. Hier ist auch die Deutsche Bank, die den Handel in den USA im Zuge ihres radikalen Umbaus stutzt, engagiert.Die erwarteten Zinssenkungen der US-Notenbank werfen bei Goldman Sachs ebenfalls ihre Schatten voraus. Die Investmentbank, die mit ihrer Online-Retailsparte “Marcus” in das Einlagengeschäft drängt, hat die Zinsen für Kunden von Marcus im zweiten Quartal gekappt. In diesem Zeitraum kletterten die Nettozinserträge um knapp zwei Fünftel auf 872 Mill. Dollar.